Es ist immer gut, mehrere Varianten für dieselbe Situation im Repertoire zu haben (©ITTF)
06.12.2016 - Nachdem sich unsere Trainingstipps in den vergangenen Wochen mit dem Rückhandtopspin oder auch Rückhandangriffen über dem Tisch beschäftigt haben, bringt unser heutiger Tipp alle Elemente zusammen. Das Entscheidungsverhalten, welche Rückhandtechnik nun erfolgreich eingesetzt werden soll, gilt es, zu trainieren. Die Übungen unseres Experten Martin Adomeit sind teilweise etwas komplex, sind aber dennoch viel einfacher als das Spiel selbst, für das trainiert werden soll.
Zunächst geht es darum, Entscheidungen bewusst zu fällen, um sie dann nachher intuitiv, aber erfolgreich einsetzen zu können. Sicherlich wird die Durchführung hier nicht immer perfekt sein und es werden auch Schläge vorkommen, die nicht richtig gelingen. Aber dies passiert im Wettkampf auch und so gilt es, auch etwas die psychische Toleranz den eigenen Fehler betreffend zu trainieren.
Sehr oft gilt der Rückhandschupf als die sicherste Antwort auf Bälle in den Rückhandbereich. Dies wird in der Regel auch stimmen (einfach wegen der langen Erfahrung mit diesem Schlag), aber ob es am Ende auch die erfolgreichste Antwort ist, steht dabei nicht im Blickpunkt. Schupft der Spieler den Ball, hat der Gegner leicht die Möglichkeit, anzugreifen. Schupft dieser ihn wieder zurück, steht wieder dieselbe Entscheidung an. Also sollte bei der Frage, ob ein Schlag in der Situation richtig gewählt ist, der ganze Ballwechsel und die Erfolgswahrscheinlichkeit beurteilt werden. Bei Spielern, die sich entwickeln wollen, sollte die Beurteilung sogar noch einen Schritt weiter gehen. Mit welchen Bällen und Antworten kann er langfristig erfolgreicher sein? Damit dies auch eintrifft, muss man diese Schläge dann auch durchführen, um sie zu stabilisieren.
Dabei hängt die Art der bevorzugten Antworten sicherlich mit dem eigenen Spielsystem (vorhanden oder angestrebt) zusammen. Diese Antworten müssen hineinpassen und die eigenen Stärken zur Geltung bringen. So ist es beispielsweise bei langen Bällen in die Rückhand für einen Abwehrspieler in der Regel oft günstiger, mit langem Schupfball zu agieren - er muss sich die Platzierung und den Schnitt überlegen. Dies kann auch für einen Blockspieler bis zu einem bestimmten Niveau so sein. Für einen Spieler, der aber im Passivspiel seine Schwächen hat und selbst den ersten Topspin setzen will, ist der Rückhandtopspin in den Situationen unabdingbar. Es sei denn, er spielt beispielsweise gegen einen selbst kaum aktiven Abwehrspieler. Hier kann es auch mal sinnvoll sein, noch einen Ball zu schupfen. In jedem Fall hilft es aber, mehrere Alternativen für den gleichen Ball zu haben. Nur dann kann man den Gegner überraschen und zur Reaktion zwingen und sich im Zweifelsfall in bestimmten taktischen Situationen umstellen.
1. Übung:
Spieler B: KA in RH (LA in Mitte - frei) Spieler A: RHF/Sch in VH//KR in RH
VHT in 1/2 VH//Sch in 1/2 VH VHT/Angriff in eine Ecke
frei
Der Spieler bekommt die Aufschläge kurz in den RH-Bereich. Nun soll er in der Situation entscheiden, ob er den Ball aggressiv und lang in VH spielt oder ihn besser kurz zurücklegt, um selbst den ersten Angriff starten zu können. Dies hängt sicherlich von den eigenen Fähigkeiten ab, aber sicherlich auch vom Aufschlag und der Position des Gegners. Die Übung ist wie eine taktische Anweisung des Coaches im Spiel zu verstehen: "Wenn der andere kurz in RH aufschlägt, spielst Du entweder lang in die VH-Ecke oder legst den Ball kurz in die RH zurück."
