Ein Turnier der etwas anderen Art: Das Maultaschen-Mitternachtsturnier (©MAMI/Just)
06.05.2019 - Welche Aspekte machen für Spieler ein gutes Turnier aus, welche Dinge sollten Turnierveranstalter vermeiden? Gruppen, die das beurteilen können, sind u. a. die "Turnierhaie Mettingen", die "PingPongPiraten" und die "TT Gang 2019". Sie fahren zu Turnieren, nehmen sie genau unter die Lupe und bewerten sie im Anschluss. Wir sprachen mit Peter Grove (Turnierhaie Mettingen), Jamal Huseini (PingPongPiraten) und Simon Pfarre (TT Gang 2019) über das Thema.
Zu wenige Spiele in zu langer Zeit absolviert, keine ausreichende Verpflegung vorgefunden und viel zu wenig Platz in der Box gehabt: Es gibt genügend Aspekte, die einem den Spaß an Turnieren rauben können. Wie aber würde das ideale Turnier aussehen?
Die wichtigsten Faktoren
Geht es nach den Mettinger Turnierhaien, den PingPongPiraten und der TT Gang 2019, so ist die Wartezeit bei Turnieren einer der wichtigsten Faktoren. "Diese sollte nicht zu lang ausfallen. 15 bis 20 Minuten sind unserer Meinung nach optimal, da man so genügend Zeit hat, sich zwischen den Spielen zu erholen, aber dennoch nicht zu stark abgekühlt ist", finden Jamal Huseini und die PingPongPiraten, auf deren Website man auch selbst als Außenstehender Turniere bewerten kann. "Manche wollen keine Turniere spielen, weil die Wartezeit zu groß ist. Bei gut organisierten Turnieren ist es aber gegeben, in kurzer Zeit auf genügend Spiele zu kommen", erklärt Peter Grove von den Turnierhaien Mettingen. Wolle man sich vernünftig einspielen, müsse man schon eine Stunde vorher da sein, sagt Grove. Dass im Idealfall Tische für das Einspielen zur Verfügung stehen und die Einspielzeit mindestens 15 Minuten betragen sollte, findet unterdessen Huseini.
Auch auf ausreichend Platz in den Spielboxen solle natürlich geachtet werden. Huseini: "Durch zu wenig Platz wird die Verletzungsgefahr erhöht und der Spielspaß nimmt ab. Im Zweifelsfall sollte halt auf ein paar Tische verzichtet werden." Simon Pfarre und seine Mitstreiter meinen: "In einem 'Court' sollten nicht mehr als fünf Tische stehen, sonst kommt es zu oft zu Stoppbällen. Zudem sollte es ausreichend Platz für Abwehrspieler geben." Natürlich sei der Hallenzustand auch insgesamt von großer Bedeutung. Die Tische und Netze sollten den Standards entsprechen, alle Tische, wenn es nach Pfarre geht, in derselben Ausführung vorhanden sein. An ein Turnier mit Löchern in den Netzen erinnert sich Grove, "das war nicht sehr ansehnlich und förderlich, vor allem wenn man bedenkt, dass das Turnier deutschlandweit ausgeschrieben war." Die PingPongPiraten denken, dass defekte Netze und Tische im schlimmsten Fall sogar spielentscheidend sein können, gerade in höheren Klassen. "Die Tische sollten vor dem Turnier gesäubert werden", mahnen sie und zählen auf, dass auch der Hallenboden nicht zu glatt und die Lichtverhältnisse nicht störend sein sollten.
Keine zu großen TTR-Spannen – TTR-Abgrenzung nach unten
Und wie sieht es mit der Aufteilung der Klassen aus? Pfarre und die "TT Gang 2019" halten eine Abgrenzung von 150 bis 200 TTR-Punkten für optimal, vier Turnierklassen sollten ihrer Meinung nach insgesamt mindestens angeboten werden. 100 bis 150 TTR-Punkte erachtet Peter Grove als ideal, Jamal Huseini von den PingPongPiraten weist zudem darauf hin, dass noch mehr Veranstalter auf TTR-Abgrenzungen nach unten achten sollten, das sei insbesondere bei den Herren-A-Klassen sinnvoll. Eine bestimmte Anzahl von Spielen solle gewährleistet sein, mindestens in Vierergruppen, besser noch in Fünfergruppen gespielt werden, wenn es nach den PingPongPiraten geht. In Fünfer- wenn nicht sogar Sechsergruppen werde zum Teil schon bei Turnieren in Niedersachsen und Bremen gespielt, berichtet Peter Grove und weiß, dass diese Gruppenstärken gut ankommen, denn "die Leute wollen einfach spielen."
