21.07.2025 - Dieser Tage verwandelt sich Deutschland in eine Hochburg des Hochschulsports. Bei den 33. FISU World University Games, die noch bis Sonntag erstmals in der Rhein-Ruhr-Region stattfinden, werden Studierende zur Weltelite und genießen dabei eine internationale, mediale Aufmerksamkeit, wie sie sie selten erfahren. Die Spiele sollen nicht nur sportlich Maßstäbe setzen, sondern auch ein Signal für eine mögliche Olympia-Bewerbung aus NRW sein. myTT-Redakteur Fabian Kleintges-Topoll besucht die Tischtenniswettbewerbe am Mittwoch und erklärt in seinem Blog, warum er Multisport-Events auch als Chance sieht.
Die FISU Games – früher bekannt als Universiade – sind nach den Olympischen Spielen die größte Multisportveranstaltung der Welt. Zum ersten Mal seit 1989 kehren sie nach Deutschland zurück. 9.200 Athletinnen und Athleten aus 150 Nationen, so viele wie nie zuvor und 305 davon aus Deutschland, messen sich in 18 Sportarten – verteilt auf die Austragungsorte Bochum, Duisburg, Essen, Mülheim an der Ruhr, Hagen und Berlin. Für viele Beteiligte ist es eine ganz besondere Situation, nicht zuletzt für die Aktiven im eigenen Land.
Schon bei den European Championships 2022 in München durfte ich hautnah miterleben, wie groß die Strahlkraft sein kann und wie sehr ein Multisport-Event eine ganze Stadt in Bewegung setzen kann. Damals gewann Dang Qiu seinen ersten EM-Einzeltitel – und Tischtennis rückte plötzlich bundesweit spürbar ins Rampenlicht. Nun gibt es eine ähnliche Chance – direkt vor der Haustür, mitten in meiner Region. Und mit einem ähnlich starken Konzept.
Multisport-Events: Ein Modell mit Potenzial
Dreh- und Angelpunkt für die Tischtenniswettbewerbe ist die Messe Essen. Team Deutschland, das zum Teil mit erfahrenen, zum Teil mit weniger bekannten Starten in die Box geht, hat seine dritte Medaille in Folge bereits sicher, bis Donnerstag laufen die Individual-Wettkämpfe. Ich werde mir am Mittwoch vor Ort ein Bild vom Event machen und gehe schon jetzt davon aus, dass sich sportliches Flair und Festival-Atmosphäre wieder gut miteinander vereinbaren lassen.
Denn die FISU Games bieten eine große Bühne und beschränken sich nicht nur auf Wettkämpfe. Rund herum gibt es ein vielfältiges Freizeitangebot aus Musik, Kultur, Mitmachaktionen und Begegnungsmöglichkeiten. Solche Formate schaffen Zugang zum Sport, besonders für jene, die bisher keinen direkten Bezug zu Tischtennis oder anderen Disziplinen hatten. Das Potenzial, durch das Modell viele neue, vor allem junge Fans zu gewinnen, sollte ausgeschöpft werden.
Dass das Turnier in den Sommerferien steigt, hat natürlich zusätzliche Vorteile mit Blick auf viele Familien als Besucher. Ich bin schon jetzt gespannt, wie die Hallen sich füllen werden, wie viele Zuschauer spontan Tischtennis für sich entdecken – und welche Sichtbarkeit unser geliebter Sport durch dieses Konzept gewinnen wird.
So läuft der Probelauf für die NRW-Olympia-Bewerbung
Nicht nur sportlich, auch politisch und strukturell haben die FISU Games eine große Bedeutung. Das Land NRW mit Ministerpräsident Hendrik Wüst an der Spitze fördert die Durchführung der Veranstaltung mit 67,5 Millionen Euro und verspricht sich eine Art Generalprobe für eine mögliche Olympia-Austragung in Zukunft. Ziel: die perfekte Blaupause für Olympia „made in Germany – nachhaltig, dezentral und mit vielen Synergien. Die Verteilung auf mehrere Städte soll bei einer möglichen Bewerbung für 2036 oder 2040 helfen: viele Schultern, verteilte Verantwortung, bestehende Infrastruktur – ein „Olympia der kurzen Wege“.
Erprobt und geprüft werden sollen vor allem folgende Aspekte: Infrastruktur und Logistik (Transport/Verkehr), Unterbringung und Verpflegung (Wohnheime/Hotels/Schulen), Sportstätten und Wettkampfqualität, vor allem mit Blick auf Nachhaltigkeit und Bürgerakzeptanz (Wiederverwendung von Hallen und Stadien) sowie Erlebnis und Atmosphäre (gemeinsame Festival-Stimmung und Feiern des Sports). Nicht nur der Sport allein macht ein solches Großereignis aus.
Mehr als „nur“ Studierendenspiele – große Eröffnungsfeier in Duisburg
Schon die große Eröffnungsfeier vor über 20.000 Zuschauern in der Duisburger Schauinsland-Reisen-Arena inklusive, Fackel, Feuer, Fahnenträgern und großem Showprogramm sowie die bundesweite Berichterstattung in den Medien lassen hoffen. Die Freude ist spürbar, auch bei der gebürtigen Duisburgerin Bärbel Bas, Bundesministerin für Arbeit und Soziales: „Diese Spiele sind ein Geschenk für Sportdeutschland, die Region und für die junge Generation. Sport, Kultur, Wissenschaft all das kommt hier zusammen. Und das mitten im Ruhrgebiet. Es ist bewegend, das hier miterleben zu dürfen.“
Die FISU Games 2025 sind mehr als ein sportliches Highlight – sie sind ein Testlauf für ein modernes, nachhaltiges Olympia-Modell in NRW, bringen internationale Aufmerksamkeit in die Region, fördern junge Talente und ermöglichen gleichzeitig eine nüchterne Analyse: Was funktioniert? Was nicht? Wenn die Spiele in Essen, Duisburg, Bochum und Co. im Sommer 2025 erfolgreich laufen, könnte der Weg zum großen Traum geebnet werden – auf glaubwürdige, realistische und zukunftsgewandte Weise.
Für mich persönlich ist es eine besondere Erfahrung, ein solches Event unweit der Heimat erleben zu dürfen. Ich hoffe, dass die Kombination aus Leistung, Vielfalt und Offenheit noch viele weitere Menschen erreicht – und dass NRW mit dieser Generalprobe zeigt: Olympia wäre hier gut aufgehoben.
Was halten Sie von Mulitsport-Events wie den World University Games in der Region und kann Deutschland wirklich bei einer Olympia-Bewerbung von der Austragung profitieren? Berichten Sie darüber gerne in der Kommentarzeile.
Zum Bereich Tischtennis auf der Turnierseite und auf der Webseite des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbands. Alle Spiele und Ergebnisse finden Sie hier.
(FKT)
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