05.07.2017 - Während die erste Herren-Einzelrunde der Heim-WM in Düsseldorf läuft, konnten wir Andreas Preuß ein paar interessante Fragen für unseren Experten-Talk stellen. Der Manager von Borussia Düsseldorf ist nicht nur als Deutschlandfan vor Ort, sondern wirft auch einen Blick auf mögliche neue Talente für die Borussia und die Bundesliga. Doch auch wenn ein Herz in seiner Brust natürlich für seinen Club schlägt, ist er hier bei der WM vor allem eins: Deutschlandfan.

myTischtennis.de: Wir sitzen hier ja gerade bei der ersten Herren-Einzelrunde. Bist du vor allem als Zuschauer in der Halle oder hast du auch noch andere Aufgaben?

Andreas Preuß: Ich bin natürlich immer auch als Tischtennisfan hier. Aber es laufen auch noch einige andere Sachen im Hintergrund, wegen denen ich hier bin: es gibt eine Arbeitsgruppe der Champions League; einiges zur TTBL, um das ich mich hier kümmere; am Freitag findet noch ein Mini-Bundestag statt; am Donnerstag helfe ich bei einer großen Rundlaufaktion von Borussia Düsseldorf mit; dann gucke ich mir mit Danny Heister natürlich ein paar Spiele an und knüpfe Kontakte; Sponsoren kommen vorbei, die ich betreue; ein bisschen Pressearbeit kommt auch noch dazu und das ist noch nicht alles. Es ist also schon ein ziemlich strammes Programm, das man hier von morgens bis abends so hat.

myTischtennis.de: Du sagtest eben, dass ihr euch auch Spieler anschaut. Hast du da schon den einen oder anderen entdeckt, der vielleicht auch für eine Verpflichtung interessant wäre?

Andreas Preuß: Mir sind schon viele ins Auge gefallen. Verpflichten tun wir hier natürlich keinen, weil wir schon eine tolle Mannschaft haben. Aber man schaut perspektivisch, gerade, was die jungen Leute angeht. Wen kann man mal zum Training einladen? Ist jemand dabei, der für uns oder unsere Trainingsgruppe interessant ist? Und dadurch, dass ich auch ein paar Vereinen helfe, geht es ja auch nicht nur um die vier, fünf Spieler, die bei uns vielleicht mal landen. Aber da kann ich jetzt natürlich keine Namen nennen.

myTischtennis.de: Aber kannst du sagen, welche Spiele du dir bisher schon konzentriert angeschaut hast?

Andreas Preuß: So ganz konzentriert habe ich mir leider gestern nichts angeschaut, aber ich habe ein Auge auf die Spiele mit deutscher Beteiligung geworfen, vor allem natürlich Timo. Auch das Doppel mit Patrick Franziska und Jonathan Groth, das Spiel von Morizono/Oshima habe ich mir angeschaut und dann Ricardo Walther mit Ruwen Filus in Auszügen. Und natürlich unsere Leute, gestern vor allem Anton Källberg und Kristian Karlsson, wenn es irgendwie reinpasste.

myTischtennis.de: Bist du hier denn eher als Deutschland- oder Borussiafan?

Andreas Preuß: Ich bin eher Deutschlandfan. Noch sieht es ja nicht so aus, als würden Deutsche auf Borussia-Spieler treffen, aber da würde ich die Vereinsinteressen doch zurückstellen. Ich habe immer gesagt: Wenn am Ende des Tages ein Deutscher eine Medaille holt, ist das viel wichtiger für die Entwicklung des Tischtennissports in Deutschland als wenn Borussia den nächsten Titel gewinnt. Wenn Timo eine Medaille holt, dann verzichte ich nächste Saison auf alle Titel der Borussia. Wobei ich dann, wenn es so weit ist, wahrscheinlich auch meckere (lacht). Aber: Ich bin totaler Deutschlandfan, selbstverständlich!

myTischtennis.de: Was war denn bisher dein persönliches Highlight hier?

Andreas Preuß: Der Sieg von Patrick und Jonathan im Doppel, die ihr erstes Spiel noch gedreht haben. Sehr schade war, dass Benedikt Duda das Mixed mit Sabine Winter noch verloren hat. Das hätte ich ihnen sehr gegönnt. Man sieht sie tagtäglich und sie machen und tun und kämpfen. Und für Benedikt war das nun der erste und leider auch einzige Auftritt bei der WM. Da war ich ein bisschen traurig.

myTischtennis.de: Auf was freust du dich heute?

Andreas Preuß: Aufs Doppel heute Abend, weil die Konzernzentrale von ARAG vorbeikommt und ich es einfach klasse finde, dass sich der Hauptsponsor so dafür interessiert und sogar damit identifiziert. Und ich werde sie heute begleiten, ihnen ein bisschen was erklären. Das ist eine tolle Sache, das mache ich gerne. Aber auch drum herum passiert heute natürlich eine ganze Menge. In der ersten Einzelrunde sind schon ein paar toughe Matches für unsere Leute dabei, zum Beispiel bei Kamal Achanta bin ich sehr gespannt oder Anton Källberg, unserem Bambini. Ich hoffe, dass alle durchkommen.

myTischtennis.de: Dann würde ich dich als Düsseldorfkenner gerne noch fragen: Ist die WM hier in der Stadt schon richtig angekommen? Merkt man, dass etwas anders ist in Sachen Wahrnehmung des Sports?

Andreas Preuß: Naja, wir haben jetzt den ersten Hauptrundentag mittags und es sind schätzungsweise 4000 Menschen in der Halle und machen richtig Stimmung. Das ist schon beeindruckend. Ich denke, die WM ist hier total angekommen - natürlich war ich in der letzten Zeit auch sehr involviert, wir haben die längste Tischtennistheke der Welt nach Düsseldorf gebracht, das TTX-Event veranstaltet und waren ja wochenlang überall in Düsseldorf. Und da haben wir halt mehr und mehr gemerkt, dass es hier nicht nur Tour de France gibt. Die Leute sind angefixt worden, haben Karten gekauft, die Presse macht mehr und mehr - von daher ist das Thema auf jeden Fall in der Stadt angekommen. Und das seit mehreren Wochen und trotz der Tour de France.

myTischtennis.de: Zum Schluss hätte ich gerne noch einen Tipp von dir. Was glaubst du, wie schneiden deine Borussen hier ab?

Andreas Preuß: Ich glaube, sie werden gut spielen. Alle waren gut in Form in den letzten Wochen und werten die WM hier, glaube ich, alle als Heim-WM. Sie kennen die Stadt, fühlen sich wohl, in der Halle sind viele Leute, die unsere Spiele besuchen und unsere Spieler kennen. Timo steht natürlich im Fokus, aber ich glaube, wenn es zur Sache geht, werden sicherlich auch die anderen vom Publikum getragen.

myTischtennis.de: Und wie wahrscheinlich ist eine Medaille für Deutschland?

Andreas Preuß: Sie ist möglich. Das Los ist schwer - für Dima, Petrissa, Timo, das Doppel. Es hätte nicht viel schlechter kommen können. Aber diese Turniere haben ihre eigenen Gesetze. Alles muss erst einmal gespielt werden.

(JS)