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Bundestag: Hain neuer Präsident - keine CL ohne Liga

Der DTTB-Bundestag wählte am Wochenende unter anderem einen neuen Präsidenten (©DTTB)

19.11.2023 - Der Deutsche Tischtennis-Bund hat einen neuen Präsidenten. Das hat der DTTB-Bundestag am Wochenende entschieden. Der hessische Landesverbandspräsident Andreas Hain löst Claudia Herweg ab, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr antrat. Des Weiteren wurde beschlossen, dass man an Teamwettbewerben der ETTU nur noch teilnehmen darf, wenn man in einer Bundesliga spielt. Es wird künftig einen „offenen Spielbetrieb“ geben, in dem weibliche und männliche Spieler gemeinsam antreten können. Und die doppelte Spielberechtigung wurde erneut abgelehnt.

Andreas Hain ist der 14. Präsident in der 98-jährigen Geschichte des DTTB. Das entschied die Mehrheit der Stimmberechtigten beim DTTB-Bundestag am Wochenende in Frankfurt. Die übrigen zu wählenden Vizepräsidenten in seinem Kabinett wurden wiedergewählt: der für Finanzen zuständige Hans-Jürgen Hackenberg, Heike Ahlert (Leistungssport) und Arne Klindt (Sportentwicklung). Einstimmig vom Bundestag bestätigt worden war zuvor bereits der von der Jugendwartetagung gewählte Vizepräsident Jugendsport, Ralf Tresselt. 

Andreas Hain ist tief im Tischtennissport verwurzelt. Seit 2003 ist der 57-jährige Bad Dürkheimer als Präsidiumsmitglied in Hessen als einem der größten DTTB-Landesverbände aktiv, war vor dem Präsidentenamt 13 Jahre lang der dortige für den Leistungssport zuständige Vizepräsident. Für die Tischtennis-Firma JOOLA fungierte der ehemalige Zweitligaspieler und B-Lizenz-Trainer lange Zeit als Managing Director sowie zuvor als Promotion Director und ist bis heute als langjähriger Präsident der Federation of International Table Tennis Manufacturers, FIT, Sprecher dieser Vereinigung der Tischtennis-Industrie. Seit 2017 arbeitet er als Manager des Damen-Rekordmeisters ttc berlin eastside. „Ich habe mich noch nie gescheut, Verantwortung zu übernehmen, und tue das auch diesmal nicht“, sagte Hain, der einziger Kandidat um die Nachfolge Claudia Herwegs war, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr antrat. „Die, die mich heute nicht gewählt haben, will ich überzeugen, dass sie später rückblickend denken, heute einen Fehler gemacht zu haben.“ Hain hatte 137 Ja-Stimmen erhalten, 115 waren mindestens nötig gewesen. Wäre er nicht gewählt worden, wäre die bisherige Präsidentin qua Satzung im Amt geblieben.

Neue Satzung tritt voraussichtlich im Frühjahr 2024 in Kraft

Der Bundestag entschied sich neben dem neuen Präsidenten auch für eine neue Satzung, die unter anderem einen hauptamtlichen Vorstand und ein ehrenamtliches Präsidium als Aufsichtsgremium beinhaltet. Um die Interessen der weniger stimmenstarken Bundestagsmitglieder stärker zu berücksichtigen, enthält die neue Satzung nun ein die Mehrheit ergänzendes Quorum als Kompromiss: Vorgabe ist, dass Neuerungen bei Ordnungen und weiteren Bestimmungen, bei Beschlussfassung, Stimmenverteilung sowie bei Umlagen neben der einfachen Mehrheit zusätzlich mindestens 50 Prozent der abstimmenden Mitgliedsverbände erreichen müssen. Bei Änderungen der Satzung wurde die ursprünglich vorgeschlagene Zwei-Drittel-Mehrheit auf 70 Prozent Zustimmung erhöht und bleibt ohne weiteres Quorum zur notwendigen Zahl der zustimmenden Mitgliedsverbände. Die Neufassung der Satzung wird erst mit Eintragung in das Vereinsregister wirksam. Im Anschluss folgt voraussichtlich im Frühjahr 2024 ein außerordentlicher Bundestag, bei dem nach der dann gültigen neuen Satzung die Wahlpositionen erneut zu vergeben sind. Entsprechend wird die Legislaturperiode der am 18. November Gewählten verkürzt.

