EM 2022

EM-Bilanz: „Happy-End mit gemischten Gefühlen“

Der EM-Titel gibt Dang Qiu weiteres Selbstvertrauen, Bundestrainer Jörg Roßkopf freut's! (©Gohlke)

21.08.2022 - Einmal Gold, einmal Silber und zweimal Bronze. Durch die gewonnenen Einzel-Medaillen von Dang Qiu, Nina Mittelham sowie Sabine Winter und Shan Xiaona nahmen die Individual-Europameisterschaften in München doch noch ein positives Ende. Am Sonntag zogen DTTB-Präsidentin Claudia Herweg, Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf sowie Sportdirektor Richard Prause ein Turnierfazit. Erfolgreichste Nation bei den European Championships war im Übrigen Österreich mit zweimal Gold, einer Silber- sowie einer Bronzemedaille.

Freud und Leid liegen bekanntlich manchmal oft sehr nah beieinander. Ähnlich sah auch die Gefühlswelt von DTTB-Präsidentin Claudia Herweg nach einem Finaltag aus, der aus deutscher Sicht viel schlimmer kaum hätte beginnen können. „Es war ein Happy-End mit gemischten Gefühlen“, sagte Herweg, die auf der einen Seite „unglaubliche Freude“ für Dang Qius ersten EM-Einzel-Titel spürte, zugleich aber auch mit Nina Mittelham litt. „Es ist sehr traurig, wenn man sich mit dieser Performance ins Endspiel kämpft und dann verletzt aufgeben muss. Wir haben sie sehr lange im Arm gehalten.“

Herweg schwärmt von der Stimmung – Roßkopf sieht starke Entwicklung bei Qiu

Die 5.000 Zuschauer im ausverkauften Audi Dome präsentierten sich auch am Sonntag wieder in bester Verfassung. Nach der kampflosen Niederlage gegen die neue Europameisterin Sofia Polcanova verabschiedeten die Fans die niedergeschlagene Mittelham mit lautem Applaus in die Katakomben. „Ich habe noch nicht viele Veranstaltungen mit so einem lauten und enthusiastischem Publikum erlebt“, lobte Herweg. Den Rückhalt der Rudi-Sedlmayer-Halle durfte auch Dang Qiu genießen. „Mein tiefster Respekt, wie er sein erstes Endspiel mit 25 Jahren dominiert und kontrolliert hat."

Auch die DTTB-Präsidentin kann sich logischerweise noch ganz genau an Jörg Roßkopfs EM-Einzel-Titel erinnern, den der 53-Jährige vor exakt 30 Jahren ebenfalls bei einer Heim-EM (in Stuttgart) feierte. Dang Qiu war damals noch gar nicht geboren. „Er ist hier in absoluter Topform angereist. Europameister im eigenen Land zu werden, ist natürlich etwas Besonderes. Das gibt ihm sehr viel Selbstvertrauen“, freute sich Roßkopf für seinen Schützling. „Aber wie ich ihn kenne, wird er weiter sehr akribisch an sich arbeiten und die nächsten Ziele verfolgen. Er will bei Olympia 2024 in Paris dabei sein. Aber das wollen zwei bis drei andere Spieler auch.“

Keine Wachablösung – Roßkopf sieht andere europäische Nationen auf dem Vormarsch

Von einer Wachablösung kann trotz des Aufschwungs des Penholderspielers allerdings nicht die Rede sein. Daran änderte auch sein klarer 4:0-Sieg gegen Timo Boll nichts. „Dafür spielen die Älteren noch zu gut“, betonte der Bundestrainer. „Man darf nicht vergessen, dass Timo, ,Dima‘ und ,Franz‘ hier unter schwierigen Voraussetzungen angereist sind (Boll und Ovtcharov kamen aus einer Verletzung, Franziska wurde vergangene Woche zum ersten Mal Vater; Anm. d. Red.). Sie hatten nicht die Form, brauchten aber Wettkampfpraxis. Deswegen war es wichtig, dass sie hier gespielt haben.“ 

Roßkopf nimmt zudem wahr, dass sich die anderen Nationen auch weiterentwickelt haben. „Europa ist insgesamt stärker geworden, wenn man sieht, dass Truls Moregardh und Darko Jorgic an Position eins und zwei gesetzt waren. Von daher waren wir gar nicht unbedingt in der Favoritenrolle, stellen aber trotzdem den Europameister. Das ist natürlich immer das Ziel. Aber wir können auch nicht immer oben stehen. Da sind wir realistisch.“

Erfolgsverwöhnt? Sportdirektor Prause zieht Fazit zum Doppel/Mixed 

Mit den Einzel-Ergebnissen konnten der DTTB am Ende also zufrieden sein, im Doppel und Mixed hingegen gingen die Deutschen diesmal leer aus. Sportdirektor Richard Prause ordnete die Enttäuschungen so ein: „Wenn wir hier antreten, möchten wir um die Medaillen spielen, und das haben wir nicht geschafft. Europameisterschaften sind kein Selbstläufer. Von den letzten Turnieren waren wir natürlich erfolgsverwöhnt, aber da sind auch viele Dinge sehr gut zusammengekommen. Am Ende darf es nicht darum gehen, ob man das beste Ergebnis seit 44 Jahren oder das schlechteste seit 23 Jahren hatte, sondern man muss es im Einzelnen analysieren. Es ist bitter, dass wir die Chancen, die wir hatten, nicht genutzt haben. Im Herren-Doppel sogar ein bisschen mehr, weil wir da ganz nah dran waren“, sagte Prause rückblickend zur Niederlage von Benedikt Duda und Dang Qiu. Das Aus im Doppel-Wettbewerb wird der 25-Jährige nach seinem Einzel-Triumph jedoch schnell vergessen haben.

(FKT)

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