Wer sich über mehrere Stunden am Tisch abmüht, bekommt irgendwann natürlich auch Hunger und Durst. Dass Verpflegung zu humanen Preisen angeboten wird, halten alle Befragten für wichtig. Pfarre erklärt, dass es "kleine Snacks auf jeden Fall zu kaufen geben sollte, optimalerweise auch für Mittags- bzw. Grillverpflegung gesorgt ist." Da manche Turnierteilnehmer von weiter her anreisen würden, bringt Grove zudem günstige Übernachtungsmöglichkeiten z. B. in einem günstigen Hotel oder einer Jugendherberge ins Spiel. Mit Blick auf das 'Rahmenprogramm' wiederum denkt Pfarre an Bierbänke, die bei schönem Wetter draußen stehen und so für Geselligkeit sorgen, an den Verkauf von Tischtennis-Artikeln und so etwas wie eine Tombola. Huseini meint: "Das Rahmenprogramm ist vorrangig bei Turnieren interessant, bei denen viele Spieler übernachten." Durch ein passendes Rahmenprogramm könnten sich Turnierveranstalter aber abheben, da die meisten Turniere so etwas nicht anbieten würden.
Doppel: ja, nein, vielleicht? – Große Konkurrenz durch Turnierserien?
Mit Blick auf Doppel-Konkurrenzen gehen die Meinung der drei bzw. der drei Gruppen etwas auseinander. Simon Pfarre und die TT Gang 2019 glauben, dass Doppel-Konkurrenzen auf jeden Fall angeboten werden sollten. "Das Doppel gehört zu jedem Turnier dazu und sollte bestehen bleiben." Huseini und die PingPongPiraten dagegen sehen Doppel-Konkurrenzen nicht als Muss an: "Turniere ohne Doppelklassen sind nicht zwangsläufig schlechter."
Dass die 'herkömmlichen' Turniere irgendwann von denen der Turnierserien abgelöst werden könnten, glaubt Peter Grove und führt die geringe Wartezeit als Argument an. Die PingPongPiraten sehen diese Gefahr nicht, Races böten ihrer Meinung nach einfach eine Alternative zum normalen Turnierbetrieb. Pfarre hält die Turnierserien schon für große Konkurrenz der Turniere, glaubt aber, dass die 'Races' weniger attraktiv sind, weil dort sehr häufig die gleichen Leute mitspielen würden. Auf offenen Turnieren hingegen lerne man immer neue Spieler kennen. Diese Turniere seien geselliger und in den Pausen könne man auch schon einmal andere Spiele schauen. Dennoch fordert er, dass 'Races' nur unter der Woche stattfinden sollten.
Zusammenspiel der genannten Komponenten
Ein großes Diskussionsthema sei laut den PingPongPiraten auch nach wie vor der drohende Verlust von TTR-Punkten bei Turnieren, für die man vielleicht über ein eigenes Bewertungssystem nachdenken solle. Das schloss Hilmar Heinrichmeyer, Leiter des DTTB Ressorts Rangliste, in einem unserer Artikel im Januar 2017 aber deutlich aus. Ein Zusammenhang zwischen dem TTR-Wert und dem Rückgang der Turnierteilnehmerzahlen ließ sich anhand der Nachforschungen damals auch nicht eindeutig nachweisen.
Was lässt sich also zusammenfassend für ein gutes Turnier festhalten? Huseini listet auf: "Gute Spielverhältnisse (Platz, Licht, Boden), gute Organisation, gute Atmosphäre, gute Besetzung und Klasseneinteilungen sowie gutes Essen." Pfarre sagt: "Im Allgemeinen macht ein gutes Turnier das Zusammenspiel aller genannten Komponenten aus."
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