Buntes

Lukas Kleckers: Vom TT-Spieler zum Snooker-Profi

Lukas Kleckers spielte viele Jahre Tischtennis und startet aktuell als Snooker-Profi durch. (©Oliver Kästner/WorldSnookerTour)

31.12.2021 - Lukas Kleckers aus Essen war bis zu seinem Abitur aktiver Tischtennisspieler und wurde als Ersatzspieler sogar in der Verbandsliga eingesetzt. Seit 2014 ist der 25-Jährige weltweit als Snooker-Profi unterwegs und verdient damit als nur einer von zwei Berufssportlern in ganz Deutschland seinen Lebensunterhalt. Der Maschinenbau-Student steckt sich hohe Ziele und hat seine Leidenschaft für Tischtennis bis heute nicht verloren. Ein Comeback am Tisch schließt er nicht aus.

Schwarze Schuhe, dunkle Hose, weißes Hemd, darüber eine Weste und eine schicke Fliege am Hals. Snookerspieler zählen mit Sicherheit zu den bestgekleideten Sportlern überhaupt. Auch Lukas Kleckers hat in seinem Kleiderschrank so einige Outfits hängen, die dem Dresscode der elitären und präzisionsreichen Sportart entsprechen. Snooker gilt als die Königsdisziplin des Billards und scheint für den Laien auf den ersten Blick der geläufigen Pool-Variante sehr zu ähneln. „Der Tisch ist mit 3,80 mal 1,90 Meter wesentlich größer. Es gibt mehr Kugeln und die Taschen sind deutlich kleiner“, erklärt Lukas Kleckers. Das Ziel: abwechselnd die roten und farbigen Kugeln mit dem weißen Spielball lochen, wobei letztere immer wieder zurückgesetzt werden und je nach Farbe unterschiedliche Punktzahlen besitzen. Wer von den beiden Kontrahenten am Ende die meisten Punkte hat, gewinnt.

Für die Profikarriere ging’s nach dem Abitur nach England

Ein simples Spiel, das viele Sportbegeisterte vor allem aus dem Fernsehen, besser gesagt vom Sender Eurosport, kennen. Genau so erging es auch Lukas Kleckers, der im Alter von acht Jahren zum ersten Mal dort einschaltete. Durch Zufall erfuhr er von einem Verein in seiner Heimatstadt Essen. Die Anmeldung erfolgte zwei Jahre später. Mit elf begann er nebenher beim TV Kupferdreh mit dem Tischtennis. Anfangs bekam er beide Hobbys noch gut unter einen Hut. Mit 13 richtete Kleckers den Fokus immer mehr auf Snooker, schnell entwickelte er ein Talent und räumte im Jugendbereich mehrere Pokale ab. „Im Gegensatz zum Tischtennis kann man beim Snooker spät anfangen, um richtig gut zu werden.“ Nach dem Abitur 2014 setzte der damals 18-Jährige alles auf eine Karte, sammelte bis dato bereits Erfahrungen bei internationalen Amateurturnieren und fasste letztlich den Entschluss, Profi zu werden.

Aus einem geplanten Auslandsjahr nach der Schule wurden am Ende drei. Im englischen Sheffield, der Snooker-Hochburg, boten sich hervorragende Trainingsmöglichkeiten. Im letzten Versuch sicherte sich Kleckers das erhoffte Ticket, qualifizierte sich 2017 erstmalig für die Main Tour und gehörte bis 2019 zu den 128 besten Spieler der Welt, die für die wichtigsten Turniere startberechtigt sind. „Dann bin ich aus dem Ranking rausgefallen. 2020 hat es dann wieder geklappt“, berichtet Kleckers, der nach wie vor als Maschinenbau-Student an der Ruhr-Universität Bochum eingeschrieben ist. „Von der Regelstudienzeit bin ich aber weit entfernt“, scherzt er. Auch wenn sein Hauptwohnsitz immer noch in Essen liegt, verbringt Lukas Kleckers rund fünf Monate im Jahr auf der Insel. Corona wirbelte den Spielplan mächtig durcheinander.

Kampf ums Preisgeld - Parallelen zum Tischtennis

Vor der Pandemie machte der 25-Jährige unter anderem schon in China, Thailand, Indien sowie bei diversen Europameisterschaften Halt. Der zweifache deutsche Meister fuhr in der Bundesliga mit seinem Ex-Klub SC 147 Essen sowie seinem aktuellen Verein, dem 1. SC Mayen-Koblenz, einige nationale Mannschaftstitel ein. Der größte Erfolg des Weltranglisten-83., der auch schon einen Weltmeister geschlagen hat, war der Achtelfinaleinzug bei den British Open 2021. Dort kassierte er sein letztes Preisgeld. Das beläuft sich in Summe bisher insgesamt auf rund 51.000 britische Pfund (Stand: 23. Dezember 2021). Monatliche Einkünfte gibt es keine, Preisgelder werden bei den Top-Events erst ab Runde zwei verteilt. Für Sponsoren sind die Spieler selbst verantwortlich. 

„Der Druck ist schon groß. Es gibt keine Garantie“, sagt Kleckers, der auf internationale Turnierteilnahmen angewiesen ist. Allein vom Bundesligaspielbetrieb kann er nicht leben. Von rund 3000 Aktiven in ganz Deutschland existiert neben Kleckers nur noch ein weiterer Snooker-Profi. Für Tischtennis bleibt aufgrund des vollen Terminkalenders kaum noch Zeit. Die Parallelen zwischen beiden Konzentrationssportarten sind allerdings größer, als man vielleicht denkt. „Das Stellungsspiel ist sehr wichtig. Außerdem muss man den Spielball mit viel Schnitt versetzen und sich immer schon in Position für die nächsten Stöße bringen“, so Kleckers. Ähnlich wie beim Tischtennis ist es auch bei Snookerspielen auf den Rängen meistens ruhig - der zwischenzeitliche Applaus ausgenommen.

Ziel Top 64 - Tischtennis-Comeback nicht ausgeschlossen

Bis 2019 kam Lukas Kleckers beim TV Kupferdreh immer wieder mal sporadisch zum Einsatz und ist auch heute noch in der zweiten Mannschaft (1. Kreisklasse) gemeldet. Sein Niveau damals: irgendwo zwischen Bezirksklasse und Verbandsliga, wo er phasenweise mal ausgeholfen hatte. „Dieses Jahr habe ich vielleicht zwei bis drei Mal den Schläger in der Hand gehalten. Die Mannschaftswettbewerbe haben mir aber immer sehr gut gefallen. Ich kann mir schon vorstellen, irgendwann wieder zu spielen“, blickt Kleckers voraus. Zunächst wünscht sich der 25-Jährige im Snooker jedoch den Sprung in die Top 64. Keine leichte Aufgabe, zumal er in den vergangenen Monaten leistungstechnisch nicht so ablieferte, wie erhofft. „Es ist alles auch eine mentale Sache und eine Frage des Selbstvertrauens. Ich muss einfach mein Spiel auf den Tisch bringen“, sagt Kleckers. Den feinen Zwirn wird der Präzisionssportler aber definitiv noch viele Jahr brauchen.

Zur Homepage und zum Wikipedia-Eintrag von Lukas Kleckers
Alle Infos zu unserer Serie ,Tischtennisspielende Multitalente'

(FKT) 

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