Trainingstipp

Taktiktipp: Rotationswechsel beim Rückhand-Schupfball

19.12.2017 - Tischtennis ohne Rückhandschupf: Dies ist wohl für alle Leistungslevel nahezu undenkbar. Selbst im Spiel von Spielern, die mit der RH-Banane jeden Ball anflippen wollen, kommt der RH-Schupf vor und kann eine gute und sinnvolle Alternative sein. Wenn der RH-Schupf im eigenen Spiel aber ständig vorkommt, sollten wir uns auch im Training mit ihm beschäftigen, auch wenn dies für einige Trainer in ihrer Philosophie ein lästiges Übel ist. Ratschläge vor allem taktischer Natur gibt Martin Adomeit in diesem Trainingstipp.

präsentiert vom Verband Deutscher Tischtennistrainer (VDTT)

Auch ich bin der Meinung, dass zumindest im Duell zweier Angriffsspieler auf lange Schupfbälle oder Aufschläge in aller Regel direkt zu eröffnen ist. Aber auch kurze Aufschläge und Rückschläge kommen vor, zudem gibt es sicherlich auch Spielsituationen, in denen es taktisch sinnvoller ist, mal zu schupfen. Genau deshalb sollten alle Spieler den Schlag auch erlernen. Während die Platzierung Stück für Stück automatisch verbessert wird, geht es im Bereich Rotation schon um einen notwendigen Lernprozess. Wenn schon alle Spieler ohnehin Schupfbälle spielen, sollten sie lernen mit und ohne Schnitt zu schupfen. So kann man sich ein punktbringendes Element auch als 'normaler' Noppen-innen-Spieler aneignen.

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Im Wettkampf geht es dann darum, die Aufmerksamkeit des Gegners zu fordern, indem man bewusst Schupfbälle mit viel Unterschnitt und solche ohne Schnitt einsetzt. Vor allem im Nachwuchsbereich stellt sich hier schnell Erfolg ein – gerade dann, wenn der Schupfball noch mit einer Platzierung verbunden ist, die den Gegner zur Bewegung zwingt. Die Eröffnung darauf kann dann fehlerhaft sein, oder es kommen schlechte Schupfbälle zurück, da sich der Gegner nicht mehr traut zu eröffnen. Darin wiederum liegen die Möglichkeiten für gute eigene Topspins. 

1. Übung:  Vorübung RH-Sch mit Unterschnitt  

 Spieler B: KA in RH                                             Spieler A: RHSch   

In dieser Vorübung geht es für die meisten Spieler darum, Unterschnitt beim RHSch zu erlernen oder zu verbessern. Dazu spielt der eine Spieler kurze Aufschläge in RH (je nach Leistungsstärke auch mit verschiedener, eigener Rotation). Auf diesen Ball soll der Spieler nun mit RH mit möglichst viel Unterschnitt zurückschupfen, am besten verbunden auch mit einer Platzierung auf die Grundlinie. Der Ball wird nun vom Aufschläger nicht angenommen, um auch wirklich direkt am Sprung des Balles auf dem Boden zu überprüfen ob es gelungen ist, Unterschnitt in den Ball zu legen. Nun soll der Spieler selbst ausprobieren, wie noch mehr Schnitt erzeugt werden kann. Auf technische Hinweise wird in diesem Trainingstipp verzichtet, da am Ende der taktische Einsatz im Blickpunkt stehen soll.

Je nach Level kann man dann auch bewusst Schupfbälle mit und ohne Schnitt spielen, mit vorgegeben Platzierungen oder auch halblang. Ideal wäre es am Ende bei der Durchführung, dass die Bewegungen auf unterschiedliche Platzierungen und Variationen mit und ohne Schnitt für den Gegner annähernd gleich aussehen und sie auf alle Aufschläge unabhängig vom Schnitt des Gegners beherrscht werden.

Natürlich gehört auch die Wahrnehmung dazu: Ist der anfliegende Ball (Platzierung und Länge) auch wirklich ein Ball für den RH-Schupf. Ist der A zu lang, wird er eröffnet. Ist er in der VH-Seite, wird er mit VH zurückgespielt.

Zur Grafik von Übung 1

2. Übung:  RHSch auf kurzen Aufschlag in VH-Hälfte

Spieler B: KA in RH (LA in VH – frei)      Spieler B: RhSch mit/ohne US in ½ VH  

                VHT in VH                                                      VHT/S

                                                          frei

In dieser recht einfachen Übung geht es darum, bewusst Schupfbälle mit unterschiedlichem Schnitt einzusetzen, um so den Gegner zu einfachen Fehlern zu zwingen. Die Qualität des Schupfballs sollte so gut sein, dass der Gegner nicht mit hoher Qualität in VH eröffnen kann und so dann, wenn es vorher mit Schupfball noch nicht gelungen ist, mit VH-Gegentopspin oder auf hohe Topspins auch mit Schuss zu punkten.             

