WM 2025

DTTB-Team vor WM: "Eine Medaille wäre ein Traum"

Über eine Medaille wie bei der WM 2023 würde sich das DTTB-Team auch in Doha freuen (©ITTF)

07.05.2025 - Wenn am 17. Mai 2025 die Individual-WM in Doha beginnt, geht auch das deutsche Nationalteam auf Medaillenjagd. Vor zwei Jahren hatte das Doppel Patrick Franziska und Dimitrij Ovtcharov in Durban überraschend Bronze gewonnen. Ob Deutschland auch diesmal realistische Chancen auf einen Podestplatz hat und wie es um den Gesundheitszustand der Aktiven bestellt ist, darüber gaben die Sportler und Trainer beim Medientag im DTTZ Auskunft. Hier eine Sammlung der wichtigsten Zitate.

Die DTTB-Damen

Sabine Winter:

Erstmals führen Sie eine deutsche Mannschaft als Spitzenspielerin zu einer Weltmeisterschaft. Dafür gibt es viele Gründe – einer davon ist Ihre bemerkenswerte Entscheidung, als Angriffsspielerin im Dezember auf einen Verteidigungsbelag auf der Rückhand zu wechseln. In dieser kurzen Zeit haben Sie bereits bemerkenswerte Ergebnisse erzielt. Zahlt sich die Umstellung bereits aus?

„Ich bin mit meinem Lernprozess der letzten sechs Monate, also seit ich den sogenannten Glanti draufhabe, sehr zufrieden. Ich bin sicherlich auch schon weiter, als ich es vor sechs Monaten erwartet hatte. Aber es gibt noch viel zu lernen, und ich habe nicht vor, mich auf den bisherigen Ergebnissen auszuruhen, sondern werde weiter fleißig trainieren, um das Beste aus meinem neuen Spielsystem herauszuholen.

Wie bewerten Sie Ihre Auslosung, die ein mögliches Wiedersehen mit der Top-Ten-Spielerin Satsuki Odo ebenso bereithält wie das frühzeitige Aufeinandertreffen mit den Chinesinnen Chen Xingtong/Qian Tianyi im Doppel?

Über meine Einzelauslosung darf ich mich nicht beschweren – das hätte sicherlich schlimmer kommen können. Ziel ist es, bis zum Odo-Spiel zu kommen. Aber ich muss mich auf die Runden zuvor konzentrieren und von Spiel zu Spiel denken. Es ist noch ein sehr weiter Weg bis zu einem erneuten Duell mit einer Top-Ten-Spielerin.

Die Doppelauslosung hätte sicherlich besser sein können, und es ist schade, schon so früh auf zwei Mitfavoritinnen aus China zu treffen. Yuan und ich haben aber fleißig Doppel trainiert, und ich persönlich freue mich auch, wenn wir uns noch einmal mit der absoluten Elite messen dürfen. Beim letzten Contender-Turnier in Tunis lief das ja auch schon erstaunlich gut.“


Xiaona Shan: 

Nach langer Pause aufgrund einer Bandscheibenproblematik im Nackenbereich sind Sie zurück im Trainings- und Wettkampfalltag. Hat sich die alte Form bereits wieder eingestellt?

„Nach intensiver Rehabilitation und mit Unterstützung des Medizinteams habe ich große Fortschritte gemacht. Jedes Comeback ist ja auch ein kleiner Neuanfang. Die volle Wettkampfform erreiche ich zwar erst schrittweise, aber meine Trainingsleistungen sind bereits nahe am alten Niveau.“

Mit welchen Erwartungen reisen Sie zur Weltmeisterschaft nach Doha?

„Das vergangene Jahr war aufgrund meiner Verletzung sehr schwierig, und meine Ergebnisse waren alles andere als zufriedenstellend. Nach dem dritten Platz beim Europe Top 16 habe ich jedoch das Gefühl, dass ich mich langsam wieder an meine alte Form herantaste. Im Moment ist das Wichtigste für mich, mein altes Selbstvertrauen zurückzugewinnen. Was Doha betrifft – ich werde alles geben, und mein Ziel ist es, unter die besten 16 zu kommen. Es wäre toll, wenn Doha meine Bühne würde.“


Ying Han:

„Schritt für Schritt nach vorne schauen“ – so lautete Ihre Prämisse nach ihren beiden Achillessehnenrissen im Jahr 2024. Der Sieg beim Europe Top 16 nach einem Jahr Pause war ein eindrucksvoller Wiedereinstieg. Wo sehen Sie sich aktuell im Vergleich zur Form vor den Verletzungen?

