Buntes

Einzel-Weltmeister mit 18: Die Legende Stellan Bengtsson

Stellan Bengtsson und Kumpel Jörgen Persson (©Facebook: Stellan&Angie Bengtsson Coaching)

04.08.2014 - Unser Serie "Die Stars von gestern" geht in die nächste Runde: Nach Peter Stellwag und Desmond Douglas stellen wir Ihnen diesmal Stellan Bengtsson vor. Der inzwischen 62-jährige Schwede wurde 1971 im Alter von gerade einmal 18 Jahren überraschend Einzel-Weltmeister. Wie er die Weltmeisterschaft 1971 und die Rückkehr in seine Heimat Falkenberg erlebt hat und wie seine Karriere danach weiterging, das und vieles mehr erfahren Sie hier!

Die Geschichte des Stellan Bengtsson beginnt in der schwedischen Kleinstadt Falkenberg. Im Keller seines Elternhauses hält er mit sechs, sieben Jahren zum ersten Mal einen Schläger in der Hand. Nicht viel Zeit vergeht, bis er Mitglied der Schulmannschaft wird, die durchaus erfolgreich ist und auf einem der vorderen Plätze bei den nationalen Schulmeisterschaften landet. Doch es ist nicht nur der Tischtennissport, der den jungen Schweden begeistert. Ob Fußball, Handball oder Ringen – Bengtsson probiert fast jeden Sport aus. Dass es letztlich Tischtennis wird, dem er sich verschreibt, hängt mit seiner Heimatstadt zusammen. Der BTK Falkenberg spielt in jener Zeit schon in der höchsten schwedischen Liga. Als der Verein im Jahr 1963 die schwedische Meisterschaft feiert, ist der 11-jährige Stellan Bengtsson mitten unter den 1.200 Zuschauern. Die Atmosphäre in der Halle, all das Drumherum begeistert ihn so sehr, dass er sich von nun auf Tischtennis konzentriert und sein Training intensiviert. Das fällt ihm nicht immer leicht: „Ich habe oft an mehrwöchigen Trainingslehrgängen teilgenommen, bei denen an sechs Tagen in der Woche trainiert wurde. Meine Freunde, die sich z.B. zum Fußballspielen trafen, musste ich in der Zeit dann immer ziemlich links liegen lassen“, erzählt Bengtsson.

Im Alter von 16 Jahren ergibt sich 1968 schließlich die Möglichkeit, nach Japan zu gehen. Klar, dass sich der Linkshänder nicht zweimal bitten lässt. Dreieinhalb Monate verbringt er im Land der aufgehenden Sonne, lernt dort vom Meister höchstpersönlich: Ichiro Ogimura. „Mit ihm zu trainieren, hat mich damals unwahrscheinlich nach vorne gebracht. Ich denke oft an ihn, er hat mein Leben verändert“ sagt Bengtsson ehrfürchtig über den späteren ITTF-Präsidenten, der in den 50er- und 60er-Jahren insgesamt zwölf Weltmeistertitel (1954 und 1956 im Einzel) errang und gegen Ende der 50er-Jahre gleichzeitig Schwedens Nationaltrainer war. „Er war seiner Zeit weit voraus“, so das Urteil des Schweden über den Japaner.

"Ich weiß nicht, warum. Aber ich bin in dieses Spiel sehr ruhig und gelassen gegangen"
Profitieren soll Bengtsson von der Erfahrung seines ‚Lehrmeisters’ schließlich bei der WM 1971 im japanischen Nagoya. Mit einer aus Top Ten-Spielern bestehenden Mannschaft um Kjell Johansson, Hans Alsér und Stellan Bengtsson machen sich die Schweden im Team-Wettbewerb große Hoffnungen. Doch im Halbfinale bedeutet China die Endstation (3:5), was vor allem an den (bis dahin eher wenig gebräuchlichen) langen Noppen von Liang Geliang liegt. So springt am Ende ‚nur’ Platz vier hinter Jugoslawien heraus. Umso erfolgreicher tritt Bengtsson dagegen im Einzel auf: Mit seinen gerade einmal 18 Jahren besiegt der Linkshänder im Finale überraschend den amtierenden Weltmeister Shigeo Itoh (Sieger 1969 im Finale über Eberhard Schöler) und setzt sich selbst die Krone auf. Zum ersten Mal seit 1953 steht somit wieder ein Europäer ganz oben auf dem Treppchen. „An die WM ’71 habe ich natürlich unzählige Erinnerungen, besonders aber an das Finale“, berichtet Bengtsson, „es waren 7.000 Zuschauer in der Halle und zu meiner Überraschung skandierten viele Japaner für mich, obwohl ich gegen einen Landsmann spielte. Ich weiß nicht, warum. Aber ich bin in dieses Spiel sehr ruhig und gelassen gegangen. Der Druck lag bei Itoh, was schließlich mein Vorteil war“, so Bengtsson zurückblickend. „Außerdem hatte ich mit Nobuhiko Hasegawa, dem Weltmeister von 1967, schon einen anderen Titelträger in einem Trainingslager vor der WM besiegt, vielleicht gab mir das zusätzliches Selbstvertrauen.“

In seiner Heimat Falkenberg bereitet man dem jungen Schweden nach seinem Triumph einen fürstlichen Empfang. 5.000 Menschen erwarten ihn in Falkenberg. Mit Ehrungen wie z.B. der Svenska-Dagbladet-Goldmedaille für den besten Sportler in Schweden wird er überhäuft. Ihm werden Werbeverträge angeboten, an denen er aber in den ersten Jahren kein wirkliches Interesse hat („Die habe ich erst später angenommen, als junger Spieler hat mich das ziemlich genervt.“). 1972 kann Bengtsson einen weiteren wichtigen Erfolg feiern: Er wird Europameister. Ein Jahr später legt er nach und holt sich in Böblingen den Titel beim Europe Top 12-Turnier. Danach schafft Bengtsson es zwar oft auf die vorderen Plätze. Auf einen Triumph bei einem größeren Turnier wartet der Schwede allerdings einige Jahre, auch wenn er es mal auf insgesamt 67 internationale Titel in seiner Karriere bringen soll.

Die Fortsetzung und die letzten Ballwechsel des WM-Finals 1971 finden Sie auf Seite zwei!

Kommentar schreiben

Um weiterhin qualitativ hochwertige Diskussionen unter unseren Artikeln zu gewährleisten, haben wir uns dazu entschlossen, die Kommentarfunktion mit dem myTischtennis.de-Login zu verknüpfen. Wenn Sie etwas kommentieren möchten, loggen Sie sich einfach in Ihren Account ein. Die Verwendung eines Pseudonyms ist weiterhin möglich, der Account muss jedoch einer realen Person zugeordnet sein.

* Pflichtfeld

Copyright © 2024 myTischtennis GmbH. Alle Rechte vorbehalten.