2. Übung:
Spieler A: KA überall (LA in VH - frei) Spieler B: KR in RH/Sch in RH (LR in VH -frei)
RHT/RHF auf Ellbogen
freies Spiel
Auch hier soll eine taktische Anweisung, wie im Spiel, umgesetzt werden: "Schlage meist kurz auf und versuche dann, mit dem ersten Ball danach aktiv zu werden und den Ellbogen des Gegners zu treffen. Der Gegner versucht in der Regel, dir den Rückschlag in die RH zurückzuspielen."
3. Übung:
Spieler B: AS untersch. Länge in RH (A - VH - frei) Spieler A: KR/RHT in eine Ecke
Sch/F/B in 1/2 VH VHT überall
frei
In dieser Übung wird erneut auf unterschiedliche Längen des Gegners in RH reagiert. Diesmal ist die Situation, dass der Gegner fast nur in die RH in unterschiedlichen Längen aufschlägt. Es ist aber wichtig, selbst den ersten Topspin zu spielen. So kann die Antwort nur lauten: Wenn es möglich ist, spielt der Spieler direkt den ersten Topspin, sonst legt er kurz zurück, um dann den ersten Topspin im nächsten Kontakt spielen zu können.
4. Übung:
Spieler B: KA in RH (HLA/LA in RH- RHT - frei) Spieler A: KR in VH//F/sSch in RH/Mitte
frei Versuch des Punktgewinns über VH-Ecke
frei
Jetzt wird folgende Situation simuliert: Der Gegner macht eigentlich kurze Aufschläge in die RH. Wenn der Ball länger springt, wird er sofort eröffnet. Auf die kurzen Bälle soll der Spieler nun kurz zurücklegen - oder sehr lang und aggressiv in RH/Mitte. Der Gegner hat wie im Wettkampf freies Spiel. Nun soll die Chance zum Punktgewinn über die VH-Ecke gesucht werden. Hier geht es darum, auf die Situation (KA in RH) so variabel zu reagieren, dass der Gegner schon unter Druck steht und somit kaum erfolgreich agieren kann.
5. Übung:
Spieler A: KA überall (LA in Mitte - frei) Spieler B: KR in RH (HLR in RH/LR in VH - frei)
F tiefe VH/KR in RH/Sch halblang über RH- Seite
frei
In dieser Übung spielt der Gegner den Rückschlag normal kurz in die RH. Manchmal wird ihm ein Ball aber auch halblang springen oder er spielt absichtlich tief in die VH. Nun versucht der Spieler, dem Ball entweder Tempo in die tiefe VH-Ecke zu verleihen oder ihn aber kurz/halblang über die RH zu spielen.
Zur Grafik von Übung 5
(Martin Adomeit)
Der Autor
Martin Adomeit war Nationaltrainer in vier verschiedenen Ländern (Deutschland, Luxemburg, Belgien und Nigeria) und gewann mit allen Nationen Medaillen bei Welt-, Europameisterschaften oder African Games. 1998 wurde er in Deutschland Trainer des Jahres. Jetzt arbeitet der 52-jährige Lippstädter als freiberuflicher Trainer. Er führt unter anderem Lehrgänge für Vereine, Bezirke oder Verbände durch, gibt Einzeltraining und betreibt einen TT-Shop. International betreute er beispielsweise Quadri Aruna beim World Cup in Düsseldorf. Zuletzt führte er Nigerias Männerteam zum Mannschaftstitel bei den All African Games und ist damit der erste Trainer, der auf verschiedenen Kontinenten Titel in kontinentalen Mannschaftswettbewerben gewann.
Zu erreichen ist Martin per Telefon unter 02941-273385 oder per Mail unter lippstadt@tt-store.de. Die Adresse der Webseite ist lippstadt.tt-store.de.
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