„Es stimmt – mit meinem dritten Triumph beim Europe Top 16 ist mir – unerwartet – auf Anhieb ein sehr, sehr großer Schritt gelungen. Danach sind die Schritte wieder kleiner geworden. Aber ich bin total happy und sage mir immer, dass ich Geduld haben muss.“

Ihr Los mit Ex-Weltmeisterin Wang Manyu in Runde drei hat es in sich. Gibt es eine spezielle Art der Vorbereitung?

„Das mögliche Aufeinandertreffen in der dritten Runde gegen Wang Manyu ist sicherlich nicht meine Wunschauslosung. Ich habe mir vorgenommen, die beiden ersten Matches zu gewinnen – und danach versuche ich, der Ex-Weltmeisterin einen großen Kampf zu liefern. Schritt für Schritt, Punkt für Punkt. Meine Vorbereitung ist ganz normal: Zuletzt habe ich noch zwei Ligamatches für meinen polnischen Verein Tarnobrezg bestritten, und aktuell versuchen wir, uns bei der WM-Vorbereitung in Düsseldorf in WM-Form zu bringen.“


Yuan Wan:

Ihre Entwicklung in den vergangenen Monaten ist deutlich positiv – eine Konstanz, die inzwischen mehr als ein Jahr anhält. Was haben Sie verändert, um diesen kontinuierlichen Fortschritt zu ermöglichen?

„Die Teilnahme an den Olympischen Spielen hat mir sicherlich noch einmal einen Boost gegeben und mich für die weiteren Aufgaben zusätzlich motiviert. Auch die Europameisterschaften in Linz haben mich in meinem eingeschlagenen Weg bestärkt. Zudem hat es mir sehr geholfen, dass ich stets die Rückendeckung des Trainerteams gespürt habe.“

Zum Auftakt wartet mit Fu Yu die Siegerin der European Games, zudem treten Sie auch im Doppel mit Sabine Winter und im Mixed mit Benedikt Duda an. Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein?

„Fu Yu ist eine sehr erfahrene Spielerin. Ich hatte für kurze Zeit das Vergnügen, mit ihr in Kolbermoor in einer Mannschaft zu spielen – deshalb bin ich mir ihrer Qualitäten sehr bewusst. Um sie schlagen zu können, muss ich vor allem im Aufschlag-Rückschlag-Spiel mein bestes Tischtennis zeigen.

Ich fühle mich geehrt, mit einer so starken Doppelpartnerin und einem so starken Mixed-Partner antreten zu dürfen. In den Doppelkonkurrenzen sind Überraschungen immer möglich – ich schließe deshalb im positiven Sinne nichts aus.“


Annett Kaufmann: 

Sie sind am Dienstagabend im Training umgeknickt. Wie geht es Ihnen und ist die WM gefährdet?

"Ich denke nicht, dass die WM gefährdet ist. Es ist gestern im Mixed passiert, als ich vermeiden wollte, an das Tischgestell zu stoßen. Es war natürlich ein Schreck, weil ich 2023 schon einmal mit dem linken Fuß umgeknickt war. Unser Teamarzt (Anm. d. R.: Dr. Thomas Garn) hat es sich gestern schon angeschaut. Wir haben sofort gekühlt und heute geht es schon viel besser."

Update: Der Start in Katar ist aber wohl nicht gefährdet. Diagnose: Die 18-Jährige zog sich eine Bänderdehnung im linken Knöchel zu. „Sportpause, aber WM-Start – Stand jetzt – nicht in Gefahr“, teilte der DTTB mit. Am Dienstag darauf folgte die Entwarnung: Nach einem abschließenden Training am Montagabend gab es endgültig grünes Licht für die 18-Jährige. "Annett hat gestern gut trainiert und ihrem WM-Start steht nichts im Wege. Sie wird natürlich vor Ort auch mit unserer medizinischen Abteilung rund um Dr. Thomas Garn im Austausch bleiben", sagt DTTB-Sportdirektor Prause. 

