TTBL

TTC Neu-Ulm startet mit schlagkräftigem Team in erste Saison

Mit Hao Shuai kommt ein ehemaliger chinesischer Nationalspieler in die TTBL (©ITTF)

06.06.2019 - Wer erst Mitte März anfängt, sein Team für die nächste Bundesligasaison zusammenzustellen, sieht sich zwangsläufig einem bereits ziemlich abgegrasten Transfermarkt gegenüber. Im Fall des TTC Neu-Ulm, der erst vor drei Monaten eine Wildcard für die TTBL erhielt, war dies nicht anders möglich. Und trotzdem schaffte es Vereinsgründer Florian Ebner, eine durchaus schlagkräftige Truppe für die erste Saison zusammenzustellen.

Die Vergabe einer TTBL-Wildcard an einen Verein, den es vorher noch nicht gab, wurde in der Tischtennisszene Mitte März mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Was kann man vom TTC Neu-Ulm erwarten, dessen Gründer Florian Ebner großes, bislang noch ungenutztes Potenzial im Tischtennissport sieht (zum Interview mit dem Unternehmer)? Die erste Saison schien bereits unter einem schlechten Stern zu stehen, nachdem man erst im März, nach der endgültigen Entscheidung für eine Aufnahme in die Liga, mit der Spielersuche beginnen konnte. „Nachdem uns mehr oder weniger die ganze Fachwelt im Tischtennis prophezeit hatte, dass wir zu spät dran sind, hatten wir keinen Plan, sondern sind nach dem Prinzip Hoffnung vorgegangen und haben einfach nur gehofft, dass aus dem Netzwerk noch interessante Spieler genannt werden“, erzählt Ebner. „Mit dem Ergebnis sind wir jetzt natürlich sehr zufrieden und wir bedanken uns bei allen, die mitgeholfen haben.“

Zwei Chinesen und ein Shootingstar

Das Ergebnis kann sich - gerade vor dem Hintergrund des bereits abgegrasten Transfermarkts - tatsächlich sehen lassen. Insgesamt acht Spieler hat Ebner auf der Liste, darunter vier Nicht-Europäer, die sich einen Platz teilen müssen. Die TTBL darf sich nach Shang Kun, der für den 1. FC Saarbrücken TT aufschlagen wird, auf zwei weitere Chinesen freuen. Ebner verpflichtete Hao Shuai und Cui Qinglei, die zwar beide seit 2013 keine internationalen Spiele mehr bestritten haben, dafür aber regelmäßig in der chinesischen Superleague aktiv sind - hier begegneten sich etwa Cui und Timo Boll, die 2015 beide für Shandong Weiqiao spielten. Der ehemalige chinesische Nationalspieler Hao ist allerdings das ‚größere Kaliber‘. Der 35-jährige Linkshänder wurde im Februar 2010 auf dem siebten Platz der Weltrangliste geführt und blieb vielen Fans des dänischen Stars Michael Maze gut in Erinnerung, als er bei der WM 2005 im Viertelfinale eine 3:0- und 10:7-Führung noch aus der Hand gab. 

Ein weiterer Transfercoup gelang Ebner mit der Verpflichtung des Shootingstars An Jaehyun, dessen Freigabe vom koreanischen Verband allerdings noch aussteht. Der 19-jährige Weltranglisten-77. überraschte bei der WM in Budapest, als er sich als Qualifikant bei seinem WM-Debüt spontan bis ins Halbfinale vorkämpfte und auf dem Weg unter anderem Tomokazu Harimoto besiegte. Wie es zu diesen überraschenden Verpflichtungen kam? „Viele glückliche Umstände, die einem bestimmt nicht oft passieren. Anfängerglück!“, kommentiert Ebner. An könnte allerdings dasselbe Schicksal ereilen wie Cho Seungmin, der eigentlich schon für den ASV Grünwettersbach vorgesehen war, dem allerdings der Verband wegen der nahenden Heim-WM und den Olympischen Spielen einen Strich durch die Rechnung machte. Ob dies auch in Ans Fall so gehandhabt wird, ist noch nicht entschieden. 

Zwei erfahrene TTBL-Kenner

Während Hao, Cui und An keine TTBL-Erfahrung haben, blickt der vierte Nicht-Europäer im Team schon auf eine längere Karriere in der Liga zurück: Der Brasilianer Gustavo Tsuboi stößt vom SV Werder Bremen zu Ebners Mannschaft und ist dort als Weltranglisten-35. der international am besten eingestufte Spieler. An seiner Seite wird der Portugiese Tiago Apolonia stehen, der nach einem Jahr in der japanischen T-League nach Deutschland zurückkehrt. Ergänzt wird das Team durch den 29-jährigen Franzosen Abdel-Kader Salifou, der sich gerade nach einer längeren internationalen Pause in der Weltrangliste wieder nach oben arbeitet und aktuell auf Rang 268 geführt wird, und dem schwedischen Linkshänder Viktor Brodd, der 2009/10 schon einmal für den 1. FC Köln in der Regionalliga aufschlug.

Einziger deutscher Spieler im Team wird der erst 16-jährige Kay Stumper sein, der aktuell Zwölfter der U18-Weltrangliste ist und in der dritten Liga für den SV Salamander Kornwestheim spielt. Ob er sich bei dieser Konkurrenz im Team durchsetzen kann? „Wir werden sehen, wie er sich entwickelt“, erklärt Ebner. „Er ist in dem Alter, in dem manche großen Talente den Sprung nach oben schon schaffen. Wenn nicht, dann halt ein Jahr später. Da sind wir ganz relaxed. Er wird seine Chance immer wieder bekommen.“

Sieben, im besten Fall acht Spieler stehen dem TTC Neu-Ulm damit also in der ersten Saison des Vereins zur Verfügung. Wie oft Trainer Chen Hongyu, der bereits Erfahrungen in der Superleague und als Privattrainer von Dimitrij Ovtcharov sammelte, zum Beispiel auf seine Landsmänner zurückgreifen kann, ist allerdings noch nicht sicher. „Dadurch, dass wir keinen Unterbau haben, benötigen wir schon den einen oder anderen Backup“, erklärt Ebner die Größe des Kaders. „Im Lauf einer langen Saison kann viel passieren. Erst, wenn der Terminplan endgültig steht, werden wir in die Detailplanung gehen.“ Auch die Frage des Spielorts ist noch nicht geklärt. Womöglich wird der TTC Neu-Ulm seine Heimspiele auch an verschiedenen Spielstätten austragen.

(JS)

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