Teilnahme an europäischen Team-Wettbewerben nur für Bundesligisten möglich

Der Bundestag schloss mit großer Mehrheit erwartungsgemäß eine Lücke in der Bundesspiel-Ordnung, die im vergangenen Jahr durch den TTC Neu-Ulm offenkundig wurde. Für die Teilnahme an Champions League, ETTU-Cup und Europe Trophy der Damen und Herren gilt nun, dass nur deutsche Vereinsmannschaften, die in der TTBL oder den übrigen Bundesligen spielen, einen Antrag beim DTTB auf Meldung zu diesem Wettbewerb bei der Europäischen Tischtennis-Union stellen dürfen. „Es soll durch diese Regelung insbesondere vermieden werden, dass sich deutsche Tischtennisvereine aus dem Spielbetrieb auf nationaler Ebene zurückziehen, um die Ressourcen allein für die Teilnahme an internationalen Wettbewerben zu bündeln“, so die Begründung der für den Leistungssport zuständigen DTTB-Vizepräsidentin Heike Ahlert. „Das würde zwangsläufig Ressourcen, die ansonsten auch für den Tischtennissport in Deutschland eingesetzt würden, abziehen und somit insgesamt zu einer geringeren Attraktivität der höchsten deutschen Spielklassen führen.“ Die Regelung tritt am 1. Juli 2024 in Kraft und berührt damit nicht die laufende Champions-League-Saison.

Wie in den Vorjahren wurde der Antrag Bayerns auf parallel mögliche Spielberechtigung für einen deutschen Verein und ausländische Klubs abgelehnt. Die schwierige Kontrolle einer Spielberechtigung im Ausland stand etwa der drohenden sinkenden Identifikation der Spielerinnen und Spieler mit dem Verein und voraussichtlich wachsenden Kadern vor allem in Deutschlands Top-Ligen gegenüber, um die parallelen Termine der Stammformation einer Mannschaft kompensieren zu können. Der Antrag erhielt zwar die Mehrheit der Stimmen, erreichte aber nicht die zusätzlich notwendige Quote der Landesverbandsstimmen.

Grundsatzbeschluss zu offenem Spielbetrieb

Mit mehr als Dreivierteln der Stimmen fällten die Delegierten dagegen einen Grundsatzbeschluss zu einem „offenen Spielbetrieb“. Im nächsten Schritt wird die Wettspielordnung angepasst und zu einem späteren Zeitpunkt final abgestimmt. Geplant ist, dass bei allen offiziellen Veranstaltungen neben einem reinen Spielbetrieb für weibliche Spieler alle Geschlechter in einem offenen Spielbetrieb gemeinsam antreten. Weibliche Spieler müssten sich grundsätzlich pro Spielzeit im Mannschaftsspielbetrieb bzw. pro Veranstaltung oder Veranstaltungsserie im Individualspielbetrieb entscheiden, ob sie im weiblichen oder im offenen Spielbetrieb Stammspielerinnen bzw. weibliche Ergänzungsspielerinnen (WES) sein wollen.

Viel Gesprächsstoff zum Sitzungsschluss bot die vom Präsidium beantragte Beitragserhöhung ab 2024. Hier einigte sich die Vollversammlung auf rund 40.000 Euro als erstem Plus seit neun Jahren, das vor allem den Verlust durch die Inflation und weitere außerordentliche Kostensteigerungen wie etwa die vom Deutschen Olympischen Sportbund geplante Beitragserhöhung ausgleichen soll. Viele Verbände mahnten im Grundsatz eine frühere Kommunikation und Diskussion solcher Mehrkosten an, um sie frühzeitig in den eigenen Haushalten des kommenden Jahres einplanen zu können.

Auf Beschluss der Bundestags-Mehrheit werden ab der neuen Saison die Ausgaben, die die Vereine in den Bundesspielklassen für die Unparteiischen zu entrichten haben, um fünf bis zehn Euro pro Einsatz steigen. „Die Kosten für Schiedsrichter wurden in den letzten zwölf Jahren nicht angeglichen und erfuhren auch davor lediglich eine geringe Angleichung aufgrund der Währungsumstellung von D-Mark zu Euro“, so die Begründung des DTTB-Ressorts Schiedsrichter. Daneben wolle man die Anreize verbessern, sich als Unparteiischer zu engagieren. 

(DTTB/JS)

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