Die Freude über den Sieg gegen Lin Shidong war groß, für die Weltrangliste bringt Dang Qiu das aber wenig (©ITTF)
11.08.2025 - Dang Qiu ist ein großer Coup gelungen. Beim WTT Champions in Yokohama besiegte er die Nummer eins der Welt, Lin Shidong. Da er diesen Sieg bereits im Achtelfinale einfuhr und danach ausschied, erhielt er dafür allerdings deutlich weniger Weltranglistenpunkte, als wenn er ihn im Finale besiegt hätte. Redakteurin Janina Schäbitz befürwortet in ihrem Blog die Idee von einem Punktesystem, das nicht nur die erreichte Runde, sondern auch die Stärke der besiegten Gegner berücksichtigt.
Erinnern Sie sich noch an die Zeiten vor der Weltranglistenreform Anfang 2018? Wer einen Sieg gegen einen Topchinesen einfuhr, durfte sich bei der nächsten Ranking-Berechnung auf einen warmen Punkte-Regen freuen. Denn damals gab es noch sogenannte Rating Points, die dafür sorgten, dass man für einen Sieg gegen einen besser eingestuften Gegner belohnt wurde. Zusätzlich erhielt man Bonuspunkte für eine gute Platzierung im Turnier. Seit 2018 läuft der Hase anders: Bis heute erhält man nur noch eine bestimmte Anzahl an Weltranglistenpunkten, je nach dem, welche Runde man in einem Turnier erreicht hat, und behält diese genau ein Jahr lang. Dabei werden nur die acht besten Ergebnisse eines Spielers in den vergangenen zwölf Monaten in der Berechnung berücksichtigt. Durch diese Reform hat der Weltverband unter anderem erreicht, dass die besten Spieler der Welt häufiger an Turnieren teilnehmen, die Rangliste mehr in Bewegung ist und man selbst als Laie nachvollziehen kann, wie sich das Ranking nach einem Turnier verändern wird.
Nicht nur die Runde sollte entscheidend sein
Als Dang Qiu in der Nacht von Freitag auf Samstag beim WTT Champions in Yokohama gegen den Weltranglistenersten Lin Shidong gewann, musste ich an das alte Berechnungssystem zurückdenken. Früher hätte alleine dieser Sieg schon für viele Punkte in der Weltrangliste gesorgt, heute ist dagegen nicht mehr entscheidend, wen man auf seinem Weg durch das Turnier geschlagen hat, sondern wie weit man kommt. So erhielt Qiu für seinen Sieg gegen Lin im Achtelfinale letztlich 175 Punkte, weil er im Viertelfinale direkt ausschied. Hätte er den Topgesetzten im Finale besiegt, wäre der Sieg 1000 Punkte wert gewesen. In meinen Augen besteht hier noch Luft nach oben, um die Weltrangliste in die Lage zu versetzen, die Spielstärke der Athleten möglichst gut abzubilden und vergleichbar zu machen. Denn wer sich gegen drei Top-10-Spieler bis ins Finale vorkämpft, hat mehr geleistet, als jemand, der auf seinem Weg ins Endspiel die Nummern 194, 72 und 46 besiegt hat. Nicht zu vergessen der Qualifikant, der in der ersten Runde unglücklicherweise gegen den Topgesetzten an den Tisch muss, dort in seiner großen Sternstunde gewinnt, aber dafür nicht sonderlich belohnt wird.
Bonussystem wie früher - nur andersherum
Seit der Reform der Weltrangliste im Jahr 2018 ist schon einiges am Ranking angepasst worden. Meiner Meinung nach wäre es zudem eine Überlegung wert, in Zukunft wieder eine Komponente einzubauen, die auch berücksichtigt, wie stark die besiegten Gegner waren. DTTB-Sportdirektor Richard Prause, der in der ITTF-Arbeitsgruppe zur Weltrangliste mitwirkt, äußerte in einem Interview Anfang 2024 die beispielhafte Überlegung, „dass man, wenn man das Halbfinale eines Champions-Turniers erreicht, zusätzlich zu den 350 Punkten, die es dafür gibt, noch 100 Punkte bekommt, wenn man zwei Top-10-Spieler besiegt hat“. Somit gäbe es wie früher Bonuspunkte, die nun aber nicht für die erreichte Platzierung, sondern abhängig von der Stärke der besiegten Gegner vergeben werden.
Nun gibt es sicher noch drängendere Probleme, die man angehen könnte, wenn man die Weltrangliste verbessern möchte. Aber diese Idee, von der Prause damals deutlich machte, dass er persönlich sie spannend findet, aber sie nur eine von vielen Überlegungen in der Arbeitsgruppe ist, sollte nicht aus den Augen verloren werden. So könnte das Ranking aussagekräftiger werden und der Faktor Glück würde bei der Auslosung nicht zu sehr ins Gewicht fallen.
(JS)
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