02.04.2023 - Josephina Neumann und Koharu Itagaki waren die einzigen beiden von zwölf DTTB-Mädchen, die beim WTT-Youth-Contender-Heimspiel in Berlin eine Medaille gewinnen konnten. Die beiden befreundeten 13-Jährigen, die bei den deutschen Meisterschaften in Nürnberg auch miteinander harmonierten, sind hinter Annett Kaufmann die größten weiblichen Nachwuchshoffnungen des Landes. Wir haben mit ihren Trainerinnen Jie Schöpp und Lara Broich über ihre steile Entwicklung gesprochen.
Josephina Neumann warf ihren Schläger am Samstagabend mit leicht tränenden Augen auf ihre Tasche neben der Box und verließ die nostalgische, große Halle im Sportforum Hohenschönhausen sofort Richtung Kabine. Schnell dem Trubel entkommen, denn gerade hatte die 13-Jährige das Finale der U13-Konkurrenz beim WTT Youth Contender mit 1:3 gegen Loy Ming Ying aus Singapur verloren und damit die Titelverteidigung aus dem Jahr 2022 verpasst (zum Ergebnisbericht). Ihre Gegnerin durfte sich im März sogar beim Singapore Smash beweisen. Die Reaktion zeigt den großen Ehrgeiz, den die talentierte Hessin mitbringt. Mit etwas Abstand konnte sich Neumann dann aber doch noch über ihren Erfolg freuen. "Das war schon ärgerlich. Der Kopf hat ein bisschen gefehlt. Zufrieden ist etwas anderes, aber ich habe das ganze Turnier gut gespielt und habe gemerkt, dass ich mich weiter verbesserte habe", resümierte die Berlinerin.
Josi, wie sie von allen nur gerufen wird, war bei ihrem persönlichen Heimspiel so etwas wie der heimliche Star. Die Rechtshänderin ließ sich mit einigen Kindern auf den Zuschauerrängen fotografieren, die sie zum Vorbild nehmen. Für die 13-Jährige nichts Neues. Gecoacht, beglückwünscht und getröstet wurde sie in der Bundeshauptstadt nicht nur von ihrem Vater Sven, sondern auch von Jie Schöpp. Die Bundestrainerin des Nationalkaders weiblich 2 bewertete den zweiten Platz ihrer Spielerin fast schon wie einen Sieg. „Silber ist in diesem Jahr für Josi fast noch mehr wert als Gold im letzten Jahr“, sagte die langjährige Damen-Bundestrainerin.
DM-Erfolg als wichtige Erfahrung: „Sie hatten sehr viel Spaß“
2022 belegten Koharu Itagaki und Lisa Wang die weiteren Podestplätze in der U13-Konkurrenz. Diesmal war das Feld jedoch auch deutlich stärker besetzt. „Josi hat gegen eine Asiatin gewonnen. Wenn es gegen die Chinesinnen geht, merkt man, dass sie großen Respekt hat und vielleicht manchmal noch zu hektisch spielt“, merkte Schöpp an. Im U15-Achtelfinale am Sonntag hielt Neumann gegen Chang Lingfei gut mit. Insgesamt sei der Vergleich mit den Chinesen sehr wichtig für die weitere Entwicklung der gesamten deutschen Jugend. „Wenn sie nach ganz oben gehen wollen, ist es wichtig gegen sie zu spielen und auch mithalten zu können. Auch wenn sie noch nicht gewinnen, hat das schon einen großen Wert für die Mädchen“, ergänzt Schöpp (mehr dazu im Blog: Endlich China-Vergleich für DTTB-Nachwuchs).
Auch die zweite deutsche Medaillengewinnerin, Koharu Itagaki, biss sich die Zähne an einer Chinesin aus. Im U15-Halbfinale unterlag die Zweitligaspielerin aus Jena trotz starker Aufholjagd der späteren Siegerin Yan Yutong. „Koharu hat schon im vergangenen Jahr viele internationale Erfolge eingefahren. Sie spielt schon sehr erfahren und mutig, kann das Spiel sehr gut lesen und nutzt ihre Vorteile. Das ist sehr solide“, lobte Schöpp die BTTV-Akteurin. Dass sowohl Neumann als auch Itagaki jüngst bei den deutschen Meisterschaften für Furore sorgten, macht die 55-Jährige besonders stolz. „Sie hatten Spaß, motivieren und begeistern sich gegenseitig. Das war für sie eine ganz wichtige Erfahrung.“
Erfolg hängt von vielen Faktoren ab – Kaufmann spielt immer seltener Jugend-Turniere
Und doch ist der Weg zur Weltspitze im Erwachsenenbereich noch weit. Wohin die Reise gehen kann, ist für alle schwer vorherzusehen. Ob Schule, Umfeld oder einfach nur Glück - der Erfolg hängt bekanntlich immer von mehreren Faktoren ab. „Wir arbeiten auf das Ziel hin und tun alles, was wir beeinflussen können. Sie müssen mitziehen und es wollen, Profi zu werden“, sagt Schöpp, die schon genügend Beispiele von einstigen Talenten erlebt hat, die den großen Sprung nicht geschafft haben oder andersherum erst ganz spät den großen Schritt gegangen sind. „Letztendlich muss man ganz am Schluss auf einem Top-Level sein“, so Schöpp.
Schon einen großen Step weiter ist Annett Kaufmann. Die 16-Jährige nahm am Wochenende nicht in Berlin teil und wird erst beim Star Contender in Podgorica Mitte April wieder auf der internationalen Jugend-Bühne zu sehen sein. Die Böblingerin hat inzwischen im Damen-Tischtennis weit mehr als nur einen Fuß in der Tür. „Sie ist zum Teil auch schon weit durchgegangen“, weiß auch Lara Broich, die Kaufmann auf ihrem Weg über Jahre begleitete und nun als Bundestrainerin des Nationalkaders weiblich 2 das Sagen hat. „Bei Annett müssen wir mit der Wettkampfsteuerung immer extra gucken, da sie jetzt auch in der Oberstufe ist und viele Turniere bei den Erwachsenen spielt.“
U21-EM und Star Contender: Keine Ruhe im Turnierkalender
Hinter den Nachwuchsspielerinnen, die zum Teil auch noch beim Parallel-Event in Polen an den Start gingen, liegen anstrengende Wochen. Der intensive Turnierblock vor der nächsten längeren Trainingsphase ist auch noch lange nicht abgeschlossen. „Die Mädels haben sich teuer verkauft und entwickeln sich in ihren Schritten weiter“, sagte Broich, auch wenn es bei ihren U17- und U19-Mädchen nicht zu einem Podestplatz reichte. Naomi Pranjkovic hatte in Berlin mit einer Erkältung zu kämpfen, Melanie Merk konnte erste internationale Erfahrungen sammeln.
Für Josi Neumann klingelt der Wecker am Montagmorgen schon früh. Um 6 Uhr geht’s zum Flughafen. Das Ziel: die U21-EM in Sarajevo (Bosnien-Herzegowina, 5. bis 9. April), danach wartet mit dem Youth Star Contender in Montenegro (11. bis 15. April) direkt das nächste Event. Ein straffer Terminplan, den es auch im jungen Alter zu überstehen gilt, um vielleicht irgendwann in die Weltspitze vorstoßen zu können.
(FKT)
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