Buntes

Zweite Karriere im Para-TT? Das sind die Wettkampfklassen!

Bei den nächsten Paralympics könnten Sie zum deutschen Team gehören (©Doesseler)

05.07.2017 - Sie haben ein Handicap, spielen aber nur im normalen Spielbetrieb der DTTB-Ligen mit? Dann haben Sie womöglich bisher eine große Chance verpasst, auch auf anderem Terrain zu glänzen. Volker Ziegler, Bundestrainer des deutschen Para-TT-Teams, sucht neue Talente mit Behinderung und lädt sie am 25. Juni zu den Handicap Open nach Düsseldorf ein. Wer mit welcher Behinderung in welcher Klasse spielt, haben wir hier noch einmal für Sie erklärt.

„Oft sieht man den Spielern ihr Handicap gar nicht an“, erzählte uns Volker Ziegler vor kurzem im Interview. „Gerade solchen Spielern ist es oft gar nicht bewusst, dass sie im Behindertensport starten könnten.“ Und gerade solchen Spielern möchte der Bundestrainer der deutschen Para-Tischtennismannschaft neue Möglichkeiten aufzeigen: Dass man nämlich nicht nur in der sonst üblichen Kreis-, Bezirks- oder Verbandsliga antreten kann, sondern auch Chancen hat, eine zweite Karriere im Para-Tischtennis zu starten, die im besten Fall sogar bis zu den Paralympics führen kann. So sind auch die großen Namen im deutschen Behindertentischtennis zweigleisig unterwegs. Thomas Schmidberger und Sandra Mikolaschek spielen neben ihren reinen Para-Wettkämpfen auch in der Bezirksliga mit, Valentin Baus ist in der Bezirksklasse zu finden und Thomas Brüchle hält in der Verbandsklasse mit. 

Volker Ziegler möchte die unentdeckten Talente in Deutschlands Vereinen finden und lädt sie für ein erstes Kennenlernen zu den Handicap Open am 25. Juni nach Düsseldorf ein. Mitspielen dürfen alle Spielerinnen und Spieler mit größeren oder kleineren Behinderungen. „Bei dem einen ist die eine Wade etwas dünner als die andere, der andere hat vielleicht eine Einschränkung an der Nicht-Schlaghand“, zählt Ziegler mögliche Handicaps auf, die beim ersten Blick gar nicht ins Auge fallen. Damit gewährleistet ist, dass eine gewisse Chancengleichheit und Vergleichbarkeit zwischen den Spielern herrscht, die gegeneinander antreten, werden Spieler mit ähnlichen Voraussetzungen oder Fähigkeiten in einer Klasse zusammengefasst. Insgesamt gibt es elf Wettkampfklassen, bei denen generell gilt: Je niedriger die Klasse, desto größer der Einfluss der Behinderung auf das Spiel. Die Klassen 1 - 5 starten im Rollstuhl, die Klassen 6 - 11 im Stehen.

Damit Sie eine Ahnung bekommen, in welcher Klasse Sie selbst - oder ein Teamkamerad - starten könnten, haben wir die folgende Beschreibung dem „Leitfaden für die Klassifizierung der paralympischen Sportarten“ des Deutschen Behindertensportverbands entnommen:

Sitzende Wettkampfklassen: 

Klasse 1 
Der Spieler hat keine Rumpfkontrolle, keinen funktionellen Griff des Schlägers, die Streckung des Ellbogens und der Hand werden durch eine schwingende Bewegung, die von der Schulter ausgeht, erreicht. Die Koordination der Armbewegungen ist bedeutend anders als die nicht beeinträchtigter Arme. Alle Rumpfbewegungen werden durch das Halten des Rollstuhls oder des Oberschenkels mit der Hand, oder durch das Halten der Stuhlrückseite mit gekrümmtem Ellbogen gesichert. 

Klasse 2 
Der Spieler hat keine Rumpfkontrolle, keinen funktionellen Griff des Schlägers, die Ellbogenstreckung ist ausreichend und die Handbewegungen sind gut koordiniert, aber ohne normale Kraft. Die Rumpfposition wird ähnlich gesichert wie bei den Spielern der Klasse 1. 

