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Amateur-Thema: Regelmäßiger Wechsel zwischen zwei Schlägern

Johannes Gohlke wechselt regelmäßig zwischen zwei Schlägern (©privat)

12.11.2019 - Spieler, die häufig und nach kurzer Zeit ihr Material wechseln, gibt es so manche im Tischtennis. Solche, die – je nach Gegner – zwischen unterschiedlichen Schlägern hin und her wechseln, sind dagegen eher rar gesät. Michel Granholm (TuS Langenholzhausen/WTTV) und Johannes Gohlke ( TTC Finow GEWO Eberswalde/TTVB) gehören dazu. Warum sie mit zwei verschiedenen Schlägern spielen und ob das erfolgversprechend ist, darüber erfahren Sie in diesem Artikel mehr!

Zwischen unterschiedlichen Schlägern hin und her zu wechseln, mag für manche verrückt klingen. Michel Granholm und Johannes Gohlke praktizieren das aber so. Ausschließlich Abwehr mit einem Noppen-außen-Belag spielte Gohlke (TTR-Wert: 1680) zwischen den Jahren 2013 und 2016, kehrte danach aber wieder zu seinem Allroundspiel mit zwei Noppen-innen-Belägen zurück. Je nach Gegner, aber auch Lust und Laune, wechselt er seit einem Jahr zwischen einem Angriffs- und einem Abwehrschläger hin und her.

Ausgangspunkt dafür war ein Spiel bei einem Ranglistenturnier, das er unbedingt gewinnen musste, es mit seinem Angriffsschläger gegen diesen Gegner wohl aber nicht gewonnen hätte. Gohlke erinnerte sich daran, dass sich dieser Spieler gegen Noppen stets schwer getan hatte, setzte deshalb seinen Abwehrschläger ein – und hatte Erfolg. So entschied der 30-Jährige im November 2018, von nun an häufiger zu wechseln. "2016 hat mir das Spielen mit dem Abwehrschläger keinen großen Spaß mehr gemacht", berichtet der Spieler des TTC Finow GEWO Eberswalde. "Viele Gegner haben mich irgendwann nur noch auf meiner Noppenseite angespielt und ihr Spiel sauber durchgezogen." So sei der Wechsel auf einen Schläger mit Noppen-innen-Belägen logische Konsequenz gewesen. Dieser kommt nun wieder regelmäßig zum Einsatz. 

Granholm von Chen Weixing und Ruwen Filus inspiriert
Vier Jahr lang mit einem Abwehrschläger spielte zuletzt Michel Granholm (TTR-Wert: 1428), der überhaupt erst seit sieben Jahren aktiver Spieler ist. Seit dieser Saison wechselt er zwischen einem Abwehr- und einem Angriffsschläger. Wie auch Gohlke spielt er den gleichen Noppen-innen-Belag zweimal auf dem einen Holz und eben einmal auf dem anderen Holz als Ergänzung zur Noppe. Anders als Gohlke, der ein Angriffs- und ein Abwehrholz spielt, setzt Granholm auf das gleiche Holz bei beiden Schlägervarianten (nur mit unterschiedlicher Griffform). 

Nachdem er zu Beginn seiner Laufbahn Videos von Chen Weixing und Ruwen Filus gesehen hatte, wollte Granholm gleich von Anfang an mit einem Abwehrschläger spielen, kam damit aber zunächst nicht wie gewünscht zurecht. So spielte er in den ersten drei Jahren glatte Beläge, erst danach erfolgte der Umstieg auf einen Noppen-außen-Belag. Das führte bei ihm innerhalb von knapp zwei Jahren zu einem Sprung von ca. 1200 auf 1500 TTR-Punkte. "Ohne diesen Umstieg würde ich wahrscheinlich immer noch in der 3. Kreisklasse spielen", erklärt der 34-Jährige, der Schlägerdreher ist und mit seiner Langnoppe tischfern abwehrt, über dem Tisch aber mit dem Noppen-Innen-Belag spielt. "Da ich nur zwischen 1400 und 1500 TTR-Punkten schwanke, habe ich in dem Bereich als Abwehrer leider nicht viel zu tun und bin mehr damit beschäftigt, den Schläger zu drehen und durchgehend anzugreifen. Daher setze ich nun auch den 'normalen' Schläger ein, um gegen vermeintlich passivere Gegner einfacher und mit mehr Spaß spielen zu können", begründet er seinen Schritt zu einem Alternativschläger. "Gegen Angreifer oder einfach viel bessere Gegner, die gegen Abwehr nachziehen können, greife ich zum Abwehrholz, womit ich dann besser bestehen kann." 

