Buntes

Neu-Ulm möchte eine "europäische Marke" werden

Die junge Garde um Vladimir Sidorenko soll den TTC in eine erfolgreiche Zukunft führen. (©Verein)

20.01.2022 - Vor drei Jahren sorgte Florian Ebner in der deutschen Tischtennisszene für Aufsehen, als er den damals neu gegründeten TTC Neu-Ulm per Wildcard in die TTBL beförderte. Heute ist der Klub aus der Bundesliga nicht mehr wegzudenken. Mit dem Start ins internationale Geschäft gelang dem Vereinschef in dieser Saison der nächste Coup. Neu-Ulm kämpfte sich bei seiner Champions-League-Premiere direkt bis ins Viertelfinale. Das soll jedoch nur der Anfang gewesen sein.

Möchte man einen Vergleich zum Fußball ziehen, dann könnte man den TTC Neu-Ulm als RB Leipzig des Tischtennissports bezeichnen. Als der Klub 2019 plötzlich Teil der Tischtennis-Bundesliga wurde, herrschte bei den Tischtennis-Fans in Deutschland teilweise eine gemischte Gefühlslage. Doch die Donaustädter zeigten schnell, dass sie mehr sind als ein typischer Retortenverein, der mit allen Mitteln den schnellstmöglichen Erfolg erzwingen möchte. Schritt für Schritt und mit viel Bedacht baute der Ulmer Medienunternehmer Florian Ebner ein schlagfertiges Team mit international erfahrenen Akteuren auf. Nach Platz acht im ersten TTBL-Jahr verpasste der Tabellenfünfte der Vorsaison die Top vier im März 2021 denkbar knapp. Auch in der laufenden Spielzeit liegt der TTC Neu-Ulm – derzeit Fünfter – voll auf Play-off-Kurs. Das Ziel, irgendwann um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft zu spielen, halten die Vereinsverantwortlichen auf lange Sicht für realistisch.

Wildcard ermöglichte das Debüt in der Königsklasse

„Wir sind in Schlagdistanz. Ob es dieses Jahr schon reicht, wird sich zeigen“, sagt der neue TTC-Geschäftsführer Michael Kühn, der die Konkurrenz aus Fulda und Mühlhausen aktuell noch etwas stärker einschätzt. Seit knapp drei Wochen zieht Kühn die Strippen in Neu-Ulm, nachdem sich die Teammanagerin Nadine Berti Mitte vergangenen Jahres in zweijährige Elternzeit verabschiedet hatte. Die Eingewöhnungszeit ab dem 1. Januar sei für den leidenschaftlichen Tischtennisfan und ehemaligen Amateurspieler kurz, aber intensiv gewesen. „Der Job bereitet mir vom ersten Tag an sehr viel Freude“, berichtet Kühn, der zuvor viele Jahre in der Medienbranche tätig war.

Neben dem gängigen Liga-Alltag steht beim TTC Neu-Ulm seit dem Saisonstart vieles im Zeichen der ersten Champions-League-Teilnahme. Als die ETTU zwei Wildcards für die höchste europäische Spielklasse anbot, fackelte Ebner nicht lange. „Wir haben ein internationales Team. Das ist natürlich das I-Tüpfelchen in unserer jungen Vereinsgeschichte, sensationell“, erklärte Ebner Mitte Juli gegenüber der lokalen Presse. Möglich wurde der Coup überhaupt erst durch eine Regeländerung. Die acht besten Teams waren gesetzt, weitere 16 kämpften in der Qualifikation (Stufe 1) im Herbst um acht weitere Tickets für die normale Gruppenphase. 

Junge, hungrige Mannschaft hat Lust auf mehr - Kay Stumper vor Abgang

Und die Ulmer überzeugten von Beginn an, marschierten zunächst durch die Vorrunde und brachten in der zweiten Gruppenphase auch den Titelfavorit Fakel Orenburg an den Rand einer Niederlage. Am Ende schaffte der CL-Neuling etwas überraschend sogar die Viertelfinal-Qualifikation. In der K.-o.-Phase blieb der TTC in zwei Duellen gegen UMMC Jekaterinburg allerdings ohne jede Chance. „Das war schon etwas Besonderes. Man hat nicht alle Tage Weltklassespieler wie Liam Pitchford in der eigenen Halle zu Gast. Schade, dass keine Zuschauer dabei sein konnten“, bedauert Michael Kühn und ergänzt: „Durch das Erreichen des Viertelfinals haben wir uns einen gewissen Respekt erarbeitet. Die Mannschaft ist hungrig und hat schon jetzt ein hohes Standing.“

Bei den aufstrebenden russischen Nationalspielern Lev Katsman und Vladimir Sidorenko, die unter  anderem auch bei der Team-EM in Rumänien für Furore sorgten, sowie bei Ioannis Sgouropoulos sei das Ende der Fahnenstange mit Blick auf die Entwicklung noch lange nicht erreicht. Das Zusammenspiel mit Erfolgstrainer Dimitrij Mazunov funktioniert hervorragend. „Die Jungs haben untereinander einen gesunden Konkurrenzkampf, das allein treibt sie zu besseren Leistungen. Und mir erleichtert es die Arbeit“, sagte Mazunov in der November-Ausgabe des Magazins ‚tischtennis‘. Jugend-Europameister Kay Stumper hingegen spielt derzeit nur noch eine untergeordnete Rolle. Die Zeichen stehen wohl auf Trennung. „Noch gibt es nichts Neues“, verrät Kühn zur aktuell meist diskutierten Personalie. 

Interesse von außen nimmt zu - nächste CL-Teilnahme geplant

Auch wenn das Abenteuer Königsklasse für den TTC Neu-Ulm seit Mittwoch beendet ist, möchte sich der finanzstarke Klub in Zukunft weiter auf der internationalen Bühne beweisen. Monetäre Gründe stehen dabei nicht im Vordergrund. „Wir wollen uns langfristig einen Namen machen und eine europäische Marke werden. Für uns ist es der richtige Weg“, blickt Michael Kühn voraus. Die positiven Auftritte werden auch von außen mehr wahrgenommen und honoriert. „Die Leute lernen die Mannschaft immer besser kennen“, lobt der Geschäftsführer. Mit in vielerlei Hinsicht guten Möglichkeiten möchte der TTC Neu-Ulm im europäischen Wettbewerb in der kommenden Saison wieder angreifen. 

(FKT)

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