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48 Stunden Tischtennis am Stück: Wenn nicht nur die Füße wehtun

Sie haben 48 Stunden Tischtennis am Stück gespielt: Ulrich Koenen, Michael Ulbrich und Björn Dullisch (©TTV Preußen 47 Lünen)

16.07.2019 - Vor drei Jahren hatten wir über den Turniermarathon des SB Versbach berichtet. Dort spielten vier Spieler sieben Turniere des Bavarian TT-Race hintereinander und kamen damit auf insgesamt 42 Einzel in 24 Stunden. Gebrochen wurde dieser Rekord danach mehrmals, doch ein ganz besonderer wurde am vergangenen Wochenende in Lünen aufgestellt: Hier standen mit Michael Ulbrich (TTC Blau-Weiß Datteln), Björn Dullisch (TuS Holzen-Sommerberg) und Ulrich Koenen (SV Sonsbeck) gleich drei Akteure 48 Stunden am Tisch.

48 Stunden oder länger am Stück wach zu sein – das hat der ein oder andere vielleicht schon einmal erlebt. 48 Stunden hintereinander fast ohne Pause Tischtennis zu spielen, darf dagegen getrost als außergewöhnliche Erfahrung bezeichnet werden. Michael Ulbrich, Björn Dullisch und Ulrich Koenen haben sie am vergangenen Wochenende gemacht. Da hatte der TTV Preußen 47 Lünen um Dominik Rautert, einer der Organisatoren und (Noch-)Rekordhalter mit den meisten Einzeln in einem Jahr, zum Turniermarathon mit gleich 16 andro WTTV Cups am Stück eingeladen. So absolvierten Dullisch und Koenen im Zeitraum zwischen Freitagabend 20 Uhr und Sonntagabend 20 Uhr ganze 96 Einzel, Ulbrich aufgrund der Losung 95 Stück. 

Schmerzende Füße und Sehnenscheidenentzündung
Wie man sich nach so einem Turniermarathon fühlt? "Heute ganz gut eigentlich", berichtet der 30-jährige Michael Ulbrich am Montag und verweist darauf, dass er kaum Muskelkater habe, ihm aber doch die Füße ganz schön wehtäten. Das würde Ulrich Koenen, mit 46 Jahren der älteste im Bunde der 'Finisher', so unterschreiben. Etwas härter getroffen hat es dagegen Björn Dullisch. Schon in den Runden am Sonntag merkte der 26-Jährige, dass eines seiner Handgelenke nicht mehr so richtig mitmachte. So ging es für ihn am Montagmorgen erst einmal zum Arzt, der eine Sehnenscheidenentzündung feststellte. 

Seit 3 Uhr am Freitagmorgen war Dullisch wach gewesen, da er um diese Uhrzeit aufsteht, um zur Arbeit zu fahren. Auch Ulrich Koenen war schon lange wach gewesen (4 Uhr) und kam direkt von der Arbeit zum Turniermarathon nach Lünen, wo am Freitagabend um 20 Uhr das erste Einzel anstand. Im Vordergrund stand für Ulbrich, Dullisch und Koenen in den folgenden 48 Stunden nicht die spielerische Leistung oder das Erringen von TTR-Punkten, sondern einfach nur, so lange wie möglich durchzuhalten. 

Frische Luft und Bewegung, um nicht einzuschlafen
Das schafften allesamt ohne Schlaf. Ihre Pausenzeiten gingen die drei unterschiedlich an: Während Ulbrich in den meist fünf- bis zehnminütgen Pausen zwischen den Turnieren versuchte, zumindest die Knie zu entlasten, und deshalb die Beine ein wenig hochlegte, ohne einzuschlafen, hielten sich Dullisch und Koenen eher durch frische Luft und Bewegung wach. "Hätte ich mich auch nur ein paar Minuten hingelegt, wäre ich direkt eingenickt", gesteht Koenen, der sich ein wenig mit Eisen und Magnesium behalf, um körperlich so lange durchzuhalten. Zwei Energydrinks waren es im Falle von Dullisch. 

Auf besondere Art und Weise vorbereitet hatten sich die Drei im Übrigen nicht auf den Turniermarathon. Alle spielen ohnehin viele WTTV Cups und haben zum Teil schon an 24-Stunden-Turniermarathons teilgenommen. Dullisch machte im letzten Jahr sogar bei einem ebenfalls 48-stündigen Marathon mit. Dieser beinhaltete zwischen den 'nur' elf Turnieren aber längere Pausen, die der 26-Jährige wiederum nutzte, um zur Arbeit zu fahren. 

