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Jugendliche und der Übergang in den Erwachsenenbereich

Wie kann man Jugendliche dazu bewegen, auch im Erwachsenenbereich weiter Tischtennis zu spielen? (©ITTF)

14.10.2019 - Für manche Vereine ist es nicht leicht, überhaupt Nachwuchsspieler zu gewinnen. Diese dann nach dem Übergang in den Erwachsenenbereich an den Tischtennissport zu binden, fällt mitunter noch schwerer. Woran liegt das und wie kann man dem entgegenwirken? Das haben wir Katja van Steenwijk (Anrather TK, WTTV) und Martin Czekalla (TTG Walldorf, BaTTV) gefragt.

Vielfältige Gründe
In dieser Saison sechs Jugend-Mannschaften schickt der Anrather TK ins Rennen, für den Katja van Steenwijk seit fast drei Jahrzehnten als Jugendwartin tätig ist. Faktoren wie G8, der Beginn der Ausbildung oder des Studiums seien, wie auch der erste Freund bzw. die erste Freundin, ihrer Erfahrung nach ausschlaggebend dafür, dass Jugendliche beim Übergang in den Erwachsenenbereich den Schläger an den Nagel hängen würden.

Martin Czekalla von der TTG Walldorf (sieben Jugend-Mannschaften) führt die Konkurrenz mit anderen Sportarten und Freizeitbeschäftigungen, den vermeintlichen Druck durch die Schule und die Ablenkung durch Freunde, die anderen Dingen nachgehen würden, als mögliche Gründe an. "Dann gibt es zudem den Teufelskreis, dass nachlassender Trainingsfleiß auch in geringerem Erfolg und meist auch in geringerer Motivation mündet. Das passiert auch schon in frühen Jahren", findet Czekalla.

"Jugendliche wollen eher mit gleichaltrigen zusammenspielen"
Er nennt das Beispiel, dass sich Jugendliche mit weniger TTR-Punkten in den unteren Ligen ("vielleicht ist auch die TTR-Vergleichbarkeit zwischen Jugendlichen und Erwachsenen ein Problem", Zitat Czekalla) mit alten Hasen und Materialspielern messen müssten und mit eher älteren Spielern auch in einer Mannschaft spielen würden. Das entspräche nicht dem Wunsch vieler Jugendlicher. "Eine Mannschaft mit Gleichaltrigen zu ermöglichen, ist manchmal nicht so einfach, will man eine einheitliche Leistungsstärke haben. Als einzelner Jugendlicher mit 60- bis 75-Jährigen in einem Team zu spielen, ist dann eine Herausforderung." 

Dass z. B. sportlich erfolgreiche Jugendliche dem Sport länger erhalten blieben, sieht auch Katja van Steenwijk so. "Aber es ist nicht nur der sportliche Erfolg", sagt sie. Sie sieht ein Erfolgsrezept, Jugendliche auch im Übergangsbereich an die Sportart zu binden, darin, diesen Übergang schon früh einzuleiten und den Kontakt zur Abteilung der Erwachsenen früh zu schaffen.

Frühe Einbindung in Trainings- und Spielbetrieb der Erwachsenen wichtig
"Wir achten darauf, dass die Jugendlichen schon spätestens mit 14 oder 15 Jahren überall mitmachen dürfen, z. B. bei Vereinsmeisterschaften oder vereinsinternen Turnieren. Die doppelte Spielberechtigung für Jugendliche im Erwachsenenbereich mache sich der Verein zu nutze und lasse mit zunehmendem Alter der Youngsters immer mehr Einsätze in den Erwachsenen-Mannschaften zu. "Im letzten Jugendjahr sollen sie dann nach Möglichkeit schon regelmäßig in einer Erwachsenen-Mannschaft spielen", erläutert van Steenwijk. 

Auch bei der TTG Walldorf versucht man schon früh, die Jugendlichen heranzuführen und auch ins Training der Erwachsenen einzubinden – oder umgekehrt die Erwachsenen ins Jugendtraining: "Es muss ja nicht der ganze Abend sein. Die Erwachsenen, die vielleicht eine Viertelstunde früher kommen, spielen zum Aufwärmen mit den Jugendlichen oder Kindern. Oder die Jugendlichen bleiben noch etwas länger." Auch für die Erwachsenen ergäben sich dadurch Vorteile, weil die Jugendlichen technisch sauberer spielen würden. "Erfreulicherweise fragen viele Kinder auch die Erwachsenen, ob sie kurz mit ihnen spielen, und die machen das dann. Auch altersgemischte Doppel kommen gut an", berichtet der 48-Jährige.  

"Erwachsene wollen die Jugendlichen manchmal gar nicht in ihrer Mannschaft"
Entscheidend ist aus Katja van Steenwijks Sicht auch, dass der Verein "ein Treffpunkt von Freunden" ist. Natürlich hätten die Jugendlichen auch Freunde außerhalb des Vereins. "Aber es soll nicht nur der Sport im Tischtennisverein im Vordergrund stehen. Wir legen auch viel Wert auf Kameradschaft, veranstalten einmal im Jahr eine Jugendfahrt. Darüber hinaus versuchen wir, die einzelnen Spieler von klein auf in einer Mannschaft zusammenzuhalten, die TTR-Tolerenzgrenzen in der Hinsicht etwas auszunutzen.

Wichtig sei aus Sicht von van Steenwijk zudem, dass die Erwachsenen es mitmachen würden, ihren Platz in der Mannschaft zur Not für einen Jugendlichen zu räumen. Sie sagt aus Erfahrung: "Erwachsene wollen die Jugendlichen manchmal gar nicht in ihrer Mannschaft haben. Sie sind so festgefahren und sehen Jüngere eher als Fremdkörper an." Beim Anrather TK seien die Erwachsenen aber inzwischen an Veränderungen gewöhnt und auch bei der TTG Walldorf "treten einige unserer Erwachsenen dankenswerterweise zurück und bisher wurden von den Jugendlichen noch nicht enttäuscht", berichtet Czekalla. Bei beiden Vereinen zeigten aktuelle Beispiele, dass der Übergang in den Erwachsenenbereich erfolgreich gelingen kann.

Mehr Abgänge als in früheren Zeiten?
Ist es denn in der heutigen Zeit schwieriger geworden, Jugendliche in der Übergangsphase an den Sport zu binden, als das früher der Fall war? Van Steenwijk verneint: "Aus fast 30-jähriger Erfahrung als Jugendwartin kann ich sagen, dass das nicht so ist. Wohl aber ist es schwieriger geworden, die Jugendlichen überhaupt bis zu dieser Übergangsphase bei der Stange zu halten."

Welche Erfahrungen haben Sie in Ihrem Verein gemacht? Berichten Sie davon!

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(DK)

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