Trainingstipp

Neue Taktikreihe: Wechsel zur RH im Passivspiel

Der neue U21-Europameister Flavien Coton beim Rückhandspiel. (©ETTU)

13.05.2025 - Fast sieben Jahre hat Martin Adomeit monatlich einen Trainingstipp für Fortgeschrittene auf myTischtennis.de geliefert. Ab sofort widmet sich der frühere Nationalcoach einem neuen Themenfeld, Schwerpunkt: Taktik. Seine sechsteilige, aufeinander aufbauende Reihe beginnt mit dem Thema „Wechsel zur Rückhand im Passivspiel, um aktiv zu werden“. Zur Verdeutlichung zeigt der frühere Damen-Bundestrainer wieder fünf verschiedene Übungen.

Meine zukünftigen Tipps mehr unter den Gesichtspunkt Taktik zu stellen, kam mir sehr entgegen, da ich der festen Überzeugung bin, dass dies der am meisten vernachlässigte Bereich im Training in der Relation seiner Bedeutung für den Wettkampf ist. Gerade im Jugendtraining, aber auch bei den Erwachsenen kann man bei Verbesserungen in den taktischen Fähigkeiten größere Leistungssprünge erreichen. Zurzeit wird der Bereich der Ausbildung taktischer Fähigkeiten meist dem Zufall überlassen bzw. einfach gehofft, dass Spielerinnen und Spieler in diesem Bereich durch mehr Erfahrung besser werden. Dies führt oft dazu, dass jüngere Spieler gegen die älteren „Hasen“ trotz besserer Technik und besserer körperlicher Verfassung verlieren. Zudem sind die taktischen Fähigkeiten das ganze Leben lang einsetzbar und somit ist die Ausbildung dieser sehr nachhaltig.           

Im heutigen ersten Tipp dieser Reihe beschäftige ich mich mit der Platzierung im Passivspiel. Viele der Spieler eröffnen mit der VH recht gut, aber ihr Angriffsdruck lässt direkt nach, wenn der Block in RH kommt. Diese Schwäche gilt es auszunutzen. Sie wird natürlich größer, wenn der Block nicht jedes Mal direkt in RH kommt. Zudem ist es wichtig, den Block in unterschiedlicher Länge und mit unterschiedlichem Tempo in RH zu spielen, um es dem Gegner zu erschweren, die richtige situationsangepasste Beinarbeit in RH zu wählen. Da gerade im Passivspiel der Spieler weniger als 0,5 Sekunden Zeit für den Schlag hat, sind wir im Bereich der Reflexe und nicht im Bereich bewusst gesteuerter Handlungsreaktionen, für die wir 0,7 Sekunden und mehr Zeit benötigen. Dadurch ist es wichtig über zahlreiche Wiederholungen dies zu der automatischen Antwort auszubilden. Blocks wie in regelmäßigen Übungen, immer wieder zur VH zurück, sind hier eher kontraproduktiv.

Dass der Gegner beim Training dieses Inhaltes seine Fähigkeiten beim Wechsel von VH zur RH trainiert, ist ein positiver Nebeneffekt. Dies ist der Vorteil bei taktisch geprägten Trainingsinhalten, hier wird die Trainingszeit optimal genutzt, da immer beide Seiten trainieren. 

1. Übung: Gegnerischer Balleimer B/T in RH 

Spieler B: T verteilt aus dem Balleimer überall auf den Tisch         Spieler A: B in RH 

Bei dieser Übung verteilt der Spieler B aus dem Balleimer Topspins überall auf den Tisch. Der Spieler A reagiert und versucht, alle Bälle in RH zurückzuspielen. Hier geht es darum, den Reflex zu schulen, diese Bälle automatisch in RH zu spielen und zwar in der Entscheidungssituation. Um das noch zu verstärken, könnte man auch Ziele in die RH-Seite legen, um Antworten in unterschiedlicher Länge zu erreichen. 

Zur Grafik von Übung 1.

2. Übung: Block aus RH/TMi nach 1-3 Bällen in RH    

Spieler A: 1-3x B in ½ VH                          Spieler B: VHT in RH/TMi

                 B/T in RH 

                                                     frei

Der Spieler entscheidet sich in der Passivlage zwischen RH und VH. Nach ein bis drei Blocks in die VH-Seite erfolgt der Block/Gegenzieher in die RH-Seite. Spätestens danach sollte der Spieler A versuchen, aktiv zu werden. Der Spieler B sollte wirklich seine Bälle verteilen, so dass der Blockspieler aus der Reaktion heraus den Ball in RH spielen soll. Innerhalb von drei Bällen sollte er eine Möglichkeit gefunden haben, den Ball in RH zu spielen.  

