WM 2021

WM: Sechs Deutsche weiter - Boll schlägt Zhou

Timo Boll meisterte seine hohe Auftakthürde (©ITTF)

25.11.2021 - Neun deutsche Asse waren am Mittwochabend in die zweite Einzelrunde der WM in Houston gestartet - sechs von ihnen sehen wir morgen wieder. Darunter auch Timo Boll, der heute als einziger Deutscher sein erstes Spiel bestritt - und das mit Zhou Qihao gleich gegen einen Chinesen. Doch der Rekordeuropameister ließ sich von seinem schwierigen Auftaktlos nicht beeindrucken und zeigte direkt zu Beginn des Turniers eindrucksvoll, dass mit ihm zu rechnen ist.

Seine Taktik hatte Timo Boll schon nach dem Doppel am Vormittag verraten: Zhou Qihao musste er früh auf dem falschen Fuß erwischen, um eine möglichst hohe Führung zu erlangen. „Denn wenn er einmal im Rhythmus ist, dann ist er extrem gut“, verriet Boll, der mit Zhou schon in einer Mannschaft in der Super League gespielt hat und ihn deshalb gut kennt. Seinen Plan setzte er circa acht Stunden später eins zu eins um. Gleich zu Beginn legte der 40-Jährige alles in sein Spiel, hielt den Druck hoch und erarbeitete sich so die erstrebte hohe 3:0-Führung, bevor Zhou immer besser in seinen Rhythmus fand. Das Ergebnis war ein 11:5 für den Chinesen im vierten Satz, es drohte die Wende - also musste Boll den Sack schnell zumachen. Tatsächlich sah es beim Stand von 9:5 so aus, als ob ihm das auch rasch gelingen würde. Doch Comeback-Meister Zhou drehte den Satz noch, machte fünf Punkte in Folge, verpasste es dann aber, sich dafür zu belohnen. Stattdessen nutzte Boll seinen ersten Matchball zum erlösenden 4:1-Sieg. „Ich habe es geschafft, ihn immer wieder zu verunsichern“, analysierte Boll. „In meinem Alter ist das der Weg, um gegen solche Gegner zu bestehen.“ Sein Weg ins Achtelfinale führt über den Singapur-Chinesen Pang Yew En Koen, der eine niedrigere Hürde im Vergleich zu seinem Auftaktgegner sein dürfte.

Qiu scheitert trotz starker Leistung

Ein zweiter Sieg im Vergleich Deutschland gegen China wäre sogar am zweiten Turniertag auch schon drin gewesen. Allerdings musste sich Dang Qiu dem Chinesen Liang Jingkun in letzter Minute doch noch geschlagen geben. Von Beginn an begegneten sich die beiden Kontrahenten auf Augenhöhe, der Ausgang war völlig offen, auch als Qiu den deutlich mit 5:11 verlorenen fünften Satz seinerseits mit einem 11:5 in Durchgang Nummer sechs konterte. Im Entscheidungssatz hielt das Penholder-Ass bis zum 6:6 gut mit, musste dann aber abreißen lassen. Seine großartige spielerische Leistung konnte ihn im ersten Moment nicht über die bittere Niederlage hinwegtrösten. „Wie hoch ich verloren habe, ist am Ende egal“, fand Qiu. „Ich habe gut gespielt und es ist sehr bitter, dass ich verloren habe. Er hat im letzten Satz noch einen anderen Aufschlag eingesetzt, der mich rausgebracht hat. Am Ende hat er verdient gewonnen.“

Benedikt Duda hat morgen die Chance auf Wiedergutmachung für seinen Doppelpartner. Dann wird er mit Liang die Schläger kreuzen. Der Bergneustädter hatte ebenfalls eine Hürde zu nehmen, die ihm bisher immer zu hoch gewesen war: Marcos Freitas, gegen den er vorher noch nie gewinnen konnte. Und auch diesmal waren die Sätze äußerst knapp, nichtsdestotrotz spielte sich Duda mit 3:0 in Front. In Satz vier ließ er sich dann eine 8:4-Führung noch nehmen, ließ sich aber dadurch nicht aus dem Rhythmus bringen und erstickte Freitas Aufholjagd anschließend mit einem 11:4 im Keim. „Ich hatte kurz Sorge, dass das die Wende sein könnte“, verriet Duda. „Aber ich habe dann keine leichten Fehler gemacht und gut dagegengehalten. Denn das ist seine Stärke - dass er immer dranbleibt, egal wie es steht.“ Die deutsche Herrenrunde komplett machen Patrick Franziska und Ruwen Filus. Franziska fuhr einen 4:0-Pflichtsieg gegen den Kanadier Jeremy Hazin ein und trifft nun auf Truls Moregardh, Filus hatte mit Can Akkuzu zwar seine Mühe, machte den Sack aber trotzdem nach vier Sätzen zu. „Das Spiel hat mich körperlich sehr gefordert. Es waren lange Ballwechsel, ich musste viel im Angriff arbeiten“, beschrieb der Abwehrexperte. „Gegen Jakub Dyjas habe ich vor einem Monat knapp verloren, aber ich gehe optimistisch rein und gebe Vollgas.“ Der Pole hatte heute Tomokazu Harimoto aus dem Turnier geworfen und dürfte ebenfalls mit Selbstvertrauen in die Partie gehen.

