Bundesligen

Nur eine Zusage! ESV Weil auf BL-Abschiedstournee

Hana Arapovic, Vivien Scholz, Polina Debrova, Izabela Lupulesku und Ievgeniia Sozoniuk stehen mit dem ESV Weil vor dem Abstieg. (©Verein)

08.03.2023 - Nach erfolgreichen Jahren in der Damen-Bundesliga droht dem ESV Weil der Absturz in die zweite Liga. Der Glaube an das sportliche Wunder ist gering, die Planungen für die neue Saison laufen. Die Südbadenerinnen rechnen mit einem großen personellen Umbruch. Nur eine Spielerin wird dem Team erhalten bleiben. Beim Großteil ist die Zukunft noch offen, bei den Topspielerinnen um Hana Arapovic stehen die Zeichen auf Abschied. Izabela Lupulesku hat bereits in Langstadt unterschrieben.

Es war eine wahre Zitterpartie, dank der der ESV Weil am Rhein, der vor knapp einem Jahrzehnt noch in der Regionalliga unterwegs war, kurz nach Beginn der Corona-Pandemie im April 2020 zum ersten Mal in der 97-jährigen Vereinsgeschichte den Sprung in die höchste deutsche Damen-Spielklasse geschafft hatte. Fast genau drei Jahre später droht das Abenteuer am Dreiländereck mit dem Abstieg zu enden. Denn der Tabellenletzte steht mit dem Rücken zur Wand, konnte nur eines der bisherigen 13 Spiele gewinnen und liegt bei zwei absolvierten Partien mehr zwei Zähler sowie mit einer um zehn Punkte schlechteren Punktedifferenz hinter dem Vorletzten TTG Bingen/Münster-Sarmsheim (zur Tabelle).

Nach zwei Play-off-Halbfinal-Teilnahmen: Chancen auf den Klassenerhalt gering

Nach zwei Remis gegen Schwabhausen und Langstadt vor heimischer Kulisse war Mitte Februar noch mal neue Hoffnung auf den Klassenerhalt entfacht worden, die durch die 1:6-Pleite im direkten Duell gegen Bingen vor zwei Wochen schnell zerstört wurde. Die Ausgangslage ist kompliziert, die Aufgabe ungemein schwer: Weil benötigt im letzten Heimspiel am 19. März dringend einen Sieg gegen Titelkandidat Kolbermoor – das Hinspiel endete 4:6 – und ist gleichzeitig auf drei bestenfalls hohe Niederlagen von Tabellennachbar Bingen angewiesen. „Wir haben nur noch eine kleine, theoretische Chance, geben noch nicht auf und wollen befreit aufspielen. Aber es ist sehr unwahrscheinlich, weswegen wir davon ausgehen, nächste Saison in der zweiten Liga zu spielen“, sagt Weils langjährige Abteilungsleiterin Doris Spiess, deren Mann Serge für den sportlichen Bereich zuständig ist. 

Dabei liefen die ersten beiden Spielzeiten für den Aufsteiger von 2020 überaus erfolgreich. Nach der jeweiligen Qualifikation für die Play-offs zogen die Weilerinnen 2021 gegen Schwabhausen und 2022 gegen Böblingen jeweils im Entscheidungsspiel des Viertelfinals überraschend ins Halbfinale ein und scheiterten dort jeweils am späteren Meister ttc berlin eastside. „Damit hätten wir nie gerechnet“, blickt Spiess zurück.

Doch seit Sommer konnte das Schlusslicht in der Liga nicht mehr an seine guten Leistungen anknüpfen. Auch weil die Spitzenspielerin, die bulgarische Olympia-Teilnehmerin Polina Dobreva (geborene Trifonova), fast die gesamte Rückrunde ausfiel. „Das war schon ein großer Nachteil. Die Gegner waren gegen uns zudem oft komplett. Wir hatten Pech. Und es konnten fast nie mehrere Spielerinnen ihre Topform abrufen, sodass wir oft knapp verloren haben“, betont Cheftrainer Alen Kovac.

Jena will aufsteigen – fast alle Leistungsträgerinnen vor dem Abgang

Dementsprechend schreiten in Baden-Württemberg die Planungen für die kommende Spielzeit mit Blick auf die Lizenzvergabe und den Meldeschluss am 15. März mit Hochdruck voran. Mit dem SV SCHOTT Jena, derzeit Zweiter in der 2. Bundesliga, möchte mindestens ein Klub den Sprung in die Damen-Bundesliga wagen, die damit auch in der Saison 2023/2024 sicher ihre Sollstärke von acht Mannschaften erreichen wird. „Die Vorgespräche laufen. Aber wir wollen noch das letzte Spiel abwarten“, sagt Kovac. Spiess ergänzt, vor dem wichtigen Match gegen Kolbermoor durch Vertragsverhandlungen keine Unruhe aufkommen lassen zu wollen. 

Noch seien nicht alle Personalien in trockenen Tüchern. Sicher ist bislang nur, dass die Ukrainerin Ievgeniia Sozoniuk (seit 2015 im Verein) ligaunabhängig bleiben wird. Die mehrfache serbische Meisterin Izabela Lupulesku hat dagegen bereits beim TSV Langstadt unterschrieben. Die Leistungsträgerinnen Hana Arapovic aus Kroatien und Polina Dobreva werden wohl ebenfalls nicht zu halten sein, auch Vivien Scholz möchte weiter erstklassig spielen. „Ich habe trotz meiner bescheidenen Einzelbilanz überraschenderweise eine ganze Reihe guter Angebote erhalten, weswegen ich optimistisch auf die nächste Saison blicke. Noch habe ich etwas Zeit zu entscheiden, wie es weitergeht“, sagt die 25-jährige Deutsche, die international inzwischen für Luxemburg aufschlägt.

In der zweiten Liga etablieren – Wiederaufstieg als mittelfristiges Ziel

Alles deutet somit auf Veränderungen und einen großen personellen Umbruch hin. Den wird neben dem Ehepaar Spiess auch Alen Kovac mit einleiten. Der Trainer gilt als Urgestein und ist in seiner Funktion beim ESV nun schon seit 25 Jahren tätig. „Ich habe gar kein Interesse, woanders zu arbeiten“, sagt er. Im Falle des Abstiegs setzen die Verantwortlichen allerdings nicht sofort alles auf den direkten Wiederaufstieg. Die Ambitionen, in Zukunft wieder in der Bundesliga für Furore zu sorgen, sind dennoch da. „Zweitligisten müssen nach dem Aufstieg oben oft gut aufrüsten, um in der ersten Liga mitzuhalten. Wir wollen irgendwann zurückkommen, uns aber zunächst in der zweiten Liga etablieren“, prognostiziert Kovac.

Die genaue Zielsetzung hänge in erster Linie mit der Neubesetzung der Mannschaft zusammen. Trotz der sportlichen Misere bringt die zweite Liga für den ESV nicht nur Nachteile mit sich. Der finanzielle Aufwand (Sponsoring usw.) unterscheidet sich kaum von dem im Oberhaus. „Das Niveau ist ordentlich. Wir haben noch mehr Spiele und die Saison dauert länger“, so Kovac. Die Fans in der urigen Turnhalle an der Leopoldschule halten ihrem Team so oder so weiter die Treue, auch wenn in Weil ab Sommer deutlich weniger internationale Topspielerinnen aufschlagen werden.

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(FKT) 

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