Das mit den Stäbchen könnte besser laufen: myTischtennis-Redakteurin Janina Schäbitz bereitet sich auf die WM in China vor (©Fabig)
24.04.2015 - Das deutsche Team hat sich bereits gestern auf den Weg nach China gemacht. myTischtennis.de folgt sogleich am Tag darauf. Redakteurin Janina Schäbitz, die noch nie zuvor in China war, hat sich nicht nur auf das Essen mit Stäbchen vorbereitet, sondern ist auch bereit, in die Fankultur im Mutterland des Tischtennissports einzutauchen. Und die Hoffnung, einmal über die große Sensation berichten zu dürfen, stirbt auch bei ihr zuletzt.
Mein Koffer steht fertig gepackt neben der Haustür, gleich werde ich noch einmal paranoid checken, ob Pass, Laptop und Kamera an Bord sind, und dann geht es los nach China. Aufregend. Wirklich. In Asien war ich dank der Team-WM in Tokio letztes Jahr schon einmal, aber ich glaube, China wird noch einmal eine ganz andere Nummer. Das merkt man alleine schon daran, wie viel Mühe es macht, ein Journalistenvisum für das Reich der Mitte zu bekommen. Aber auch in Sachen Tischtennis ist China natürlich ein anderes Kaliber - und darauf bin ich ganz besonders gespannt.
Na klar, aus China kommen die besten Spieler der Welt. Hinter Ma Long, Zhang Jike, Ding Ning und Li Xiaoxia steht noch eine ganze Riege von Topathleten, die wahrscheinlich mit Kusshand in jeder europäischen Nationalmannschaft aufgenommen würde. Aber das meine ich noch nicht einmal. Ich bin vor allem gespannt, was Tischtennis für dieses Land bedeutet, wie groß der Sport in China wirklich ist. Wie viele Steinplatten werden mir beim Schlendern durch Suzhou begegnen? Tragen Chinas Schulkinder die Trikots von Ma Long und Xu Xin, so wie es bei uns mit den Shirts der Fußballstars üblich ist? Wie reagieren die Fans, wenn Timo Boll die Halle betritt, der in China ja ein Superstar sein soll? Und welche Atmosphäre herrscht im Suzhou International Expo Center, wenn eine Heim-WM im Tischtennis ansteht? Ich habe schon so viel davon gehört und gelesen - jetzt darf ich es einmal selbst erleben und werde sehr gerne davon in meinem Blog berichten.
An erster Stelle auf meiner To-Do-Liste steht aber natürlich das sportliche Geschehen - und auch diese Aussicht treibt meinen Puls schon ein wenig in die Höhe. Denn auch wenn mich die Geschichte das Gegenteil lehrt und meine Hoffnungen bisher immer wieder enttäuscht wurden, fahre ich doch stets mit demselben Gefühl zu einer Weltmeisterschaft: Vielleicht passiert diesmal die große Sensation, vielleicht bist du live dabei, wenn das offenbar Unmögliche geschieht. Noch mal kurz zur Erinnerung: Es ist zwölf Jahre her, dass mit Werner Schlager der letzte Nicht-Chinese zum Weltmeister gekrönt wurde. Und es kommt noch schlimmer: Es hat noch kein Finale im Herren-Einzel bei einer WM in China gegeben, das nicht von zwei Chinesen bestritten wurde - bei den Damen schaffte es zumindest 1961 die Ungarin Eva Koczian ins Endspiel, natürlich ohne den Titel für sich zu beanspruchen.
Wenn es gegen China geht - und noch viel mehr, wenn es in China gegen China geht -, müssen halt einfach kleine Brötchen gebacken werden. Und da wäre es letztlich, so traurig das ist, schon fast eine Überraschung, wenn im Halbfinale ein Nicht-Chinese vertreten ist und sich eine Medaille angelt. Timo Boll hat das begehrte Edelmetall bereits, Dimitrij Ovtcharov ist bis in die Haarspitzen motiviert, es ihm gleichzutun. Einfach wird es nicht, so viel steht fest. Aber ich bin bereit für die Sensation - genau wie für die enttäuschten Hoffnungen.
(JS)
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