Buntes

1725 Einzel in elf Monaten vs. 1111 Mannschaftsspiele

Zwei Vielspieler mit ganz unterschiedlichen Geschichten: Luca Gonschorowsky und Lutz Tonndorf (©privat)

12.10.2022 - Der eine ist eher ein Marathonläufer, der andere im Vergleich dazu ein Sprinter. Lutz Tonndorf und Luca Gonschorowsky feiern in diesem Monat beide einen bemerkenswerten Vielspiel-Rekord. Während Tonndorf am 17. Oktober zu seinem 1111. Mannschaftswettkampf in 56 Jahren aktiver Tischtenniskarriere antritt, hat Gonschorowsky Anfang des Monats bereits den offiziell eingetragenen Rekord von Frank Schweissing gebrochen und sagenhafte 1725 Einzel in nur elf Monaten bestritten.

„Noch mal werde ich so etwas Verrücktes sicher nicht machen“, hatte Luca Gonschorowsky nach dem Lünener 48-Stunden-Cup im Februar 2020 versichert. Zweieinhalb Jahre später steht fest: Hat er doch! Man könnte sogar sagen, der Vorsatz des Polsumers, den vor zwei Jahren von Frank Schweissing aufgestellten Rekord von 1724 Einzeln im Jahr zu brechen, ist womöglich noch verrückter, als - wie in Lünen - 48 Stunden am Stück Tischtennis zu spielen. „Aber in der Halle kam immer wieder das Thema auf, dass die 1724 Einzel ein Rekord für die Ewigkeit seien, die keiner toppen könne. Da dachte ich mir: Probieren wir es doch mal!“, lacht der 24-Jährige, der mit den beiden vorherigen Rekordhaltern Dominik Rautert (1249 Einzel) und Frank Schweissing (1724 Einzel) befreundet ist.

Rekord trotz Corona-Pause

Gesagt, getan: Anfang November 2021 beginnt der Kreisklassespieler seine Mission und besucht manchmal sechs Tage hintereinander - und selbst an Heiligabend - Turniere des andro WTTV-Cups, bei denen er im Gegensatz zu Mannschaftseinsätzen meist sechs Einzel am Abend machen kann. Irgendwann erweitert Gonschorowsky seinen Radius, fährt auch nach Niedersachsen und vereinzelt ins Rheinland, um Race-Turniere zu spielen. So kommen insgesamt etwa 20.000 Kilometer zusammen, die der Mediengestalter für seinen Rekordversuch zurücklegt. Doch die Tortur lohnt sich: Am 2. Oktober bestreitet er um 21:15 Uhr sein 1725. Einzel in nur elf Monaten und beweist damit, dass Schweissings Rekord eben nicht für die Ewigkeit war. Für dieses besondere Match hat Gonschorowsky Menschen zum andro-Cup in seine Heimathalle in Polsum eingeladen, die ihn im vergangenen Jahr begleitet und unterstützt haben. Als Höhepunkt des Abends wird ganz zum Schluss das Rekordspiel gegen Niclas Hegelich vom TuS Ende ausgetragen, während die anderen Teilnehmer, Freunde und Bekannte den neuen Rekordhalter zum 3:1-Sieg gegen den etwa 140 TTR-Punkte besseren Gegner peitschen. Der Triumph ist kein Zufall: Nicht nur seine TTR-Kurve zeigt konstant nach oben, Gonschorowsky merkt selbst, wie viel geduldiger und sicherer er in dem knappen Jahr geworden ist. „Ein Bekannter hat neulich zu einem Zuschauer auf der Tribüne gesagt: ‚Der hat in den letzten Monaten über 1000 Spiele gemacht, den schockt gar nichts mehr‘“, erzählt Gonschorowsky. „Ich beobachte auf jeden Fall einen Lernprozess. Ich bin deutlich reifer geworden.“

