Man benötigt eine gute Beinarbeit, um mit der Rückhand aus der Vorhand-Seite zu eröffnen (©Roscher)
17.07.2012 - Der Tischtennissport verändert sich immer weiter. Momentan kann man im Spitzensport und da besonders im Herrenbereich einige interessante Veränderungen beobachten. Erstaunlicherweise wird, im Vergleich zu früher, sehr häufig mit einem Rückhand-Flip aus der Mitte oder sogar aus der Vorhand eröffnet. Diese Beobachtung kann man auch mit Zahlen belegen, wie unsere Statistik beweist. Doch welche Vorteile bietet diese Variante der Eröffnung?
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Im Fachmagazin TTL des VDTT, werden seit geraumer Zeit Spiele ausgewertet. Hierbei ergeben einige aktuell ausgewerteten Partien sehr interessante Aufschlüsse:
Die interessanten Zahlen, die statistisch keinem wissenschaftlichen Anspruch genügen, aber doch eine Tendenz darstellen, sind:
· Knapp 45% aller RS wurden als Flip gespielt (der Rest waren: Schupf, kurz, Topspin, AS-Fehler)
· Fast 80% der Flips wurden mit der RH-Seite gespielt
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Beobachtet man diese Spiele genau, so ist festzustellen, dass die meisten der gespielten Flips aus der Mitte, oder sogar der VH-Seite, gespielt werden. Hier ist eine klare Entwicklung festzustellen:
Der dominante VH-RS (speziell beim Flip) ist einem dominanten RH-RS gewichen, ohne dass sich die seitliche AS-Platzierung, bei kurzen oder halblangen Aufschlagen, signifikant geändert hat.
Es ist bedeutsam anzumerken, dass sich, trotz der genannten Veränderung, die grundlegende Spielidee nicht verändert hat. Die VH-Seite ist die dominante Seite, mit der versucht wird das Spiel zu dominieren und erfolgreich den Ballwechsel zu beenden. Verändert hat sich die Tatsache, dass es Spieler gibt, die diese Strategie erfolgreich spielen können.
Nun stellt sich primär die Frage, welchen Vorteil ein RH-Flip, im Vergleich zum VH-Flip, bietet: Der RH-Flip, mit extremem Handgelenkeinsatz und Handgelenkverwringung, der umgangsprachig in TT-Kreisen gerne Banane genannt wird, hat über dem Tisch deutlich mehr Bewegungsspielraum, als der VH-Flip, was einzig der menschlichen Physiologie geschuldet ist. Somit kann ich den Ball deutlich besser beschleunigen und man ist in der Lage, variable Platzierungen zu spielen. Betrachtet man beispielhaft einen Ball, der kurz in die Mitte der VH-Seite gespielt wird, so ist es möglich, diesen mit einem RH-Flip, bei gleicher Körperposition in VH, RH oder Mitte zu spielen. Will man allerdings einen VH-Flip spielen, so ist das Handgelenk in seiner Bewegungsfreiheit so eingeschränkt, dass eine variable Platzierung nur mit deutlicher Veränderung der Position am Tisch möglich ist. Der RH-Flip bietet einfach deutlich mehr Möglichkeiten.
Was bedeuten diese Beobachtungen und Feststellungen nun für das Training, auch oder speziell im Kindesalter?
1. Variable RS über dem Tisch, also RH-F aus Mitte bis VH (aber auch VH-Flip aus RH) müssen zugelassen bzw. eingefordert werden.
2. Das Training der Antizipation/Wahrnehmung hat – spezifisch und speziell – einen dominanten Faktor, da ein flexibles, angepasstes Spiel Grundvoraussetzung für eine sportliche Entwicklung ist.
3. Das physische Training ist Grundlage für die Entwicklung eines modernen Spielers. Man muss in der Lage sein, das Spiel mit der VH-Seite zu dominieren, nachdem man z.B. einen RH-Rückschlag aus der VH-Seite gespielt hat.
ÜBUNGEN
Übung 1a:
Spieler A: KAS mit US/leer in Mitte bis Mitte-VH
Spieler B: RHF in VH oder Mitte
Spieler A: T in VH – Seite
Spieler B: T ganzer Tisch
Wechsel nach Zeit: 4 x 5 Minuten
Übung 2a:
Spieler A: KAS mit OS/leer in Mitte bis Mitte-VH
Spieler B: RHF in RH oder Mitte
Spieler A: T in RH
Spieler B: RHT/RH-Spin-Block in VH
Spieler A: VHT in VH – Seite
Spieler B: T in freie Seite
Wechsel nach Zeit: 2 x 7 Minuten
Übung 1b:
Spieler A: KAS mit US/leer in Mitte bis VH (gelegentlich LAS in RH, dann frei)
Spieler B: RHF in Ecke (ggf. VHF, dann frei)
Spieler A: T parallel oder Mitte
Spieler B: T ganzer Tisch
Wechsel immer dann, wenn Spieler B 3 x mit oder nach RHF den Ballwechsel gewonnen hat
Übung 2b:
Spieler A: freier kurzer oder halblanger AS
Spieler B: T, RHF oder kurz
Spieler A: frei
Spieler B: T oder F
Die Übung wird in Satzform (jeder Spieler hat einen Satz lang Aufschlag) gespielt. Wenn Spieler B 2 x direkt mit RH-Flip als RS punktet: Satzgewinn; Jeder Punkt, den Spieler B nach RH-Flip gewinnt, zählt doppelt
Weiterreichende theoretische Hintergründe finden Sie in den Fachzeitschriften TTL und Trainerbrief bzw. im Downloadbereich des VDTT (www.vdtt.de).
Autor: Achim Krämer
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