Frank Schweissing (r.) hat den Rekord von Dominik Rautert (l.) schon jetzt geknackt (©privat)
02.08.2019 - 1.249 Einzel in einem Jahr bestreiten: Was fast unmöglich klingt, schaffte 2018 der Lünener Dominik Rautert und stellte damit einen vom deutschen Rekord-Institut aufgezeichneten Weltrekord auf. Klar war, dass andere es ihm in der Folge versuchen würden gleichzutun. Am Mittwoch wurde der Rekord, fünf Monate vor Jahresende, nun bereits geknackt. Frank Schweissing vom TV 1877 Essen-Kupferdreh spielte an jenem Abend sein 1.250. Einzel.
Möglichkeiten, die eigenen Grenzen auszutesten, gibt es ausreichend. So tendiert mancher dazu, monatelange für einen (Halb-)Marathon zu trainieren und bei diesem einfach nur ins Ziel zu kommen. Wieder ein anderer hat sich dagegen dem Bergsteigen verschrieben. Auf eine andere Art sind Dominik Rautert und Frank Schweissing an ihr Limit gegangen. Zunächst war es der 31-jährige Rautert, der 2018 1.249 Einzel bestritt und damit Ingo Bettges' Marke von 1.200 Spielen in einem Kalenderjahr übertrumpfte. Geknackt wurde Rauterts Rekord am Mittwochabend von Frank Schweissing.
Beim andro WTTV Cup in heimischer Halle machte der 61-Jährige sein 1.250. Einzel – und das ausgerechnet gegen seinen 'Vorgänger' Dominik Rautert, der im Jahresverlauf Buch geführt hatte über die Anzahl von Schweissings Einsätzen. Begleitet wurde der geglückte Rekordversuch am Mittwochabend von einem Fernsehteam des WDR und rund 30 Applaus spendenden Zuschauern vor Ort. "Es geschafft zu haben, ist ein absolutes Highlight für mich", erklärt Schweissing, der in den letzten sieben Monaten somit im Schnitt knapp sieben Einzel pro Tag bestritt.
"Irgendwann hat es sich verselbstständigt"
Dabei hatte der Essener Rauterts Rekord zu Beginn des Jahres noch gar nicht ins Auge gefasst. Diesen Plan hatte nämlich eigentlich Rauterts Lünener Vereinskollege Michael Ulbrich. Da der 30-Jährige jedoch im Schichtbetrieb arbeitet, musste er seine Hoffnungen irgendwann begraben. Schweissing hingegen hatte bis dahin "aus Spaß versucht, mitzuhalten. Irgendwann hat es sich verselbstständigt. Als ich gesehen habe, dass die Kluft zwischen den Turnieren bei Michael immer größer wurde, habe ich selbst auf den Rekord geschielt", erklärt der Essener. Eine Woche ohne Tischtennis gab es in diesem Jahr für ihn ohnehin nicht. Mindestens ein paar Einzel bestritt er immer – und das mit 30 Jahren mehr auf dem Buckel als Vorgänger Rautert.
"Bei manchen Gegnern war die erste Frage, ob ich schon Rentner bin", gesteht Schweissing, der nach wie vor als Dozent im Bereich Industrieanlagen arbeitet. Körperlich habe das viele Spielen bei ihm keine Beschwerden hervorgerufen. Ganz im Gegenteil: "Wenn ich mal ein paar Tage ausgesetzt habe, habe ich gemerkt, dass mir etwas fehlt, dass ich einroste. Für meinen Körper war es eine Wohltat." Natürlich sei es hin und wieder anstrengend gewesen, auch habe es Tage gegeben, an denen der am liebsten auf der Couch geblieben wäre. Selbst der Gedanke, den Rekordversuch abzubrechen, sei zwischendurch gekommen. "Was mache ich hier eigentlich?", habe sich der Essener manchmal gefragt. "Meine Frau hat mich dann aber immer gepusht. Für sie war es in Ordnung, dass ich das Ganze mache – allerdings nur unter der Voraussetzung, dass es bei diesem einen Jahr bleibt. Und ich habe mir dann gesagt: 'Scheiß' drauf: Das ziehst du jetzt durch.'"
Die Messlatte für Nachahmer möglichst hoch setzen
Ein extremes Event war für Schweissing sowie für einige andere Spieler der 48-Stunden-Turniermarathon des TTV Preußen 47 Lünen im Juli. Dort stand der 61-Jährige bei 13 Turnieren hintereinander in der Box, brachte es somit auf rund 40 Stunden Tischtennis am Stück. 24 Stunden hatte er zuvor bereits einmal bei einem Turnier in Goch durchgespielt. Mit Blick auf sein TTR-Niveau (1.122 TTR-Punkte aktuell) ergaben sich beim Essener im Jahr 2019 keine großen Veränderungen. "Der Lernfaktor aber war groß", findet Schweissing, "bei manchen Dingen merke ich schon, dass ich viel gespielt habe. Vor der Aktion habe ich mich schwer gegen Noppenspieler und Linkshänder getan. Auf diese Spielertypen kann ich mich jetzt besser einstellen." Grundsätzlich freue er sich, wenn er stärkere Gegner ärgern könne, eine Siegquote von ca. 25 % bei Turnieren sei für ihn daher schon eine gute Sache.
Und wie viele Spiele sollen in diesem Jahr noch hinzukommen? Schweissing: "Ich will so weitermachen wie bisher und hoffe, dass ich über 1.600 Einzel mache – so viele sollen es aber auf jeden Fall werden. Ich will die Messlatte für Nachahmer möglichst hoch setzen und hoffe, dass dieser Rekord dann noch eine Weile Bestand haben wird."
(DK)
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