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Daniels Blog: Der Verein im Umbruch – die Sportart ohnehin?!

Zwei Spielzeiten verbrachte der Verein vor ein paar Jahren auch in der Landesliga (©Koch)

27.05.2019 - Dass sich Mannschaften oder ganze Vereine auflösen, hat Redakteur Daniel bisher eher von anderen Klubs mitbekommen. Diesmal erwischt es aber seinen Verein, den TV Arnoldsweiler. Der wird seine erste Mannschaft (Bezirksliga) nach vielen Abgängen zurückziehen und damit seit Jahrzehnten zum ersten Mal auf Bezirksebene (oder höher) kein Team stellen können. In seinem Blog überlegt Daniel, wie man sich als Verein von anderen abheben und es schaffen kann, die verschiedenen Interessen von Spielern unter einen Hut zu bekommen.

Mal in der 1. Mannschaft unseres Vereins Stammspieler zu sein – das war schon ein Fernziel, das ich nach einem kleinen Leistungssprung in den letzten ein, zwei Jahren wieder für realistischer gehalten hatte. In der nächsten Saison ist es nun so weit: Ich werde „Erste“ spiele. Das aber leider nicht, weil viel Ballgefühl oder viele TTR-Punkte dazugekommen wären. Nein, unsere eigentliche erste Mannschaft wird sich nach längerem Hin und Her leider auflösen. Zuvor hatte die Auflösung der zweiten Mannschaft im Raum gestanden, um die 'Erste' personell noch 'retten' zu können. 

Langjährige Spieler wechseln oder hören auf
Spieler, die dem Verein ihr ganzes Leben oder zumindest einen Großteil ihrer aktiven Laufbahn angehört haben – zum Teil 20, 30 Jahre – werden den Verein nun also verlassen oder ihren Schläger fast komplett an den Nagel hängen. Vier Abgänge aus unserer höchsten Mannschaft werden wir zu verzeichnen haben, zwei Spieler sich bei uns nur noch als (mehr oder weniger) ‚Stand-by-Spieler’ melden lassen. Bei manchen hatte es sich schon angedeutet, weil sie weit weg wohnen und lange Strecken zurücklegen müssen, durch die Arbeit zu stark gefordert sind oder auch nicht mehr die ganz große Lust auf Tischtennis verspüren.

Diesmal hat es also auch uns getroffen – das, was man von so vielen Klubs, zumindest bei uns im Umkreis, mitbekommt: Dass sich Mannschaften oder ganze Vereine auflösen. Wo aber liegen die Gründe dafür? Die sind meiner Meinung nach vielschichtig und nicht so einfach von einem Verein auf einen anderen zu übertragen. Natürlich geht der Trend dahin, dass immer weniger Menschen Tischtennis spielen. Dass etwas passieren muss – sei es z. B., wie Jochen Lang in seinem Blog vorgeschlagen hatte, zunächst eine allgemeine Umfrage an der Basis durchgeführt und so die Wünsche und Vorstellungen der Spieler gesammelt werden sollte – ist klar. Die äußeren Umstände haben sich nun mal geändert, das Freizeitangebot ist größer geworden, die Prioritäten haben sich verschoben, und, und, und.

Wie hebt man sich im ‚Wettstreit’ mit anderen Vereinen ab?
Fragen, die ich mir in Zusammenhang mit der Auflösung unserer ersten Mannschaft gestellt habe, sind daher: Wie lockt man heutzutage noch Spieler in einen Tischtennisverein? Wie lockt man Spieler in den eigenen Verein und hebt sich im ‚Wettstreit’ mit anderen Klubs ab? Bisher mussten wir uns das nicht fragen, denn über persönliche Kontakte ergab es sich immer, dass Spieler mit Bezirksliga-Niveau irgendwie den Weg zu uns fanden – wenn auch nur alle paar Jahre vielleicht einer oder maximal zwei. Das reichte aber zumindest, um Abgänge, die wir glücklicherweise eben auch kaum hatten, zu kompensieren. Diesmal ist es anders, Ersatz haben wir trotz aktiver Suche so gar nicht gefunden. 