Ist es nicht besser, sich auf einen Stil zu konzentrieren?
Im Training spielen Granholm und auch Gohlke hauptsächlich mit ihren Angriffsschlägern. Gohlke erklärt: "Viele meiner Vereinskameraden können gut gegen Abwehr spielen. Das ist dann frustrierend, wenn man dauernd Niederlagen kassiert." Ob es nicht besser wäre, die gesamte Zeit im Training zu verwenden, um ein einziges Spielsystem (mehr oder weniger) zu perfektionieren? Gohlke und Granholm können diesem Gedanken nicht widersprechen. "Das ist in der Regel sicher nicht verkehrt", sagt Granholm. "Sollte ich irgendwann ein, zwei Klassen höher spielen, würde ich mich auf die moderne Abwehrvariante mit Langnoppe konzentrieren. Denn dort sind einfach Gegner, die eher und besser angreifen, sodass ich mein geliebtes tischfernes Abwehrspiel durchziehen könnte. Ich denke, ich würde besser werden, wenn ich mich auf eine Sache konzentrieren würde." 

Johannes Gohlke meint: "Für die meisten ist es sicherlich gut, sich auf einen Spielstil festzulegen. Ich wechsle aber zwischen zwei Schlägern, weil mir den meisten Spaß bringt. Wenn ich im Training nur mit der Noppe spielen würde, würde ich wohl auch besser werden. Mir macht es aber Spaß, flexibel zu sein. Die, die weit kommen wollen, sollten sich wohl eher auf das Training mit einem Schläger konzentrieren."

Kein Leistungsabfall durch das Wechseln
Dass die Konstanz oder die Technik insgesamt durch das ständige Wechseln leide, glauben beide indes nicht. Mit Blick auf ihre TTR-Punkte lässt sich ein Niveauabfall durch das Wechseln auch nicht feststellen. Bei Gohlke ging es zwischenzeitlich sogar nach oben, er berichtet: "Durch das Spiel mit der Noppe ist meine Rückhand nicht etwa schlechter geworden, sondern sogar besser. Wenn man mit glatten Belägen spielt und eine schlechte Rückhand hat, vermeidet man diese Seite wohl eher. Beim Umstieg auf Noppe spielt man aber automatisch mehr mit dieser Seite und trainiert sie so."

Der 30-Jährige brauche auch keine große Eingewöhnungszeit beim Wechseln zwischen den Schlägern. Er müsse nicht bewusst überlegen, mit welchem er welche Schläge spielen könne. "Ich habe meine Schläge mit beiden Schlägern verinnerlicht, den Abwehrschlag gut drin und den Schlag mit der Noppe am Tisch auch. Es passiert selten, dass ich einen Schlag so spiele, wie ich ihn eigentlich mit dem anderen Schläger hätte spielen wollen", so Gohlke. Granholm dagegen würde sich für sein Spiel mit Noppen-innen-Belägen zwar wünschen, dass er über 'automatisierte' Schläge verfüge, "für mein Abwehrspiel wäre das aber fatal. Wenn dort eine automatisierte Schlagbewegung kommen würde, obwohl ich auf dieser Seite die Noppe habe – ich drehe ja häufig und manchmal 'verdreht' man sich bzw. kommt nicht ganz hinterher –, würde das einfach nicht funktionieren", meint der 34-Jährige. 

"Auf jeden Fall sicherer gegen Abwehrspieler"
Durch das Spiel mit einer Noppe haben sowohl Gohlke als auch Granholm noch einmal besser gelernt, gegen Material bzw. Abwehr zu spielen. "Ich würde mich jetzt sogar als Noppenkiller bezeichnen. Das war vorher nicht so", findet Gohlke. Wenn es gegen Abwehr bzw. Material gehe, spiele er mit seinem Schläger mit glatten Belägen und greife dann hauptsächlich mit der Vorhand an. Granholm erläutert: "Ich bin auf jeden Fall viel sicherer gegen Abwehrspieler geworden. Ich weiß jetzt, wie sich der Gegner fühlt, wenn er gegen meine Abwehr spielt oder ich gegen seine." Anders als Gohlke greife er nicht per se zum Angriffsschläger beim Spiel gegen Abwehr bzw. Material. Er mache das allgemein gegen passivere Gegner, zu denen so mancher Materialspieler natürlich dazu zähle. Gegen Gegner mit sehr guten Aufschlägen und einem guten Offensivspiel setze der 34-Jährige auf seinen Abwehrschläger.

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(DK)

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