Ganze 80 Minuten dauerte das zweite Einzel von Han Ying (©Stosik)
16.09.2017 - Die deutschen Damen am Samstagnachmittag nach einer vierstündigen Nervenschlacht das Finale der EM in Luxemburg erreicht. Gegen den vierfachen Europameister Niederlande konnte die DTTB-Auswahl einen 1:2-Rückstand in einen 3:2-Sieg ummünzen. Im Finale am Sonntag um 14 Uhr gegen den Dauerrivalen Rumänien hat Deutschland nun die Chance auf den vierten EM-Titel in Folge.
Was war das für ein Spiel zwischen Deutschland und den Niederlanden! Keines für schwache Nerven jedenfalls. Da waren sich alle Zuschauer im d'Coque Centre National Sportif et Culturel nach vier Stunden Spielzeit einig.
Los ging es mit der Partie zwischen Shan Xiaona und der niederländischen Nummer eins Li Jie. Eigentlich für ihre Stärke gegen Abwehr bekannt, hatte Shan heute ihre Probleme mit dem Spielsystem ihrer Gegnerin. Mit weichen Topspins kam die Deutsche nicht durch. Harte Angriffe, die zumeist den Punktgewinn bedeuteten, gelangen nur zu selten. Nach dem Gewinn des ersten Satzes sollte in den drei Durchgängen danach Li die Oberhand behalten und die 1:0-Führung für die Niederlande erzielen.
Besser machte es im Anschluss Han Ying gegen die Weltranglisten-68. Britt Eerland, die gestern im entscheidenden Einzel gegen Österreich Ex-Europameisterin Liu Jia mit 3:0 aus der Box geschickt hatte. Heute konnte die 23-jährige Niederländerin nicht an diese Leistung anknüpfen und musste Han nach drei deutlichen Sätzen zum Sieg gratulieren.
Mittelham muss erste Niederlage hinnehmen
Nach drei bisher starken Leistungen in diesem Turnier erwischte Nina Mittelham heute einen schwachen Tag. Wieder an Position drei aufgeboten traf die Mädchen-Europameisterin von 2013 auf die über 100 Ränge in der Weltrangliste hinter ihr platzierte Kim Vermaas. Nach durchwachsenem ersten Satz sollte sich Mittelham gegen Mitte des zweiten Satzes fangen und bald die 2:1-Satzführung erzielen, die aber nicht zum Sieg reichte. Am Ende behielt Vermaas mit 11:9 im Entscheidungssatz knapp die Nase vorn.
Danach sahen die Zuschauer wie gestern beim Viertelfinale zwischen Deutschland und Polen ein Duell zweier Abwehrspielerinnen, das von Han Ying und Li Jie. Ganze 80 Minuten dauerte dieser Vergleich, einzelne Ballwechsel erstreckten sich zum Teil über zwei Minuten. Nachdem Han Ying die beiden ersten Sätze unglücklich nach einem eigenen Satzball im ersten Satz und zwei Sätzbällen im zweiten Durchgang verlor, fand sie mit dem Rücken zur Wand besser ins Spiel, während sich bei Li die Fehler häuften. So drehte Han den Spieß tatsächlich noch um und stellte den 2:2-Ausgleich her.
So kam es zum entscheidenden Spiel zwischen Shan Xiaona und Britt Eerland. Hier sollte die Deutsche die Nerven behalten. Zwar verursachte eine Phase der Unkonzentriertheit den zwischenzeitlichen 2:1-Anschluss. Nach einer 9:3- und 10:6-Führungen machte es die Deutsche dann noch einmal spannend. Erst mit dem vierten Matchball machte Shan den Finaleinzug perfekt.
"Trotz des Rückstands die Zuversicht behalten"
"Ich war mir heute im ersten Spiel zu sicher, dass ich auch diesmal wieder gegen Abwehr gewinne, ich hätte nicht mit so guter Gegenwehr gerechnet, habe gegen Li aber auch schon mal verloren", so Shans erste Worte im Anschluss an den Krimi gegen die Niederlande. "Im zweiten Einzel habe ich nach der Führung im vierten Satz zu unkonzentriert und zu passiv gespielt", gab die 34-Jährige zu. Han sprach davon, heute starke Gegner erwartet zu haben, im zweiten Einzel gegen Li habe sie auch nicht schlecht gespielt, nur ihre Satzbälle in den ersten beiden Durchgängen nicht nutzen können. "Trotz des 0:2-Satzrückstands habe ich nicht über das Verlieren nachgedacht, sondern nur über meine Taktik."
Nicht zufrieden mit ihrer Leistung an diesem Tag war Nina Mittelham: "80 Prozent meiner Vorhandbälle habe ich ins Aus gezogen. Der Punkt von mir war schon eingeplant. Ich habe mich trotzdem versucht, nur auf mein Spiel zu konzentrieren. Nach meiner Niederlage habe ich nicht gedacht, dass das Spiel schon gelaufen ist. Dass Han ihr Spiel noch gedreht hat, das macht sie als Spitzenspielerin aus." Schöpp sah in der Erfahrung ihrer Mannschaft den entscheidenden Punkt, warum es heute trotz des Rückstands noch geklappt habe. "Wichtig war, dass wir trotz des Rückstands und trotz der Nervosität die Zuversicht behalten haben."
Im Finale am Sonntag geht es nun gegen Rumänien. 50:50 schätzen sowohl Han als auch Schöpp die Chancen gegen die Ex-Europameisterin Samara und Co. ein. "Die Rumäninnen haben eine sehr ausgeglichene und erfahrene Mannschaft. Wenn wir gewinnen wollen, müssen wir noch einen Tick zulegen."
Championship Divsion, Damen
Halbfinale
Niederlande - Deutschland 2:3
Li Jie - Shan Xiaona 3:1 (-11,8,13,8)
Britt Eerland - Han Ying 0:3 (-2,-3,-5)
Kim Vermaas - Nina Mittelham 3:2 (7,-7,-6,7,9)
Li Jie - Han Ying 2:3 (11,10,-7,-6,-6)
Britt Eerland - Shan Xiaona 1:3 (-6,-5,3,-9)
Rumänien - Russland 3:0
Elizabeta Samara - Yana Noskova 3:2 (9,-6,-1,8,7)
Daniela Dodean Monteiro - Polina Mikhailova 3:0 (6,7,9)
Bernadette Szocs - Olga Vorobeva 3:1 (-15,11,7,5)
Finale
Deutschland - Rumänien, Sonntag 14 Uhr
So war das Viertelfinale der Deutschen verlaufen!
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(DK)
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