Ulbrich und Koenen machen sogar TTR-Plus
Mit Blick auf die Ergebnisse unterschied sich das Abschneiden der Drei etwas voneinander. Während Dullisch in den letzten Runden aufgrund seiner Sehnenscheidenentzündung Federn ließ und in den drei Tagen unter dem Strich 42 TTR-Punkte verlor, konnten Koenen (+21) und Ulbrich (+26) sogar Punkte dazugewinnen. Ulbrich erläutert: "Ich habe sogar im 15. Cup noch einmal einen richtigen Aufschwung erlebt, in einem der letzten Cups einen 1.400er-Spieler geschlagen." Insgesamt sei seine Leistung sehr phasenabhängig gewesen.

Auch Koenen sagt, dass jedes Spiel anders gewesen sei: "Man kann bei den WTTV Cups gegen 1.300er-Spieler gewinnen, aber genauso gut gegen 1.000er-Spieler verlieren, das ist immer unterschiedlich. Es ist in den drei Tagen alles fair über die Bühne gegangen, es gab keine Mauscheleien", unterstreicht er. Dullisch ging, auch aufgrund seiner Verletzung, so vor, dass er gegen deutlich stärkere Gegner, gegen die ohnehin nichts zu holen gewesen wäre, einen Gang zurückschaltete und somit Kraft sparte. Gegen in etwa gleich starke Gegner versuchte er taktisch möglichst clever zu spielen, um nicht zu viel Energie zu verschwenden. 

Eigene Grenzen austesten - demnächst im 72-Stunden-Marathon?
Wichtiger als Siege und TTR-Punkte war allen, die eigenen Grenzen auszutesten. Von richtigem Spaß habe nachher keine Rede mehr sein können, gesteht Ulbrich. Ursprünglich nur zwölf Turniere am Stück wollte Koenen spielen. Der 46-Jährige konnte den Rekord am Tag danach noch nicht so richtig fassen: "Das hätte ich nicht gedacht und ich hätte es nicht geschafft, wenn die Jungs mich nicht alle angetrieben hätten." Auch Frank Hofmann (1. FC Hösbach) und Frank Schweissing (TV Essen Kupferdreh), der Rauterts Rekord in diesem Jahr brechen könnte (bisher 1.173 Einzel), hatten vor, alle 16 Turniere zu spielen. Hofmann musste in der zwölften Runde jedoch aufgrund einer Zerrung aufgeben, der 62-jährige Schweissing hörte vorsorglich nach der 13. Runde auf. 

So schafften am Sonntagabend mit Ulrich Koenen, Björn Dullisch und Michael Ulbrich letztlich drei Akteure den Rekord beim mit 71 Spielern aus 46 verschiedenen Vereinen besetzten Turniermarathon. Ob sie solch einen Marathon gerne wiederholen würden? Ulbrich berichtet: "Das gleiche noch einmal würde ich nicht machen, die zweite Nacht war schon eine Quälerei. Aber das Ganze noch einmal toppen, also 72 Stunden am Stück spielen, das wäre eine Herausforderung." Dullisch stimmt zu: "Die 48 Stunden waren schon hart, aber 72 Stunden würden mich auch reizen." Auch Koenen könnte sich die Teilnahme an solch einem Rekordversuch vorstellen, hätte gegen eine längere Pause zwischendurch aber nichts einzuwenden, "denn die 48 Stunden waren schon verdammt heftig". 

Die Gelegenheit zum neuen Rekord will im nächsten Jahr wieder der TTV Preußen 47 Lünen bieten. Dominik Rautert geht zwar davon aus, dass diese Spanne dann "niemand schaffen wird", aufgrund seiner Kontakte will er aber wieder dafür sorgen, dass lückenloses Spielen erneut möglich sein wird und alle einzelnen Cups wieder besetzt sein werden. Schon in diesem Jahr hatten 236 von 256 möglichen Startplätzen besetzt werden können. Bei der avisierten Umsetzung im nächsten Jahr rund um einen der Brückentage im Mai oder Juni soll die Verpflegung für das leibliche Wohl laut Rautert dann auch noch weiter ausgebaut werden. 

(DK)

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