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Daniels EM-Blog: Spitzenteams die Vorrunde ersparen?

Auch in diesem Jahr waren die Vorrundengegner nur 'Kanonenfutter' für die deutschen Damen (©Stosik)

26.09.2015 - Überraschungen sind bei dieser EM-Vorrunde wieder größtenteils ausgeblieben. Ohne Dimitrij Ovtcharov musste Deutschland bis ins letzte Einzel gegen die Ukraine, hatte aber bereits vorher als Gruppensieger festgestanden. Die Damen gewannen ihre Spiele meist im Schnelldurchlauf. Hätte man den absoluten Spitzenteams die Vorrunde nicht ersparen sollen? Redakteur Daniel Koch beleuchtet Argumente für beide Seiten.

Kaum eine Viertelstunde brauchte Petrissa Solja heute, um die fast 300 Weltranglistenplätze tiefer notierte Weißrussin Katsiaryna Baravok regelrecht aus der Halle zu schießen. Sabine Winter und Han Ying brauchten im Spiel gegen die Slowakei gegen Eva Jurkova kaum länger. Nicht viel anders sah es gestern bei den Herren aus, die gegen Polen – mit Ausnahme der Niederlage von Patrick Franziska – wenig Mühe hatten. Erst heute gegen die Ukraine war der Sieg ernsthaft gefährdet und das  sicherlich auch, weil Dimitrij Ovtcharov geschont wurde. Auch Titelverteidiger Portugal wurde wirklich ernsthaft nur beim Spiel gegen Frankreich gefordert.

Was man für die Championship Division, die höchste Spielklasse, festhalten kann: Die Vorrunde ist für viele Mannschaften eine tolle Sache. Ob bei den Herren Russland gegen Schweden, Österreich gegen Rumänien oder Kroatien gegen Griechenland oder bei den Damen die Niederlande gegen Ukraine oder die Ukraine gegen Schweden – bei diesen knappen Duellen kam mächtig Spannung auf, gingen die Zuschauer bei fast jedem Ballwechsel mit, was – wie im ersten Fall – nicht nur am Austragungsort liegt. Das heißt nicht, dass nicht auch Deutschlands Partie gegen die Ukraine ein toller Krimi war, das aber wie bereits erwähnt eben auch daran lag, dass Dimitrij Ovtcharov geschont wurde. Worauf ich hinaus will: Wenn die Leistungsgefälle zwischen den absoluten Topteams – und da nenne ich für die Damen und Herren in erster Linie Deutschland und ziehe bei den Herren natürlich auch noch Titelverteidiger Portugal hinzu – und den anderen Mannschaften doch so groß sind, sollte nicht zumindest der Europameister sich eine Vorrunde beim nächsten Turnier ersparen können?

Spielpraxis für 'Ergänzungsspieler' als Gegenargument
Na klar, um sich an die Halle und Bedingungen zu gewöhnen oder um auch den Spielern Spielpraxis zu geben, die in einem K.o.-Spiel vielleicht nicht zum Zug kommen würden, sind solche Spiele optimal, wie heute das erfolgreiche EM-Debüt von Ricardo Walther gezeigt hat. Doch nur mit Spielern aus der vermeintlich zweiten Reihe lässt sich der Gruppensieg über eine ganze Vorrunde hinweg auch nicht erringen. Der heute geschonte Dimitrij Ovtcharov meinte gestern sinngemäß: „Jedes Spiel ist ermüdend, kostet auch mental Kraft." Deshalb hätte es zumindest für dieses zehntägige Marathon-Turnier mit drei Wettbewerben insgesamt (Mannschaft, Einzel, Doppel) eine Option sein können, den letztjährigen Finalisten oder zumindest Titelverteidigern eine Art Freifahrtschein für die K.o.-Runde zu gewähren, in welcher Form auch immer (z.B. nur die zwei oder drei besten Gruppenzweiten erreichen das Viertelfinale, der Spannungsgehalt der Gruppenphase wird dadurch noch einmal erhöht). Aber das denken sich wohl nicht nur Europas Spitzenmanschaften bei den Kontinentalmeisterschaften, vielmehr wahrscheinlich die Chinesen bei jeder Weltmeisterschaft...

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Übrigens: Diese 34. Europameisterschaften sind das letzte Marathon-Turnier, das drei Wettbewerbe vereint. Für die Team-EM in zwei Jahren ist auch wieder eine Gruppenphase aus 16 Mannschaften geplant und es wird sogar wieder eine Qualifikation geben, die zumindest in Sachen Spannung vielversprechend klingt und in diesen Tagen bei der EM endgültig verabschiedet werden soll.

(DK)

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