Bundesligen

Koppelspiele abgelehnt: Weinheims Damen bleiben in Liga zwei

V. l. n. r.: Vorstand Christian Säger, Leonie Hartbrich, Hanna Patseyeva, Jennie Wolf, Trainerin Shen und Luisa Säger, es fehlen Malika Bhandarkar und Iryna Motsyk (©TTC 1946 Weinheim)

20.05.2019 - In der 2. Damen-Bundesliga gewann der TTC 1946 Weinheim in der abgelaufenen Saison vor dem TSV Schwabhausen den Meistertitel. Während klar war, dass die Schwabhausenerinnen den Aufstieg in die 1. Bundesliga wahrnehmen würden, machte Weinheim seine Entscheidung davon abhängig, ob man die Heimspiele weiterhin parallel zu denen der eigenen Drittliga-Herren austragen dürfe. Eine Entscheidung fiel in der vergangenen Woche, alle Infos – auch die Urteilsbegründung – finden Sie nun hier.

Vor einigen Wochen hatte der DTTB den Antrag des TTC 1946 Weinheim auf eine Ausnahmegenehmigung abgelehnt. Die Genehmigung zielte darauf ab, auch nach einem Aufstieg der Damen in die 1. Bundesliga die Heimspiele der Herren parallel austragen zu dürfen, so wie es der Verein aktuell in der 2. Bundesliga – ebenfalls mit Ausnahmegenehmigung – handhabt. Nach der Entscheidung des DTTB legte der TTC 1946 Weinheim Protest ein, die Angelegenheit musste vom DTTB-Sportgericht geklärt werden. Das Sportgericht schloss sich in seinem Urteil in der vergangenen Woche nun der Entscheidung des DTTB an, keine Koppelspiele zuzulassen, mit dem Hinweis darauf, die exponierte Stellung der höchsten deutschen Spielklasse zu wahren.

Damen-Spiele sollen nicht zur Begleiterscheinung von Herren-Spielen herabgestuft werden
DTTB-Justiziar Thomas Weikert dazu: "Damit die 1. Damen-Bundesliga entsprechend ihres Stellenwerts präsentiert werden kann, darf es in dieser Klasse zu keinen gleichzeitig stattfindenden Punktspielen kommen." Nur so könne der Fokus auf den Erstliga-Damen liegen. Zudem hatte eine Abfrage des DTTB unter den Erstligisten ergeben, dass sich sieben der neun anderen Vereine gegen Koppelspieltage aussprechen.

In seiner Urteilsbegründung unter Vorsitz des früheren Staatsanwalts Philipp Hübinger betonte das Sportgericht, "dass die Verantwortlichen des TTC 1946 Weinheim offenbar der Auffassung sind, ohne die Beteiligung der Herren eine Damen-Mannschaft in der 1. Bundesliga der Damen nicht realisieren zu können. Dies zeigt nach Auffassung des Gerichts, wie wichtig es ist, die Bedeutung der Spiele der 1. Bundesliga der Damen zu stärken, damit sie nicht zur Begleiterscheinung eines Spiels der Herren herabgestuft werden." Weiter heißt es: "Auch wenn der DTTB natürlich gehalten ist, die Interessen seiner Mitgliedsvereine zu beachten, ist es nicht seine Aufgabe, alle finanziellen und organisatorischen Probleme, die sich bei jedem Verein bzw. jeder Mannschaft auch noch unterschiedlich darstellen können, zu lösen."

Weinheims Damen werden nach der Urteilsverkündung also auch in der kommenden Saison in der 2. Bundesliga an den Start gehen. Die erforderliche Lizenz hatte der Verein, genau wie die der 1. Bundesliga, fristgerecht beantragt. Gegen das Urteil des DTTB-Sportgerichts könnten die Weinheimer innerhalb von zwei Wochen ab Zustellung der schriftlichen Urteilsverkündung beim DTTB-Bundesgericht noch Einspruch einlegen. Würde auch dieser Einspruch abgelehnt, bliebe ihnen sogar noch der Gang vor ein Zivilgericht.

Weinheim-Vorstand Säger: "Zuschauermatrix belegt die Attraktivität von Koppelspielen"
Danach sieht es wohl nicht aus, der Verein scheint sich mit dem Urteil abgefunden zu haben ("Wir müssen mit der Entscheidung leben", Zitat Vorstand Christian Säger). Dass die Enttäuschung darüber aber groß sei, daraus machte Christian Säger auf myTischtennis-Anfrage keinen Hehl. "Gerne hätten wir den achten Aufstieg in zehn Jahren wahrgemacht", so der Weinheimer. Auch die Zusagen für benötigte Sponsorengelder habe man schon erhalten, wenn auch z. B. eine erstligareife Nummer eins in der jetzigen Phase natürlich nicht mehr so einfach zu bekommen gewesen wäre. "Wir hatten auch die Unterstützung der Stadt. Der Oberbürgermeister stand dahinter, wir haben z. B. eine neue Lichtanlage bekommen. Aber da wir die Spiele der Damen und Herren getrennt hätten ausrichten müssen, machte ein Aufstieg für uns keinen Sinn."

Die Zuschauermatrix in Weinheim und Neckarsulm belege klar, dass deutlich mehr Menschen in die Hallen strömten, wenn zwei hochklassige Spiele gleichzeitig ausgetragen würden. "Das Zuschauerinteresse ist doppelt so hoch, die Stimmung wesentlich besser und auch das Fernsehen ist dann mit an Bord", so Säger, dessen Tochter Luisa die aktuelle Nummer eins der Mannschaft ist. 

Große Manpower benötigt
Zu groß sei zudem die benötigte 'Manpower', wolle man mögliche Erstliga-Spiele der Damen und Drittligaspiele der Herren getrennt voneinander austragen. "Das Hauptproblem ist, dass wir Tischtennis sind und nicht Fußball. Wir sind nicht der FC Bayern München." Enttäuscht sei Säger aber auch deshalb, weil z. B. die (seit 2010 selbständige, Anm. d. Red.) TTBL bei den Herren dem TTC Ebner Ulm die Möglichkeit gewährt habe, über eine Wildcard in die Liga einzusteigen, der DTTB im Falle des TTC 1946 Weinheim aber auf seinen Statuten beharre.

Die sollen sich nach dem Wunsch des Vereins in Zukunft ändern, berichtet der Vereinsvorsitzende: "Wir werden auf dem nächsten DTTB-Bundestag einen Antrag auf Änderung stellen", so Säger. Den Aufstieg mit Blick auf die nächsten Jahre haben die Baden-Württembergerinnen also noch nicht ganz abgeschrieben, auch wenn die Sollstärke der Damen-Bundesliga zur Saison 2020/2021 von zehn auf acht Mannschaften reduziert wird.

Die Zusammensetzung der Bundesligen in der Saison 2019/2020

(DK)

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