Dabei haben wir – neben einem durchaus aktiven Vereinsleben – zu bieten, was nicht so viele Klubs bieten können: Eine vereinseigene (kleine) Halle, die fast ausschließlich von der Tischtennisabteilung genutzt wird. Training ist damit fast immer möglich, egal ob vormittags, nachmittags, abends (wenn gerade kein Spiel stattfindet), an Wochenenden, Feiertagen oder in den Ferien – „Tischtennis on Demand“ steht nichts im Wege. Das Problem an der Sache ist aber, dass diese Möglichkeit nur wenig genutzt wird, sich insgesamt in den letzten Jahren immer weniger Spieler zum Training eingefunden haben, zumindest zu den festen Trainingszeiten montags und mittwochs. Das habe auch ich allerdings nur aus der Ferne mitbekommen, schließlich trainiere ich während der Saison unter der Woche nur in Düsseldorf – die knapp 80 Kilometer nach Arnoldsweiler mit öffentlichen Verkehrsmitteln sind mir einfach zu weit für eine Trainingseinheit. 

'Hochmotiviert vs. weniger motiviert'
Gerade in der letzten Zeit hat sich in unserem Verein auch ein wenig herauskristallisiert, dass es verschiedene Interessensgruppen gibt: Zum einen die eher Motivierten, die für sich noch Potential sehen und im Training noch etwas dazu lernen wollen. Zum anderen die, die von sich selbst keine größeren Sprünge mehr erwarten und vor allem Spaß im Training, sportliche Betätigung und ein bisschen Abwechslung zum Alltag wollen. Und das hat nichts mit dem Spielniveau oder Alter zu tun, sondern meiner Meinung nach eher mit der Lebenssituation, in der man sich gerade befindet – wie viel Zeit man dem Hobby Tischtennis widmen kann. Hat man nach einer stressigen Phase im Beruf oder der Familie wieder mehr Zeit, so ist die Trainings- und Spielmotivation logischerweise häufig höher. Genauso aber, wenn man für ein paar Jahre den Schläger beiseitegelegt und wieder Lust auf Tischtennis hat. 

Stellt sich eben nur die Frage: Wie bekommt man diese unterschiedlich motivierten Spieler am besten unter einen Hut? D. h. wie hält man die Motivierten bei der Stange und fordert nicht zu viel von den weniger Motivierten? Vor einigen Jahren kam Schwung in unseren Trainingsalltag, dadurch dass wir einen unserer Spieler (B-Lizenz-Trainer) gebeten hatten, im Zwei-Wochen-Rhythmus eine Trainingsstunde abzuhalten. Ich kann mich noch erinnern, dass die Halle dann immer voll war. Auch diesmal hätte ich mir diese Möglichkeit vorstellen können, man hätte wohl auch einen Externen durch die Ausrichtung von WTTV Cups finanzieren können, weil unsere Halle eben fast immer zur Verfügung steht.  

Sei es drum. In der kommenden Saison wird der Verein somit also zum ersten Mal seit Jahrzehnten keine Mannschaft auf Bezirksebene (oder höher) stellen können, was ich sehr schade finde. Dafür werden wir aber mit einer ambitionierten Kreisliga-Mannschaft an den Start gehen. Ich selbst will dem Verein trotz ebenfalls langer Anreise erst einmal weiterhin die Treue halten, der Sportart Tischtennis ohnehin, denn wie formulierte es Eckart von Hirschhausen unlängst: „Tischtennis verbindet Körper und Geist auf eine ganz besondere Art und Weise. Koordination, Reaktion, Denken und Erfahrung. Deshalb ist das wahrscheinlich der allerbeste Schutz gegen Abbauprozesse, den wir haben.“  

Haben Sie ähnliche Erfahrungen in Ihrem Verein gemacht? Berichten Sie davon!

(DK)

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