Zur Grafik von Übung 2

3. Übung: Gegenzieher/Block aus VH in RH

Spieler B: KA in VH                                                Spieler A: LR in VH                                          

                 VHT in VH/TMi                                                       0-1x VHT/B in VH

                 VHT in VH/TMi                                                       VHT/B in RH                                          

                                                               frei  

Bei dieser Übung reagiert der Spieler auf VHT in die eigene VH-Seite. Hier muss er entscheiden, ist es erst sinnvoll, den T diagonal zu beantworten oder direkt parallel. Dies hängt sicherlich von mehreren Faktoren ab. Wie kommt der Ball und wie stehe ich dazu? Ist der Ball in RH zu unsicher, da der T sehr schnell oder sehr weit nach außen kommt? Ist es besser, erst diagonal zu antworten und dann erst parallel? Aber auch vom Gegner: Wartet er eher diagonal oder aufgrund der letzten Bälle schon in RH. Wie ist seine Position?    

Zur Grafik von Übung 3.

4. Übung: Nach kurz-kurz kommt T in RH

                                                 Kurz - kurz                                                                              

Spieler A: lang auf TMi                                       Spieler B: VHT in RH 

                 0-1x RHB in VH                                                 VHT in RH                                                   

                 RHB in RH 

                                                    frei 

Die Entscheidung hängt sicherlich sehr stark vom Gegner und damit auch von den vorherigen Ballwechseln ab, aber natürlich auch von der eigenen Position des Spielers A. Der Wechsel in RH sollte meist recht druckvoll erfolgen, kann aber auch in der Variation mal sehr weich sinnvoll sein, auch um ihn noch weiter nach außen zu treiben und eine entferntere Position des Gegners auszunutzen. 

Zur Grafik von Übung 4.

5. Übung: Block von überall in unterschiedlichem Tempo in RH 

Spieler B: KA überall                            Spieler A: LR in ½ VH

                 T überall                                               B/T in RH (manchmal in VH)                             

                                             frei 

Jetzt kommt der T überall hin. Der Spieler muss sich entscheiden, ob RH oder VH, Gegentopspin oder B kurz (weich) oder lang/schnell. Zwischendurch, wenn Spieler B schon in RH wartet, oder der Ball dafür ideal kommt, sollte der B/T in VH kommen.

Zur Grafik von Übung 5.

Zum PDF-Dokument des Trainingstipps, einschließlich einer Legende mit allen Abkürzungen!

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Der Autor
Martin Adomeit war Nationaltrainer in vier verschiedenen Nationen (Deutschland, Luxemburg, Belgien und Nigeria) und gewann mit allen Nationen Medaillen bei Welt-, Europameisterschaften oder African Games. 1998 wurde er in Deutschland Trainer des Jahres. Jetzt arbeitet der Lippstädter als freiberuflicher Trainer. Er führt unter anderem Lehrgänge für Vereine, Bezirke oder Verbände durch, gibt Einzeltraining und betreibt einen der wenigen unabhängigen TT-Shops. Hier führt er Beratungen und den Verkauf nahezu aller gängigen Tischtennismarken durch. Zudem führte er zuletzt zahlreiche Maßnahmen für den DOSB in Afrika und Asien durch und arbeitet als Berater und Werbeträger von VICTAS. International betreute er beispielsweise Quadri Aruna beim World Cup in Düsseldorf. 2015 führte er Nigerias Männerteam zum Mannschaftstitel bei den All African Games und ist damit der erste Trainer, der auf verschiedenen Kontinenten Titel in kontinentalen Mannschaftswettbewerben gewonnen hat. Der jüngste Erfolg des Coaches war die Deutsche Meisterschaft mit den Schülern des TuS Sundern 2017.  

ados TT-Schule, ttcenterlippstadt@faszination-tischtennis.de, Tel. 02941-273385Mobil: 0160-8120572 (für Nachfragen, Vereinbarung von Trainingsterminen oder Materialberatung). 

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