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Amateur-Thema: Worauf beim Kauf eines Holzes achten?

Worauf sollte beim Kauf eines Holzes achten? (©STIGA)

25.06.2019 - Es ist wohl das Herzstück des Tischtennisschlägers: das Schlägerholz. Während manche Spieler mit einem Holz ihr halbes Leben lang spielen, wechseln andere es deutlich häufiger. Wann ist es Zeit, zu wechseln, worauf ist beim Holzkauf zu achten und welchen Einfluss haben diverse Faktoren auf die Spieleigenschaften? Darüber haben wir mit STIGA-Produktmanager Jonas Wilen und Soulspin-Geschäftsführer Lukas Pietzsch gesprochen.

Auf jahrzehntelange Erfahrung im Bereich der Hölzerproduktion (in Handarbeit) kann unser Partner STIGA zurückblicken. Bei den Schweden weiß man, wie stark die Spieleigenschaften des Schlägers vom Holz abhängen. Produktmanager Jonas Wilen erklärt: "Das Holz hat einen großen Einfluss auf die Spieleigenschaften. Das konkret zu beziffern, ist nicht möglich, es hängt vom einzelnen Spieler ab. Topspieler wechseln häufig ihr Holz, um noch ein paar Prozent herauszuholen." 

Ein individuelles, auf einen selbst zugeschnittenes Holz kann man sich bei der Firma Soulspin zusammenstellen lassen. Deren Geschäftsführer Lukas Pietzsch misst dem Holz in Puncto Spieleigenschaften ebenfalls große Bedeutung bei und erläutert: "Ist das Spiel eher auf schnelle Schüsse ausgelegt, kann ein Carbonholz von Vorteil sein. Der Spieler sollte darauf achten, was seine Stärken und was seine Schwächen im Spiel sind und sich für ein Holz entscheiden, mit dem er seine Stärken gut ausspielen kann, aber auch darauf achten, dass das Holz seine Schwächen unterstützt." Dasselbe gelte natürlich auch für Beläge, jedoch sei der Anteil der Spieleigenschaften des Holzes höher zu bewerten. Anfängern empfehle Pietzsch ein langsames Vollholz, das viel Gefühl vermittle. Das helfe beim Erlernen der Grundtechniken. Erst wenn man die Techniken beherrsche, solle man sich für ein schnelleres Holz entscheiden. Hier komme es bei der Entscheidung dann auf den eigenen Spielstil an.

Wilen: "Hinsichtlich der eigenen Fähigkeiten ehrlich zu sich selbst sein"
Absolut ehrlich zu sich selbst zu sein, fordert Jonas Wilen, wenn es um den Holzkauf geht. Er hat festgestellt: "Viele Spieler wählen Hölzer, die hinsichtlich ihrer Fähigkeiten zu schnell sind. Beim Tischtennis geht es nicht nur um Geschwindigkeit, sondern auch um die Cleverness, bei Spin und Platzierung zu variieren." Man solle sich Gedanken darüber machen, was man mit einem neuen Holz erreichen wolle, was man am eigenen Spiel verbessern wolle. Einige würden bei der Kaufentscheidung zu stark auf das Gewicht des Holzes schauen und dabei vergessen, dass auch die Beläge sowie die Menge an Kleber, Kanten- und Griffband einen Einfluss auf das Gewicht hätten.

Pietzsch weist darauf hin: "Da Holz ein Naturprodukt ist, gibt es bei Hölzern mit dem gleichen Furnieraufbau Unterschiede in den Spieleigenschaften. Das erkennt man am Gewicht des Holzes. Ist das Holz leicht, ist es etwas langsamer und weicher. Ist das Holz mit dem gleichen Furnieraufbau schwerer, wird es etwas steifer und schneller." Viele Spieler hätten sich auf ein bestimmtes Gewicht 'eingespielt' und würden dann versuchen, neue Hölzer immer mit dem gleichen Gewicht zu bekommen. Dass beim Aspekt "Gewicht" die Psychologie, also ein gewisser Placebo-Effekt eine Rolle spielt, findet STIGA-Produktmanager Wilen: "Wenige Gramm Unterschied haben kaum Einfluss auf die Spieleigenschaften, das ist dann mehr Kopfsache. Was wir bei Profis festgestellt haben: Die neigen nun dazu, schwerere Hölzer zu spielen – das hat wahrscheinlich mit dem ABS-Ball zu tun." 

