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Janinas WM-ABC: Von A wie Arena bis Z wie Zuschauer

Die Zuschauer haben vor allem bei den Schwedenspielen für mächtig Stimmung gesorgt (©ITTF)

08.05.2018 - Die Team-WM in Halmstad ist zwar seit Sonntag beendet, eines darf traditionell aber nicht fehlen: das WM-ABC. myTischtennis.de-Redakteurin Janina Schäbitz war während der gesamten WM in Halmstad vor Ort und fasst ihre Eindrücke nach den 26 Buchstaben des Alphabets geordnet zusammen. Von A wie Arena bis Z wie Zuschauer gab es wieder einiges, das ihr in und außerhalb des Wettkampfs aufgefallen ist.

Arena - Die Halmstad Arena war vor allem eins: intim. In der Haupthalle standen von Beginn an nur drei Tische, die Zuschauer waren nah am Geschehen dran. Wenn man dies mit den Weltmeisterschaften der vergangenen Jahre vergleicht, konnte die 3000 Zuschauer fassende Halle vielleicht nicht mithalten. Allerdings hatte es auch sein Gutes, wirklich alle Tische im Auge behalten zu können - das war etwa 2015 in Suzhou ganz anders.

Bananen - Habe ich in der vergangenen Woche bestimmt 27 gegessen. Denn aus Bananen und Äpfeln bestand die Verpflegung für die Journalisten. Das allein mag etwas eintönig sein, ging aber in Kombination mit dem hervorragenden Asia-Imbiss gegenüber ganz gut. In den nächsten drei Wochen werde ich aber sicherlich erst mal keine der gelben Früchte mehr anfassen. :-D

China - Und täglich grüßt das Murmeltier: China ist sowohl bei den Damen als auch bei den Herren Weltmeister geworden. Zwar verlief das Turnier nicht völlig reibungslos, wenn man zum Beispiel die 0:3-Niederlage von Ding Ning gegen Soo Wai Yam Minnie betrachtet. Am Ende waren die Spieler und Spielerinnen aus dem Reich der Mitte aber wieder die strahlenden Sieger. Und das völlig verdient.

Dimitrij Ovtcharov - Zunächst das Sorgenkind der deutschen Mannschaft, bevor andere ihm diese Rolle streitig machten. Im Vorfeld war schon viel darüber spekuliert worden, ob seine Hüfte hält und wie fit er schon wieder ist. Nun kann man sagen, dass die WM wohl noch ein wenig zu früh für ihn kam. Dennoch hat er sich zu vielen Siegen durchgebissen und stand zur Verfügung, als Patrick Franziska und Timo Boll nicht einsatzbereit waren.

Endspiel - Während bei den Damen Mima Ito China direkt mit einem Sieg gegen Liu Shiwen überrumpelte, ging der Plan, die Chinesen früh unter Druck zu setzen, bei Deutschlands Herren leider nicht auf. Patrick Franziska hatte gegen Xu Xin seine Chancen, am Ende ging dieses Endspiel allerdings ziemlich sang- und klanglos über die Bühne.

Franziska, Patrick - Hatte überragende Momente, wie zum Beispiel im Halbfinale, als er Jeoung Youngsik eiskalt im entscheidenden Einzel bezwang. Und er war auch der einzige Deutsche, der im Endspiel gegen China ein wenig Land in Sicht hatte. Dabei wurde er im Halmstad zwischendurch von einer Oberschenkelzerrung gebremst. Chapeau!

Gelände - Während bei vielen Weltmeisterschaften lange Wege zurückgelegt werden mussten, um etwa in die anderen Hallen, in die Mixed Zone oder das Pressezentrum zu kommen, wurde die Kondition der Journalisten diesmal nicht überbeansprucht.

Halmstad - Ein ungewöhnlicher Gastgeber für eine WM, aber dieser - im Vergleich zu Tokio, Suzhou oder Kuala Lumpur - beschauliche Ort hatte seinen besonderen Reiz. Denn anders als in den Millionenstädten wurde das Leben in Halmstad in der WM-Woche ganz und gar von Tischtennis bestimmt. Man sah nicht nur viele Tischtennisspieler in den Straßen der Stadt, sondern auch viele Schweden in gelb-blauer Fan-Montur. 