Zur Grafik von Übung 2  

3. Übung: RHSch auf kurze Aufschläge mit und ohne Schnitt in die RH-Hälfte           

Spieler B : KA in RH (LA in RH/Mitte)      Spieler A: RHSch mit/ohne US in Mitte/RH  

                T in RH-Hälfte                                               RHB/VH-Angriff aktiv in eine Ecke    

                                                          frei

Auch hier geht es wieder darum, den RH-Schupf mit unterschiedlichem Schnitt effektiv einzusetzen. Verbunden ist dies mit Platzierungen im Ellbogenbereich (wo der Gegner auch noch VHT einsetzt) oder in tiefe RH. Gleichzeitig lernt der Spieler hier auch, auf welchen Ball der Gegner eher Fehler macht, gerade dann, wenn er sich im Mittelbereich noch bewegen muss. Hoffentlich bekommt der Spieler aber auch ein Gespür dafür, auf welchen Ball der Gegner welche Art von Angriffsball (schnell oder Rotation) spielt.          

Zur Grafik von Übung 3

4. Übung:  RHSch halblang mit unterschiedlicher Rotation     

Spieler B: KA überall (LA in Ecken – frei) Spieler A: RHSch halblang mit/ohne Schnitt                                                                                                    über RH-Hälfte (sSch in VH – frei)

                   T/sch auf Ellbogen                                        

                                                                      frei

Bei dieser Rückschlagmöglichkeit mit der Länge halblang zeigt sich ein weiterer Effekt des Schnitteinsatzes – oder auch nicht. Der gespielte Ball hat bei Unterschnitt seinen zweiten Aufsprung näher am ersten Auftreffpunkt, als wenn er ohne Schnitt gespielt wird. Eine exakt halblange Platzierung erschwert dem Gegner die Entscheidung, ob er den Ball angreifen soll oder nicht.

Zur Grafik von Übung 4

5. Übung:  RHSch überallhin als Auflösung aus dem kurz-kurz     

                                                          1-4 x kurz - kurz

Spieler A: RHSch mit/ohne US lang überall                            Spieler B: T überall

                                                                       frei

Aus dem Kurz-kurz-Spiel spielt der Spieler A nun mit unterschiedlichem Schnitt aber aggressiv lang überall hin. Der Gegner muss sich also rückwärts bewegen, dazu noch seitlich. Interessant ist, wie er in unterschiedlichen Lagen auf Bälle mit und ohne Schnitt reagiert. Der Spieler A soll seine Schupfbälle so einsetzen, dass Spieler B überfordert ist.

Zur Grafik von Übung 5

Zum PDF-Dokument des Trainingstipps, einschließlich einer Legende zu allen Abkürzungen!

Die Übungen im Video:
Hier können Sie sich die Übungen in einem Video anschauen, das von unserem Partner Tischtennis Helden/Jannick Borschel (zusammen mit Michael Servaty, einem ehemaligen Zweitliga- und aktuellen Oberligaspieler) produziert wurde. Hier geht es zum gleichnamigen YouTube-Kanal der Tischtennis Helden!



Der Autor
Martin Adomeit war Nationaltrainer in vier verschiedenen Ländern (Deutschland, Luxemburg, Belgien und Nigeria) und gewann mit allen Nationen Medaillen bei Welt-, Europameisterschaften oder African Games. 1998 wurde er in Deutschland Trainer des Jahres. Jetzt arbeitet der 54-jährige Lippstädter als freiberuflicher Trainer. Er führt unter anderem Lehrgänge für Vereine, Bezirke oder Verbände durch, gibt Einzeltraining und betreibt einen TT-Shop. International betreute er beispielsweise Quadri Aruna beim World Cup in Düsseldorf. Zuletzt führte er Nigerias Männerteam zum Mannschaftstitel bei den All African Games und ist damit der erste Trainer, der auf verschiedenen Kontinenten Titel in kontinentalen Mannschaftswettbewerben gewonnen hat. 

Zu erreichen ist Martin Adomeit per Telefon unter 02941-273385 oder per Mail unter lippstadt@tt-store.de. Die Adresse der Webseite ist lippstadt.tt-store.de.

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