26.05.2023 - Wer sich die Spielübersicht am drittletzten Turniertag der Individual-WM in Durban anschaut, wird in den meisten Fällen die vorher erwarteten Namen im Einzel-Viertelfinale finden. Zwei Spieler stechen dagegen heraus, die in Durban mit dem Einzug in die Runde der besten Acht einen großen persönlichen Erfolg feierten: der Däne Anders Lind, der im Achtelfinale den Koreaner Jang Woojin bezwang, und Omar Assar, der als zweiter Afrikaner der Geschichte in ein WM-Viertelfinale einzog.
Omar Assar konnte sein Glück kaum fassen. Mit 4:0 hatte er soeben den Kroaten Tomislav Pucar im Achtelfinale der WM bezwungen und war so - als zweiter Afrikaner nach Quadri Aruna - in die Runde der besten Acht bei einer Weltmeisterschaft eingezogen. Keine Frage, dass er diesen Erfolg genau mit diesem Mann feiern wollte, der den afrikanischen Kontinent mit demselben Ergebnis bei der WM 2021 in Houston stolz gemacht hatte und Assar vom Publikum aus unterstützte. „Es scheint, als folge ich meinem großen Bruder Quadri Aruna“, sagte Assar, bat den Nigerianer nach seinem Sieg in die Box und umarmte ihn herzlich. „Was er heute geleistet hat, war phänomenal. Man sieht nicht so oft einen Spieler aus einer anderen Nation, der seinen Freund und Teamkollegen unterstützt, wie es Quadri heute getan hat. Ich möchte ihm wirklich danken, es bedeutet mir sehr viel.“
Als Nummer 30 der Welt ist Assar kein klassischer ‚Underdog‘ im Viertelfinale. Schon bei den Olympischen Spielen in Tokio war er in die Runde der besten Acht eingezogen. Bei einer WM ist ihm dies jedoch bislang noch nie gelungen - und die wenigsten hätten wohl auf ihn in diesem späten Stadium des Turniers gewettet. Schließlich tummelten sich in seinem Viertel nicht nur Vize-Weltmeister Truls Moregardh, den er in der dritten Runde bezwang, sondern auch Dimitrij Ovtcharov, den Assars Achtelfinalgegner Tomislav Pucar aus dem Weg räumte. Gegen den Kroaten gelang dem Ägypter nach engeren Matches gegen Alberto Mino, Kirill Gerasimenko und Moregardh der erste 4:0-Sieg. „Ich stehe immer noch unter Schock. Ich habe eine gute Leistung gezeigt, ich denke, es war definitiv eine der besten, die ich je gebracht habe“, sagte Assar, der dabei von den Zuschauern im Durban ICC unterstützt wurde. „Ich habe mich in der Halle direkt wohl gefühlt, was mir sehr geholfen hat. Ein solch großes Event in Afrika zu spielen, macht mich stolz. Aber das Viertelfinale zu erreichen, macht mich gerade überglücklich.“ Um eine Medaille zu gewinnen, muss Assar nun an Titelverteidiger Fan Zhendong vorbei.
Nummer 180 besiegt Nummer 13
Die größte Überraschung im Viertelfinale der WM ist jedoch der Däne Anders Lind, der aktuell auf dem 180. Platz der Weltrangliste geführt wird. Auch er profitierte von Entwicklungen in vorherigen Runden in seinem Viertel - zum Beispiel vom frühen Ausscheiden von Hugo Calderano oder Mattias Falck. Er selbst besiegte Joao Monteiro, Brian Afanador und Noshad Alamiyan, bevor er im Achtelfinale mit dem Koreaner Jang Woojin dem größten Prüfstein gegenüberstand. Hier überraschte der Linkshänder mit einem 4:1-Sieg gegen die Nummer 13 der Welt. „Ich kann dieses Gefühl nicht beschreiben. Ich bin so glücklich, so zufrieden und so stolz auf diese Leistung heute hier, es war wirklich etwas anderes“, erzählte der 24-Jährige der ITTF. „Ich habe versucht, ruhig zu bleiben und an die Dinge zu denken, die ich und mein Trainer für das Beste für mich gehalten haben. Daran habe ich das ganze Spiel über festgehalten - und am Ende war es ein großer Erfolg.“ Mit diesem Mind-Set möchte er nun auch seine nächste Aufgabe angehen - Wang Chuqin, der in seinem ersten WM-Viertelfinale auf ihn wartet.
(JS)
Um weiterhin qualitativ hochwertige Diskussionen unter unseren Artikeln zu gewährleisten, haben wir uns dazu entschlossen, die Kommentarfunktion mit dem myTischtennis.de-Login zu verknüpfen. Wenn Sie etwas kommentieren möchten, loggen Sie sich einfach in Ihren Account ein. Die Verwendung eines Pseudonyms ist weiterhin möglich, der Account muss jedoch einer realen Person zugeordnet sein.
Copyright © 2023 myTischtennis GmbH. Alle Rechte vorbehalten.