05.01.2023 - Seit Sommer wohnen einige neue Nachwuchstalente im Deutschen Tischtennis-Internat (DTTI). Eines davon ist Chris Andersen. Der 15-Jährige hatte keinerlei Anpassungsschwierigkeiten und fühlt sich in seinem neuen Umfeld pudelwohl. Im Porträt unserer Jugend-Serie lesen Sie, wie der Rechtshänder den Weg zum Tischtennis fand, welche Ziele sich Andersen durch den Schritt nach Düsseldorf steckt und warum Simon Gauzy zu seinen größten Vorbildern zählt.
Der Tannenbaum ist geschmückt, der Adventskalender zur Hälfte geöffnet. Die gebackenen Plätzchen der pädagogischen Leiterin Ildiko Imamura stehen auf dem Küchentisch. Im Deutschen Tischtennis-Internat herrscht die klassische Vorweihnachtsstimmung, wie es Mitte Dezember dort üblich ist. Eine Tür weiter sieht es dagegen eher nach dem normalen Alltag aus, denn im Hausaufgabenraum stapeln sich die Mathebücher. Chris Andersen hat am besagten Dienstag schulfrei, seine Eltern haben ihn gerade aus der Heimat Marl-Lenkerbeck im Kreis Recklinghausen zurück in die unweit entfernte NRW-Landeshauptstadt gefahren. Kurz vor dem Dreh der neuen Fortgeschrittenen-Trainingstippreihe von Martin Adomeit für die erste Jahreshälfte 2023 stellt sich der Youngster noch den Fragen der myTischtennis.de-Redaktion.
Vier Abgänge - neue Situation für fünf Internatszugänge
Erst im Sommer war der 15-Jährige ins DTTI gezogen. Nach dem Angebot in den Osterferien ging alles ganz schnell. Seinen ersten Schultag der Einführungsphase verbrachte der Zehntklässler Ende August auf seiner neuen Schule - dem Lessing-Gymnasium in Düsseldorf. Auf den normalen Schulstress kommen seit drei Monaten viele, viele intensive Trainingseinheiten obendrauf. Chris Andersen, der sich seinen Namen mit dem bekannten US-amerikanischen Basketballprofi teilt, ist nicht der Einzige, für den kürzlich ein neues spannendes Kapitel begonnen hat. Denn im DTTI wurde ein Umbruch vollzogen. Drei Abiturienten und ein Fachabiturient, darunter unter anderem Tobias Slanina, haben das Internat verlassen, fünf neue Bewohner durften dafür ihre Betten frisch beziehen.
So ziemlich alle neuen Gesichter sind in ihren Heimatvereinen und -regionen oftmals das absolute Ausnahmetalent. In Düsseldorf erwartet sie nun eine neue Situation, erklärt DTTI-Organisationsleiter Tim Metzlaff. „Hier sind sie plötzlich einer von vielen. Daher müssen sich die Jugendlichen im DTTI erst einmal herantasten und sich an den Leistungssportgedanken gewöhnen.“ Chris Andersen hat das auf Anhieb geschafft. Er bereut sein Abenteuer nicht. „Ich habe bisher eine sehr gute Zeit hier. Die Leute sind super. Es ist genauso, wie ich es mir vorgestellt habe“, sagt der Jugendspieler. Den Spagat zwischen Klausuren und der hohen Intensität in den Hallen des DTTZ kann der Internatsschüler bislang gut koordinieren.
NRW-Liga-Spieler Andersen bewundert Simon Gauzy
Mit achteinhalb Jahren hielt Andersen zum ersten Mal den Schläger in der Hand. Sein Vater ist bis heute als Trainer beim Heimatverein DJK Germania Lenkerbeck (WTTV) tätig, wo Chris noch immer in der Jungen-NRW-Liga aufschlägt. „Wir haben früher im Urlaub gespielt. Ich hatte sofort Spaß am Tischtennis und habe nach einem Jahr mit dem Fußballspielen aufgehört“, berichtet Andersen. Seit dieser Saison kämpft er mit den NRW-Liga-Herren des TTC SW Velbert um den Klassenerhalt. Seine Bilanz: 12:3, in der Rückrunde rückt er vom mittleren ins obere Paarkreuz. Besonders hitzig wurde es Ende Oktober im Derby gegen Spitzenreiter SV Union Velbert III. „Das war schon ein bisschen wie bei Schalke gegen Dortmund“, erinnert sich Andersen, der sich noch weiter nach oben kämpfen möchte.
Die bisher größten Erfolge des gebürtigen Recklinghäusers: Silber beim Top 48 der Schüler sowie Platz drei bei den Westdeutschen Meisterschaften U18. Als Nachrücker ging Andersen Ende November beim Top 24 an den Start. „Da bin ich zwar untergegangen. Es waren aber viele Ältere dabei, die auf einem höheren Niveau spielen. Aber ich habe es genossen und will mich wieder für Bundesranglistenturniere qualifizieren“, wünscht sich Andersen und erhofft sich in naher Zukunft zugleich die Nominierung für den NK1-Kader. Um diesem Ziel ein Stück näher zu kommen, versucht sich der 15-Jährige stetig zu verbessern.
Seine Stärken liegen im sicheren, auf lange Ballwechsel ausgerichteten Spiel. „Im Aufschlag-Rückschlag-Spiel ist noch Luft nach oben. Da lege ich den Schwerpunkt drauf. Die große, abwechslungsreiche Trainingsgruppe hilft da sicher.“ Oder das Videostudium seines Vorbilds Simon Gauzy. Andersen: „Ich mag seine Spielart und seinen Charakter. Ich schaue mir viele Spiele von ihm an.“ Ebenso schwärmt er vom Ballgefühl Jan-Ove Waldners. „Was er auf den Tisch gezaubert hat, ist einfach Wahnsinn.“
Tischtennis-Pause und Darts-Fieber in den Weihnachtsferien
Aktuell hat Chris Andersen den Tischtennisschläger komplett beiseitegelegt, denn zwischen den Jahren hat das Internat wie gewohnt geschlossen. Die Jugendlichen verbringen die Weihnachtszeit im Kreise der Familie. „Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, richtig abzuschalten und zu entspannen. Danach spiele ich meistens noch besser.“ Ganz ohne Sport kommen die Nachwuchstalente aber nicht aus, ein paar lockere Joggingläufe müssen sein. Dennoch bleibt genügend Zeit für Andersens zweites geliebtes Hobby abseits des Tischtennis – den Dartsport. „Ich spiele in meiner Freizeit gerne und werde die WM verfolgen. Mein Favorit ist Michael van Gerwen“, sagt der NRW-Liga-Spieler.
Felix Kleeberg, der als Semi-Dartprofi unterwegs war und auch als Nachhilfelehrer im DTTI tätig ist, stand ihm online schon an der Scheibe gegenüber. „Er war außerdem einer meiner ersten Trainer und hat mir früher schon Balleimertraining gegeben“, sagt er über den Essener. In der zweiten Ferienwoche möchte Chris Andersen dann wieder voll durchstarten und sich für den bevorstehenden WTTV-Lehrgang Anfang Januar vorbereiten – gute Vorsätze fürs Jahr 2023 eben.
Zur TTR-Historie von Chris Andersen
(FKT)
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