Klasse 3 
Der Spieler hat keine Rumpfkontrolle, je nach Höhe der Verletzung an der Wirbelsäule können minimale motorische Einschränkungen der Schlaghand auftreten, aber diese Schäden sind nicht schwerwiegend genug, um Einfluss auf eine der im Tischtennis bekannten Schlagtechniken zu haben. Leichte Veränderungen der Rumpfposition werden gesichert, indem die freie Hand den Rollstuhl oder den Oberschenkel hält, drückt oder stützt. Der untere Teil des Rumpfes bleibt in Kontakt mit der Stuhlrückseite. Rückwärtige Armbewegungen sind eingeschränkt, aufgrund der fehlenden Rumpfrotation. Bewusste Bewegungen des Rollstuhls sind in den meisten Fällen nicht möglich. 

Klasse 4 
Der Spieler hat Rumpfkontrolle, sitzt aufrecht, normale Arm- und Rumpfbewegungen sind möglich. Rumpfbewegungen, die der Vergrößerung der Reichweite dienen, sind nur möglich, indem der freie Arm sich am Rollstuhl oder Oberschenkel hält, drückt oder stützt. Bewusste Bewegungen des Rollstuhls sind möglich. Mit einer Hand nach vorne ist der Rumpf nicht in der Lage, sich optimal nach vorne zu lehnen. Seitliche Bewegungen sind nicht ohne die Hilfe des freien Arms möglich. 

Klasse 5 
Der Spieler hat Rumpfkontrolle, der Rumpf kann in sagittaler Ebene bewusst und ohne die Hilfe des freien Armes nach vorne geneigt und aufgerichtet werden. Signifikante Stoßbewegungen mit den Oberschenkeln oder sogar den Füßen sind möglich. Die Handhabung des Rollstuhls ist optimal, aufgrund der guten Rumpfpositionierung nach vorne und nach hinten. Einige seitliche Bewegungen sind möglich. 
 

Stehende Wettkampfklassen:

Klasse 6 
Kombination von schweren Behinderungen im Schlagarm und den unteren Gliedern, mit schweren dynamischen Gleichgewichtsproblemen. 

Klasse 7 
Sehr starke Defekte der Beine, damit verbunden: schlechte statische und dynamische Balance. Starke bis mäßige Defekte des Spielarmes. Gemäßigte CP, mit Beeinträchtigung des Spielarmes und der Beine. 

Klasse 8 
Einseitig oberhalb des Knies oder beidseitig unterhalb des Knies Amputierte. Schwere Behinderungen in einer oder beiden unteren Extremitäten, mit geringem dynamischem Gleichgewicht. Mittlere Behinderungen in den Beinen und leichte Behinderung im Spielarm. 

Klasse 9 
Einseitig, unterhalb des Knies amputierte Spieler. Milde Beeinträchtigungen der Beine oder leichte Behinderungen in den Beinen und leichte Behinderung im Spielarm. Starke Beeinträchtigung des Nicht-Spielarmes. 

Klasse 10 
Sehr milde Beeinträchtigungen in den Beinen, oder sehr milde Beeinträchtigung des Spielarms, oder schwere bis gemäßigte Beeinträchtigung des Nicht-Spielarms. 
 

Intellektuelle Beeinträchtigung: 

Wettkampfklasse 11 
Sportler entsprechend der internationalen Kriterien von INAS-FID. Spieler mit einer intellektuellen Beeinträchtigung haben in der Regel Probleme bei der Erkennung von Strukturen und der logischen Einsicht in Abläufe bzw. deren Steuerung. Gleichsam typisch für das Erscheinungsbild einschlägiger Beeinträchtigungen sind Gedächtnisstörungen und längere Reaktionszeiten, die sich ebenfalls negativ auf das technische, taktische und sportliche Leistungsvermögen im Tischtennis auswirken. 
 

Anmeldeschluss für die Handicap Open ist am 18. Juni. Für die Anmeldung füllen Sie bitte dieses Formular aus und schicken es an Hannes Doesseler (doesseler@brsnw.de).

(JS/DBS)

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