WM 2018

Weikert: „Das hier ist größer als die Regeln“

Zumindest in Halmstad sind Nord- und Südkorea nun eine Einheit (©ITTF)

03.05.2018 - Es war die Neuigkeit des Donnerstagmorgens, so dass die sportlichen Ereignisse schon fast in den Hintergrund rückten: Nord- und Südkorea beschlossen, nicht gegeneinander anzutreten, sondern in der Damenkonkurrenz von nun an Seite an Seite weiterzumachen. Wie heute auf einer Pressekonferenz, an der unter anderem ITTF-Präsident Thomas Weikert teilnahm, bekannt wurde, entstand die Idee ganz spontan gestern Abend.

„Es ist wirklich unglaublich, aber wir sind nun ein vereintes Team“, lautete die Reaktion der Spitzenspielerin Südkoreas, Suh Hyowon, auf den historischen Zusammenschluss ihrer Mannschaft mit der nordkoreanischen. „Ich weiß nicht, was ich gerade fühle. Ich habe diese Neuigkeiten gestern Nacht gehört, aber da war noch unklar, ob es wirklich passiert. Heute Morgen kam dann erst die Bestätigung, somit bin ich wirklich überrascht.“ Heute Morgen marschierten die beiden Mannschaften zusammen zu ihrem Viertelfinale in die Halle, nahmen sich jedoch an den Händen und demonstrierten, dass sie nicht gegeneinander, sondern nun miteinander kämpfen wollen. „Ich habe einen Film über das vereinte Team von 1991 gesehen“, erzählt Suh. „Ich fühle mich ein wenig komisch, dass ich nun im vereinten Team bin, und ich hoffe, dass wir etwas Ähnliches erreichen können wie im Film. Ich denke, diese Mannschaft hatte das Ziel, unschlagbar zu sein. Wir können unsere Fähigkeiten bündeln. Von nun an wird dieses Team stärker als jemals zuvor sein.“ „Auch ich habe diesen Film gesehen und ich war überrascht über die Stärke des vereinten Teams“, fand auch die nordkoreanische Olympiadritte von Rio, Kim Song I. „Wer wusste damals, dass sie China würden schlagen können? Wir sind nun zusammen und ich glaube, dass wir alles erreichen können.“

„Dies ist ein historischer Moment“, erklärte ITTF-Präsident Thomas Weikert auf einer Pressekonferenz am Donnerstagnachmittag. „Die Idee ist zufällig entstanden.“ Man plante ein Event mit Nord- und Südkorea und realisierte während der Gespräche darüber gestern Abend, dass am folgenden Morgen ein Spiel der nordkoreanischen Mannschaft gegen Südkorea angesetzt war. „Plötzlich entstand die Idee, dass man ein vereintes Team formen könnte. Die Idee ist nicht in wenigen Minuten entstanden, wir haben das gemeinsam diskutiert. Wir haben wenig geschlafen. Aber am Ende haben wir von allen drei Parteien eine Bestätigung bekommen“, berichtete Weikert. Natürlich habe man auch mit allen anderen Mannschaften gesprochen, die im weiteren Turnierverlauf auf das vereinte koreanische Team treffen könnten. „Alle haben zugestimmt. Das ist ein tolles Zeichen für den Weltfrieden“, findet Weikert. Was dieses Zeichen nun für Auswirkungen auf die politische Situation hat, liege nun nicht mehr in ihren Händen. Nun seien die beiden Länder an der Reihe.

Wie die ITTF berichtete, werden morgen beide Teams auf der Bank Platz nehmen und alle Spieler und Trainer werden bei der Siegerehrung dabei sein und eine Medaille erhalten. Wer nun genau spielberechtigt ist, steht aber noch nicht fest. „Dies war eine sehr kurzfristige Entscheidung, es gibt noch ein paar technische Dinge zu lösen“, erklärte ITTF-Geschäftsführer Steve Dainton. „Ich bin sicher, dass wir einen guten Weg im Einklang mit den Regeln finden.“ Auf das Statement eines Journalisten, dass der Weltverband nicht einfach während eines laufenden Wettbewerbs die Regeln ändern könne, sagte Weikert: „Ja, wir respektieren die Regeln. Ja, wir haben sie geändert. Aber das hier ist größer als die Regeln.“

(JS)

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