Blog

Blog: Damen-BL weit weg von Professionalität

Die Damen-Bundesliga droht weiter zu schrumpfen. (©Roscher)

25.03.2024 - Jüngst haben mit der SV Böblingen und dem SV SCHOTT Jena zwei Vereine zum Saisonende ihren Rückzug aus der Damen-Bundesliga verkündet. Erst am 15. April entscheidet sich, ob die Sollstärke von acht Teams in der Spielzeit 2024/2025 überhaupt noch erreicht wird. Darunter leidet die Aufmerksamkeit noch mehr, denkt myTT-Redakteur Fabian Kleintges-Topoll, der sich in seinem Blog mit der Krise und den neuesten Entwicklungen in der höchsten deutschen Damen-Spielklasse auseinandersetzt.

Den TuS Bad Driburg und den TV Busenbach hat es jeweils 2020 getroffen, im März dieses Jahres dann jeweils die SV Böblingen und den SV SCHOTT Jena. Allein in meiner bisherigen, viereinhalbjährigen Zeit als Redakteur bei myTischtennis.de haben sich also vier Klubs aus der Damen-Bundesliga verabschiedet, die teilweise lange ein fester Bestandteil des Oberhauses waren. Corona, finanzielle Probleme, fehlende personelle Kapazitäten, organisatorische Ursachen oder Abgänge von Spielerinnen. Die Gründe für die Rückzüge waren unterschiedlicher Natur, gingen aber oft miteinander einher. Die Liste der gescheiterten Vereine ließe sich noch weiter fortsetzen, wenn man weiter in die Vergangenheit blickt. Die Beispiele zeigen: Der Aufwand, den Spielbetrieb in der höchsten deutschen Damen-Spielklasse dauerhaft aufrechtzuerhalten, ist immens. Vor allem für die kleineren Vereine, wie zuletzt beim Aufsteiger aus Jena.

Wenig Spannung in der Hauptrunde 

Man muss schon in die Saison 2015/2016 zurückgehen, als letztmals zehn Mannschaften um die deutsche Meisterschaft gerungen haben. Damals kämpften sogar noch Teams wie der TTV Hövelhof und die LTTV Leutzscher Füchse um Bundesligapunkte. Zum vierten Mal in Folge gehen in der laufenden Serie nur acht Teams an den Start. Diese Anzahl ist inzwischen die Sollstärke. Für mich ist es schon fragwürdig genug, warum eine solche Ausnahme überhaupt gemacht wird. Bei nur einem Absteiger und dem gesicherten Tabellensiebten ziehen die Top sechs in die Play-offs ein, die anders als in der TTBL bereits ab dem Viertelfinale beginnen. Schon durch den Modus kommt somit wenig Spannung auf. Das gilt besonders für die Hauptrunde. 

Zumal die Spitzenteams in der Aufstellung oft rotieren und sich so erst hinten raus eine gute Position verschaffen, was aktuell das Beispiel Berlin zeigt. Rekordmeister eastside hat in diesem Jahr sogar auf die Champions-League-Teilnahme verzichtet. Der Dauermeister besitzt eigentlich die Möglichkeiten, das europäische Geschäft zu stemmen. Hier spielten andere Gründe eine Rolle. Der Rest, die jährlichen Titelkandidaten aus Kolbermoor oder Langstadt etwa, verzichtet darauf. In anderen Sportarten ist die Königsklasse extrem lukrativ, im (Damen-)Tischtennis ist der Sprung nach Europa einfach nicht attraktiv genug.

Die Kluft zwischen den einzelnen Bundesliga-Klubs ist groß. Die „Kleinen“ stehen Jahr für Jahr vor Problemen und schaffen es kaum, sich dauerhaft in der Beletage des deutschen Damen-Tischtennis zu etablieren. Am oberen Ende sind die Favoriten zumindest in Bestbesetzung kaum zu schlagen. So verliert der Wettbewerb für mich immer mehr an Glanz und Anziehungskraft. An Topspielerinnen mangelt es sicherlich nicht. Abgesehen von Ying Han, die für die Polinnen aus Tarnobrzeg aufschlägt, spielen alle Nationalspielerinnen in der Damen-Bundesliga, zum Teil jedoch auch zwischen den Spielzeiten im Ausland (zum Beispiel in Japan), was sich mehr lohnt. Mal ganz abgesehen davon, dass die internationalen Auftritte auf der WTT-Tour für Nina Mittelham, Annett Kaufmann und Co. mit Blick auf die Weltrangliste ohnehin viel wichtiger sind. So ist es auch schwer, Asiatinnen für ein Engagement in Deutschland zu überzeugen. 

Die Außendarstellung ist ausbaufähig, Hoffen beim DTTB

Auch in Sachen Außendarstellung ist für mich deutlich Luft nach oben. Viele Vereine pflegen nicht mal eine aktuelle Homepage, geschweige denn einen Social-Media-Account. Sieht man Fotos aus manchen Hallen, ziehe ich oft einen Vergleich mit einem Bezirks- oder Landesligaspiel bei mir im Verband, wo auch schon mal mehr Zuschauer mitfiebern. Ein professionelles Umfeld steht und fällt logischerweise mit vielen Ehrenamtlern und Sponsoren. Ich würde mir wünschen, dass die Funktionäre in Zukunft dahingehend aktiv werden, dass sie den Wert der Damen-Bundesliga zu steigern versuchen.

Es bleibt abzuwarten, ob die Sollstärke von acht Mannschaften in der Saison 2024/2025 überhaupt erreicht wird. Die Frage wird sein, ob möglicherweise Zweitligisten den Schritt in die erste Liga wagen - vielleicht sogar ohne sportliche Qualifikation. Bisher hat nur Tabellenführer ESV Weil ein Jahr nach dem Abstieg sein Interesse signalisiert. Die Meldefrist wurde extra bis zum 15. April verlängert. Heike Ahlert vom DTTB spricht gegenüber dem SID von grundsätzlichen Problemen. Es sei schwierig, im Damen-Bereich professionelle Strukturen zu schaffen. Die Hoffnung auf eine Auffüllung sei da. Eine Spielzeit ohne Absteiger und quasi vorher feststehenden Play-off-Teilnehmern macht es nicht leichter, die Aufmerksamkeit für die Damen-Bundesliga zu erhöhen.

Wie lautet Ihre Meinung zur Krise in der Damen-Bundesliga? Berichten Sie darüber gerne in der Kommentarzeile.

(FKT)

Kommentar schreiben

Um weiterhin qualitativ hochwertige Diskussionen unter unseren Artikeln zu gewährleisten, haben wir uns dazu entschlossen, die Kommentarfunktion mit dem myTischtennis.de-Login zu verknüpfen. Wenn Sie etwas kommentieren möchten, loggen Sie sich einfach in Ihren Account ein. Die Verwendung eines Pseudonyms ist weiterhin möglich, der Account muss jedoch einer realen Person zugeordnet sein.

* Pflichtfeld

Copyright © 2024 myTischtennis GmbH. Alle Rechte vorbehalten.