WM-Debütantinnen übrig

Bei den Damen sind in der dritten Runde nur noch die beiden WM-Debütantinnen Han Ying und Shan Xiaona übrig. Nachdem Nina Mittelham bereits in der ersten Runde ausgeschieden war, verabschiedeten sich heute auch noch Petrissa Solja und Sabine Winter. Dabei war Solja als klare Favoritin in das Spiel gegen die Rumänin Andreea Dragoman gegangen. „Ich habe heute zu viele einfache Fehler gemacht, vor allem bei der Eröffnung oder den Rückschlägen“, analysierte sie das Spiel, das sie erst im siebten Satz verlor. „Trotz diesen Fehlern habe ich noch teilweise hoch geführt in den Sätzen, die aber am Ende nicht nach Hause gebracht.“ Bei Winter kam die Niederlage dagegen nicht unerwartet. Ihre Gegnerin Doo Hoi Kem war die klare Favoritin - und trotzdem hielt Winter stark dagegen und verlor die ersten beiden Sätze mit 9:11. „Den zweiten muss ich gewinnen. Nach so einer hohen Führung darf man den nicht noch aus der Hand geben, wenn man gegen solch eine Gegnerin gewinnen will“, analysierte sie selbstkritisch. Der Anschlusspunkt gelang ihr erst beim Stand von 0:3 - zu spät, um das Spiel noch zu drehen. Der Sieg ging mit 4:1 an Doo. „Es wäre mehr drin gewesen, deshalb ärgere ich mich ein bisschen“, gab sie zu. „Aber sie war die Favoritin, daher werde ich nicht todtraurig ins Bett fallen, sondern morgen im Doppel wieder angreifen.“

Weiter geht es morgen bei den Damen also mit Han und Shan, die ihre Zweitrundenaufgaben jeweils mühelos meisterten. Shan ließ der Französin Pauline Chasselin keine Chance, Han machte mit Daria Trigolos ebenso kurzen Prozess. Die nächsten Hürden sind dafür umso höher. Auf Shan wartet die Chinesin Chen Xingtong, auf Han deren Landsfrau Sun Yingsha. Während Shan zumindest einen Sieg gegen Chen verbuchen kann, hat Han sicher noch das Olympia-Viertelfinale vor ein paar Monaten gegen Sun im Kopf, als sie mit 0:4 chancenlos blieb.

 

Die Spiele der Deutschen in der Übersicht (Angaben in deutscher Zeit): 

Herren-Einzel

2. Runde (64er)
Timo Boll – Zhou Qihao CHN 4:1 (8,6,8,-5,10)
Benedikt Duda - Marcos Freitas POR 4:1 (9,9,9,-9,4)
Dang Qiu - Liang Jingkun CHN 3:4 (9,-12,-5,9,-5,5,-6)
Patrick Franziska - Jeremy Hazin CAN 4:0 (5,3,5,7)
Ruwen Filus - Can Akkuzu FRA 4:0 (5,6,8,7)

3. Runde (32er)
Timo Boll - Pang Yew En Koen SGP, Freitag 4:20 Uhr
Benedikt Duda - Liang Jingkun CHN, Freitag 2:20 Uhr
Patrick Franziska - Truls Moregardh SWE, Freitag 2:20 Uhr
Ruwen Filus - Jakub Dyjas POL, Freitag 4:20 Uhr

Damen-Einzel

2. Runde (64er)
Shan Xiaona - Pauline Chasselin FRA 4:0 (2,6,8,3)
Petrissa Solja - Andreea Dragoman ROU 3:4 (7,-9,9,-9,-11,6-7)
Han Ying - Daria Trigolos BLR 4:0 (6,4,3,8)
Sabine Winter - Doo Hoi Kem HKG 1:4 (-9,-9,-5,6,-8)

3. Runde (32er)
Shan Xiaona - Chen Xingtong CHN, Freitag 1 Uhr
Han Ying - Sun Yingsha CHN, Freitag 1:40 Uhr

Herren-Doppel

1. Runde
Patrick Franziska/Timo Boll – Aleksandar Karakasevic/Lubomir Pistej SRB/SVK 3:1 (7,-10,5,6)

2. Runde
Dang Qiu/Benedikt Duda - Mihai Bobocica/Niagol Stoyanov ITA, Donnerstag 18:10 Uhr
Patrick Franziska/Timo Boll - Wang Chuqin/Fan Zhendong CHN, Donnerstag 18:10 Uhr

Damen-Doppel

2. Runde
Petrissa Solja/Shan Xiaona - Debora Vivarelli/Giorgia Piccolin ITA, Donnerstag 20 Uhr
Nina Mittelham/Sabine Winter - Goi Rui Xuan/Wong Xin Ru SIN, Donnerstag 19:30 Uhr

Mixed-Doppel

2. Runde
Patrick Franziska/Petrissa Solja - Juan Lamadrid/Paulina Vega CHI, Donnerstag 17:10 Uhr
Dang Qiu/Nina Mittelham - Lin Gaoyuan CHN/Lily Zhang USA, Donnerstag 16:30 Uhr

Alle Spiele finden Sie auf der WTT-Webseite!

(JS)

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