ITTF - Versorgte die Menschen zu Hause verlässlich mit Livestreams und aktuellen Ergebnissen. Gerade Letzteres hatte in den vergangenen Monaten sehr zu wünschen übrig gelassen. Daher Daumen hoch, dass es rechtzeitig zur WM wieder geklappt hat.

Japan - Während die japanischen Damen so gut wie eh und je ins Finale marschierten, war bei den Herren der Wurm drin. Schon die Niederlage gegen England in der Vorrunde verwunderte. Gegen starke Südkoreaner musste man sich im Viertelfinale zwar nicht wegen des Ausscheidens schämen, dies war jedoch bei Weitem nicht das, was sich die Japaner hier ausgerechnet hatten.

Korea - Nord- und Südkorea vereint? Zumindest im Tischtennissport wurde dies ab dem Halbfinale Realität. Die beiden Damenmannschaften der verfeindeten Nachbarländer entschieden sich dazu, statt gegeneinander anzutreten, gemeinsam weiterzuspielen. Sportlich sicherlich nicht ganz sauber, aber ein tolles Zeichen für den Frieden, das um die Welt ging. 

Lazarett - Als solches wurde die deutsche Mannschaft irgendwann bezeichnet - und das nicht ohne Grund. Dimitrij Ovtcharov war schon im Vorhinein von einer Hüftverletzung ausgebremst worden, Patrick Franziska zog sich im Hongkongspiel eine Oberschenkelzerrung zu, bei Timo Boll meldete sich zwischendurch der Ischiasnerv. Die medizinische Abteilung hatte hinter den Kulissen also alle Hände voll zu tun - und machte ihre Arbeit gut. So kam so manche Wunderheilung über Nacht zustande.

Michael Maze - Gab in Halmstad sein internationales Comeback. Allerdings bekam man ihn nicht zu sehen, wenn man sich nicht ab und zu in die Nebenhalle verirrte. Dänemark spielt nämlich in der zweiten Division und schnitt dort durchwachsen ab - genau wie Maze. Der Däne fuhr mit einer 4:3-Bilanz nach Hause.

Nina Mittelham - Hat in Halmstad eine sehr ansprechende Leistung gezeigt. Die 21-Jährige wurde bei jedem Spiel der deutschen Damen eingesetzt und erspielte sich eine persönliche Bilanz von 6:1. Unter anderem schlug sie die Koreanerin Yang Haeun und rettete ihrem Team einen wichtigen Punkt gegen die Österreicherin Amelie Solja im fünften Satz.

Organisation - Kein Grund zur Klage. Die WM war bestens vorbereitet, die Arbeitsbedingungen - zumindest in der Haupthalle - sehr gut, das WLAN für die Presse ein Traum. Daumen hoch!

Petrissa Solja - Bei ihr wusste man vorher nicht so recht, wo man sie einordnen sollte. Sie hatte eine längere Pause hinter sich, damit auch ein wenig Trainingsrückstand in den Knochen. In Halmstad konnte man hingegen voll auf sie zählen. Sie war die Bank im deutschen Damenteam und sorgte nicht nur einmal für eine frühe Führung gegen gegnerische Spitzenspielerinnen.

Quartier - Die Unterbringung in Halmstad war ein Thema für sich. Schon Monate im Voraus waren die Hotels so gut wie ausgebucht oder die Zimmer wurden zu horrenden Preisen angeboten. Ein Beispiel? Eine Nacht im Pressehotel sollte 220 Euro kosten. Na, ein Glück, dass es inzwischen Plattformen wie AirBnb gibt. Dieser Umstand hat aber sicher dazu geführt, dass einige traditionelle WM-Fahrer sich die Reise dieses Mal gespart haben.

