Barbados gegen Togo an Tisch 27: Auch letztes Jahr in Dortmund waren exotische Nationen am Start (©Lüke)
16.05.2013 - Wissen Sie, wo Bonaire liegt? Nein? Da wird aber auch Tischtennis gespielt - zumindest wurde die Insel gestern in die große ITTF-Familie aufgenommen. Doch ist es wirklich sinnvoll, Spieler von so kleinen Staaten zur WM einzuladen, von denen manche nicht mal Bezirksliganiveau haben? Oder macht diese Vielfalt gerade den Reiz einer WM aus? myTischtennis-Redakteurin Janina Schäbitz denkt über's Auswandern nach und frischt ihre Erdkundekenntnisse auf.
Bonaire - eine beschauliche Insel der Kleinen Antillen im Karibischen Meer. Vor der Küste lockt eine faszinierende Unterwasserwelt Scharen von Tauchern an, an Land begeistern schillernde Salzlagunen, die von Flamingos bevölkert sind. Warum ich Ihnen das erzähle? Weil Bonaire seit gestern zur großen ITTF-Familie gehört. In der Jahreshauptversammlung des Weltverbands, wo auch Adham Sharara als Präsident bestätigt wurde, fiel auch diese Entscheidung, die mich auf die Idee brachte, mal eine Frage zu thematisieren, die gestern latent auch durch die Nebenhalle geisterte: Sollten bei einer WM auch solch kleine Nationen vertreten sein, die gemäß ihrer Leistung nicht hierher gehören, aber eine Weltmeisterschaft bunter machen?
Wandern wir doch nach Bonaire aus!
Werfen wir einen Blick auf das 15.400 Einwohner starke Bonaire, das nächstes Jahr - nach der gestrigen Entscheidung - auch zur Team-WM nach Tokio reisen darf. Googelt man nach der Karibikinsel im Zusammenhang mit Tischtennis, kommt man auch tatsächlich rasch auf die Seite des "Bonairiaanse Tafel Tennis Bond", des Tischtennisbunds von Bonaire, der einen Vorsitzenden und drei weitere Mitarbeiter vorweisen kann sowie eine Rangliste, in der 25 Erwachsene und einige Nachwuchsspieler aufgeführt sind. Die Wahrscheinlichkeit, zu den Auserwählten zu gehören, die nächstes Jahr zur WM fahren dürfen, ist also offensichtlich ziemlich hoch. Für wen es schon immer ein Traum war, mal in einem Turnier mit Ma Long und Timo Boll zu spielen, der sollte sich also mal über die Einwanderungsmodalitäten von Bonaire erkundigen. :-)
Ich muss sagen, ich finde es toll, hier in Paris auf Menschen aus aller Herren Länder zu treffen - teilweise aus Nationen, deren genaue geographische Lage ich zugegebenermaßen googeln muss, obwohl ich in Erdkunde früher gar nicht so ein Versager war. Für die ITTF ist das natürlich auch toll. Denn mit der Aufnahme von Bonaire zählt der Tischtennis-Weltverband nun 218 Mitgliedsnationen - nur die Sportart Volleyball kann mehr Länder vorweisen, um genau zu sein, zwei. Für Veranstaltungen wie die WM bringt diese Vielzahl an Nationen aber auch gewisse Konsequenzen mit sich. Über 900 Spieler aus über 140 Ländern sind in dieser Woche nach Paris gekommen. Das bedeutet einen hohen logistischen Aufwand, aber auch Kosten für den Veranstalter. Denn der muss die Unterkunft und Verpflegung einer bestimmten Anzahl von Spielern und Betreuern übernehmen. Nette Geschichte für einen Hobbyspieler, oder?
Bezirksligaspieler fahren zur WM
Und - was hier in Paris direkt auffällt - es macht die Veranstaltung bedeutend größer. Da reicht eine Halle natürlich nicht aus und in der Nebenhalle knubbeln sich die Spieler und Zuschauer. Und trotzdem: auch wenn hier Sportler dabei sind, die von einem deutschen Bezirksligaspieler deutlich in die Tasche gesteckt werden könnten, finde ich, dass eine WM bunt und vielfältig sein muss.
Das kriegt man nicht zuletzt auch auf der Pressetribüne zu spüren. Auf jedem Tisch klebt der Name der Zeitung, Internetseite etc., die sich dort hinsetzen soll, sowie das dazugehörige Nationenkürzel. Da einmal entlang zu spazieren, ist schon nicht uninteressant. Natürlich überwiegen hier ganz klar die Chinesen, aber auch Pakistan habe ich schon gelesen, obwohl die nur vier Spieler dabei haben. Die meisten chinesischen Tische sind noch frei, die werden wahrscheinlich erst zum Wochenende hin voll. Von denen, die schon hier sind, habe ich aber bereits was Interessantes gelernt. Denn ich hatte vorher noch nie gesehen, wie man Chinesisch in einen Computer eintippt. Hat ein bisschen was von Tetris, wie ich finde… ;-)
(JS)
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