In Ihrem ersten Profijahr wurden Sie U21-Weltmeisterin, auf der WTT-Tour sieht man Sie aber noch relativ selten. Ist Ihnen ein solider Aufbau wichtiger als eine möglichst hohe Anzahl an Einsätzen?

„Für mich steht in meinem ersten Profijahr ganz klar der solide Aufbau im Vordergrund – nicht die Anzahl der Turniere oder ein schneller Sprung in der Weltrangliste. Nach dem U21-Weltmeistertitel hätte ich sicher die Möglichkeit gehabt, deutlich mehr zu spielen, aber ich habe bewusst auf ein intensives Turnierprogramm verzichtet.

Zweimal täglich zu trainieren, war für mich komplett neu – das kannte ich vorher nur von Lehrgängen oder aus den Ferien. Deshalb war es mir wichtig, gemeinsam mit meinem Trainerteam und meinem Umfeld zunächst meine körperliche Basis zu stärken: Kraft, Schnelligkeit, Reaktion – aber auch Regeneration. Es ging darum, die Grundlagen zu legen, ohne dass mein Körper unter der neuen Belastung direkt an seine Grenzen stößt.

Dieser Prozess braucht Zeit – ich bin noch mittendrin. Aber ich sehe Fortschritte: Ich werde stärker, schneller, stabiler. Und genau das motiviert mich. Natürlich würde mir ein umfangreicheres Turnierprogramm kurzfristig mehr Weltranglistenpunkte bringen, aber die Rangliste spielt für mich aktuell keine entscheidende Rolle. Wenn sie sich positiv entwickelt, nehme ich das gerne als Bonus mit. Mein eigentliches Ziel ist jedoch, mein physisches Fundament und mein spielerisches Niveau Schritt für Schritt zu verbessern. Die ersten Monate haben mir gezeigt, dass der Weg, den ich eingeschlagen habe, der richtige ist.“

Bei der WM könnte es bereits in Runde zwei zum Duell mit der Weltranglistendritten Chen Xingtong kommen. Auch im Mixed mit Patrick Franziska verspricht die Auslosung Spannung. Mit welchem Ziel gehen Sie das Turnier an?

„Was die WM-Auslosung angeht, hat das Tischtennis-Schicksal es diesmal nicht unbedingt gut mit mir gemeint. Aber ich beschwere mich nicht – zumindest nicht, was das Einzel betrifft. Auch die Chinesinnen kochen am Ende nur mit Wasser. Hana Goda hat ja bereits gezeigt, dass sie auch Spielerinnen wie Chen schlagen kann.

Für mich zählt ohnehin: Spiel für Spiel, Punkt für Punkt. Mein Fokus liegt auf der ersten Runde. Ich treffe auf eine Linkshänderin aus Hongkong – ich habe noch nie gegen sie gespielt. Mal sehen, wie unangenehm sie ist. Sollte es tatsächlich zum Duell mit Chen kommen, freue ich mich. Vielleicht liegt mir ihr gradliniger Spielstil. Ich mache mir darüber aber keine großen Gedanken, sondern konzentriere mich auf mich selbst. Wichtig ist, dass ich die erste Runde gewinne.

Was das Mixed angeht, ist die Auslosung natürlich etwas unglücklich. In der ersten Runde direkt gegen Gauzy/Pavade – das ist nicht einfach. Aber auch die sind schlagbar. Ich habe großes Vertrauen in unser Mixed. Wir trainieren das gezielt in der Vorbereitung. Wenn wir die erste Runde gewinnen, wartet mit dem chinesischen Weltmeister-Duo natürlich eine große Herausforderung – aber auch das ist nicht unmöglich. Ich weiß, dass wir jeden schlagen können, wenn wir unser Spiel durchziehen.“

Die Zitate der DTTB-Trainer finden Sie auf Seite drei.

Kommentar schreiben

Um weiterhin qualitativ hochwertige Diskussionen unter unseren Artikeln zu gewährleisten, haben wir uns dazu entschlossen, die Kommentarfunktion mit dem myTischtennis.de-Login zu verknüpfen. Wenn Sie etwas kommentieren möchten, loggen Sie sich einfach in Ihren Account ein. Die Verwendung eines Pseudonyms ist weiterhin möglich, der Account muss jedoch einer realen Person zugeordnet sein.

* Pflichtfeld

Copyright © 2025 myTischtennis GmbH. Alle Rechte vorbehalten.