Pietzsch: "Holz sollte eine Einheit mit der Hand bilden"
Laut Pietzsch würden manche Spieler zu grifflastigen Hölzern tendieren, da sie dann schneller in der Bewegung seien oder ihre Gelenke schonen wollten. "Andere Spieler mögen eher kopflastige Hölzer, da Sie ein spinlastiges Spiel haben und schwere, kopflastige Hölzer einen guten Armzug begünstigen. Am Ende sollte man auch hier das Holz auf seinen Spielstil anpassen." Wilen ergänzt: "Akteure mit schweren Belägen neigen dazu, grifflastige Hölzer zu spielen, um eine gewisse Balance zu erreichen. Spieler mit leichten Belägen hingegen tendieren vielleicht eher zu kopflastigeren Hölzern, um noch etwas mehr Kraft in harte Schläge zu bekommen." 

Nicht zu vernachlässigen sei natürlich auch die Griffform. Spieler mit kleinen Händen würden auf eine eher schmale Griffform zurückgreifen, berichtet Wilen. Am häufigsten in Europa würden seiner Einschätzung nach gerade Griffformen gespielt. Damit könne man am einfachsten zwischen Vor- und Rückhandgriff wechseln. Pietzsch findet: "Die Griffform ist reine Empfindungssache und ganz individiuell zu betrachten. Es ist sehr wichtig, dass das Holz gut in der Hand liegt, damit der Spieler während des Spiels nicht über seinen Griff 'nachdenken' muss. Das erhöht die Konzentration. Das Holz sollte eine Einheit mit der Hand bilden." 

Einfluss der unterschiedlichen Materialien
Und welche Unterschiede machen die verschiedenen Materialien aus? Dass der Bau eines Tischtennisholzes eine kleine Wissenschaft für sich sei, erläutert Soulspin-Geschäftsführer Pietzsch. Die Spieleigenschaften des Holzes ließen sich durch kleine Anpassungen in der Furnierzusammensetzung erheblich verändern. "Liegt z. B. die Carbonschicht auf dem Kernfurnier, wird das Holz zwar durch das Carbon versteift, kann aber immer noch einen weichen Anschlag haben. Liegt die Carbonschicht aber unter dem Deckfurnier, wird das Holz schneller und der Anschlag um einiges härter."

Auch STIGA-Produktmanager Wilen berichtet, dass die Zusammensetzung aus Holz und Carbon erheblichen Einfluss auf die Spieleigenschaften hat. "Tausende von Kombinationen mit unterschiedlichen Charakteristika lassen sich bilden – je nachdem, ob man weiches, mittelhartes oder hartes Holz verwendet und je nachdem, wie dick die Schichten sind, wie viel Kleber und welche Fasermaterialien man verwendet." 

Holz wird mit der Zeit weicher
Verfallsdaten für Hölzer gebe es Pietzsch zufolge im Übrigen nicht, manche Spieler würden 30 Jahre mit demselben Holz spielen. Die Spieleigenschaften würden sich allerdings mit der Zeit verändern. Das Holz würde durch die Balltreffpunkte nach und nach quasi mürbe geklopft. "Mit der Zeit kann ein Holz dadurch weicher werden und die Balltreffpunkte werden nicht mehr so genau wiedergegeben." Die schwächste Stelle des Holzes sei der Übergang vom Griff zum Blatt, auch hier werde ein Holz durch die Belastung und den Schweiß des Spielers weicher, was wiederum die Eigenschaften verändere. "Wann sich die Spieleigenschaften des Holzes so verändert haben, dass sie für den Spieler störend wirken, muss jeder für sich selbst entscheiden", so Pietzsch. 

Zehn oder mehr Jahre Lebensdauer bescheinigt Wilen Tischtennishölzern im Allgemeinen. Auch er führt an, dass sich die Eigenschaften in dieser Zeit natürlich verändern würden und Spieler, ohne es zu merken, ihre Technik daran anpassen würden. Neues Bekleben der Hölzer mit wasserbasierten Klebern und Feuchtigkeit im Sommer würden zu einer weicheren Grundstruktur führen. Zudem könnten Kantentreffer sehr kleine Risse im Holz verursachen, was vom Spieler häufig unbemerkt bliebe. 

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(DK)

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