Ruwen Filus - In der Vorrunde war er eher selten zum Zug gekommen, dafür wurde er um so wichtiger, als zum Brasilienspiel weder Timo Boll noch Patrick Franziska einsatzbereit waren. Mit zwei Punkten avancierte er zum deutschen Helden des Viertelfinals. Dass er trotzdem in der Vorschlussrunde nicht von Jörg Roßkopf aufgestellt wurde, nahm er sportlich. Seine Belohnung bekam er in seinem ersten WM-Finale, auch wenn er dort leider chancenlos war.

Schweden - Die Gastgebernation wusste ihren Heimvorteil zu nutzen. Nicht nur bei den Herren lief es glänzend, auch die Damen zeigten begeisternde Spiele - allen voran Matilda Ekholm, die unter anderem Feng Tianwei besiegte. Als dann am Ende noch Bronze für die Herren dabei heraussprang, war in der Halle kein Halten mehr. Einer der schönsten Momente dieser WM!

Timo Boll - Sein Start ins Turnier mit einer Niederlage gegen Omar Assar bereitete ein wenig Sorgen. Doch danach war Boll wie gewohnt die Bank im deutschen Team. Sein Spiel im Halbfinale gegen Lee Sangsu, nachdem er tags zuvor noch mit Ischiasschmerzen durch die Halle gehumpelt war, beeindruckte und war eines der besten Spiele, die ich bei dieser WM gesehen habe.

Ungarn - Was die Mehrheit der WM-Interessierten wahrscheinlich nicht mitbekommen haben: Die ungarischen Herren haben den Wettbewerb in der 2. Division gewonnen. Gegen den Iran setzten sich Bence Majoros, Adam Szudi und Nandor Ecseki in einem spannenden Finale mit 3:2 durch. Bei den Damen war Spanien im Endspiel gegen die Türkei erfolgreich. Für alle vier Finalisten geht es jedoch bei der nächsten Team-WM in der Championship Division weiter.

Volunteers - Die Schweden sind ein nettes Völkchen. Das wurde auch im Umgang mit den Volunteers immer wieder deutlich. Viele Menschen aus Halmstad hatten sich freiwillig gemeldet, um ihren Teil zu diesem besonderen Ereignis für die Stadt beizutragen. Dabei waren sie stets freundlich, hilfsbereit, zuvorkommend und sehr entspannt.

Winter, Sabine - Für sie war dies eine schwierige WM. Das Spiel gegen Südkorea, als sie eine 2:0-Führung plus Matchball im alles entscheidenden fünften Einzel noch vergab, wird ihr sicher noch ein bisschen nachhängen. Mit ihrer 2:5-Bilanz wird sie nicht zufrieden sein, beim nächsten Mal ist sie jedoch sicher mit noch mehr Ehrgeiz dabei, für ihr Team zu punkten.

Xu Xin - Traditionell ist Xu Xin unser Lieblingskandidat für den Buchstaben X in unseren WM-ABCs. Und auch diesmal hat er die Erwähnung verdient. Bis zum Finale hatte er keinen einzigen Satz verloren und war eine absolute Bank im chinesischen Team. Einzig gegen Patrick Franziska geriet er kurz ins Straucheln.

Yes! - Geteilte Freude ist doppelte Freude. Viele Teams - wie England, Schweden oder auch Deutschland in den späteren Runden - feierten ihre Siege dementsprechend ausgelassen. Wenn man die Feierlichkeiten nach so manchem Spiel mit denen beim Finale vergleicht, könnte man fast meinen, der Weltmeistertitel wurde weit früher als am Sonntag vergeben.

Zuschauer - Die Ränge in der Halmstad Arena waren an den meisten Tagen nicht voll besetzt. Dafür machten die Zuschauer, die gekommen waren, mächtig Krawall. Zumindest bei den Schwedenspielen, die natürlich die meiste Aufmerksamkeit auf sich zogen. Besonders im Gedächtnis geblieben sind die Trommler vom ersten Tag. Die Sambatruppe gab etwas penetrant den Rhythmus an - und das auch während der Ballwechsel. Für die Spieler mal eine neue Herausforderung an die Konzentrationsfähigkeit.

(JS)

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