Ans Aufhören hat der 24-Jährige in den vergangenen elf Monaten übrigens nie ernsthaft gedacht. Im April, als er wegen einer Corona-Infektion zweieinhalb Wochen ausfiel, waren allerdings ein paar motivierende Worte seines Vor-Vorgängers Rautert nötig. „Dominik hat mich aufgebaut, dass ich es doch schon so weit geschafft habe und ja sogar einen kleinen Puffer habe“, erinnert sich der Polsumer. „Das schaffst du noch, meinte er.“ Und er behielt Recht. Nun ist der Rekord geknackt und soll bis Anfang November noch möglichst weit nach oben geschraubt werden. Ursprünglich waren 2000 Einzel geplant, durch die Corona-Pause sind nun eher 1900 realistisch. Und dann? „Dann freue ich mich auf die Aussicht auf ein normales Leben“, lacht Gonschorowsky. „Dann werde ich auch mal wieder beim Training auftauchen, da war ich nämlich schon sehr lange nicht mehr.“ Er werde auch in Zukunft sicher noch einige Turniere spielen, schließlich habe er auch viele neue Freundschaften in der Zeit geschlossen. „Aber der Fokus liegt dann wieder ganz klar auf den Meisterschaftsspielen.“

1111 Spiele in Diensten der Mannschaft

Die stehen auch für Lutz Tonndorf im Vordergrund - und das seit 56 aktiven Tischtennisjahren. Damit steht der 75-Jährige in Deutschland sicher nicht alleine da. Im Gegensatz zu anderen kann der Mainzer allerdings genau belegen, wie viele Mannschaftswettkämpfe er seit 1966 bestritten hat. Am 17. Oktober werden es 1111 Spiele sein. „Ich habe in meinem Verein direkt in der ersten Saison den Posten des Tischtennis-Abteilungsleiters übernommen und seitdem eine Strichliste geführt“, verrät Tonndorf. „Da habe ich genau verzeichnet, wie viele Spiele wir gewonnen, verloren und unentschieden gespielt haben.“ Auch heute ist der frühere kaufmännische Angestellte noch in seinem Verein SG TT Laubenheim aktiv, wo er aktuell in der fünften Mannschaft in der 3. Kreisklasse antritt. „Aber ich habe es zwischendurch bis in die Bezirksliga geschafft“, erzählt Tonndorf, der in seiner Laufbahn zudem viele Ämter im Rheinhessischen Tischtennisverband übernommen hat. „Ich war Schiedsrichter-Obmann, Sportwart, Jugendleiter und vieles mehr. Teilweise war ich fünfmal die Woche in Sachen Tischtennis unterwegs.“

Und das natürlich auch als aktiver Spieler. Sein Herz schlug in den vergangenen 56 Jahren fast durchgängig für Mainz-Laubenheim. Einzig 30 Spiele bestritt er für den Post SV Mainz, wo er eineinhalb Saisons lang eine kleine Zwischenetappe einlegte. Die restlichen Mannschaftspartien auf seiner Strichliste spielte er für die Laubenheimer. „Die 1111 Partien setzen sich aus 993 Meisterschaftsspielen, 46 Pokalspielen und 72 Freundschaftsspielen zusammen“, erzählt der Mainzer. „Zusätzlich habe ich auch noch in der Betriebssportrunde mitgespielt.“ Ein klassischer Turnierspieler war Tonndorf hingegen nie. Neben einem Kreismeistertitel im Doppel sammelte er seine Erfolge vor allem mit der Mannschaft. „Ich bin kein Einzelkämpfer, die Gemeinschaft gehört für mich dazu. Im Team fühle ich mich am besten aufgehoben.“ 

Schnapszahlenfeier am 11. November

Auch wenn er sein 1111. Mannschaftsspiel am 17. Oktober als Ersatzspieler für die vierte Mannschaft gegen die Mainzer Füchse bestreiten wird, findet die Rekordfeier - so wie es sich für die Karnevalshochburg Mainz gehört - erst am 11. November statt. Dann wird mit jahrelangen Wegbegleitern gefeiert, anders als bei Gonschorowskys Fete allerdings nicht am Tischtennistisch. Und noch einen Unterschied gibt es zwischen den beiden Vielspielern: Während Tonndorfs Schnapszahlenrekord eher als beachtliche persönliche Bestmarke anzusehen ist, wird Gonschorowskys Leistung vom „Rekord-Institut für Deutschland“ sogar offiziell ins Rekordregister eingetragen. Bis der nächste Verrückte austesten will, ob dies ein Rekord für die Ewigkeit ist…

(JS)

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