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Blog: Verschwindet mit den Hasskommentaren

Benedikt Duda musste dieser Tage im Netz einiges aushalten. (©WTT)

14.07.2025 - Benedikt Duda hat beim US Smash am Wochenende das Viertelfinale denkbar knapp verpasst. Trotz der Niederlage gegen Felix Lebrun kann der Bergneustädter auf ein starkes Turnier zurückblicken. Doch der sportliche Wettkampf geriet in den Hintergrund, als Duda öffentlich machte, welchem anhaltenden Hass im Netz er nach seinem Ausscheiden erneut ausgesetzt war. myTT-Redakteur Fabian Kleintges-Topoll findet: Duda hat absolut richtig reagiert – und bezieht in seinem Blog klar Stellung gegen die Enthemmung im Netz.

Kaum ein deutscher Tischtennisspieler hat sich in den vergangenen Monaten so stark gegen Felix Lebrun präsentiert wie Benedikt Duda. Das bestätigt nicht nur die seit 2022 bestehende, ausgeglichene Head-to-head-Bilanz von 3:3. Im US-Smash-Achtelfinale gegen die Nummer sieben der Welt reichte es zwar diesmal nicht zum Sieg, doch der Nationalspieler verlangte dem talentierten Franzosen in einem erneuten Fünf-Satz-Krimi einmal mehr alles ab. Natürlich machte sich Enttäuschung breit. Doch Duda konnte zufrieden sein, stand aufrecht da, zeigte sich reflektiert, ein Stück weit selbstkritisch, aber vor allem sportlich und respektvoll dem Gegner gegenüber.

Mit dem Netz kommt die Niedertracht

Dabei hätte er Grund genug gehabt, seinem Ärger freien Lauf zu lassen. Denn was nach dem Spiel auf den Bundesligaspieler zurollte, hat mit Respekt, Fairness und Menschlichkeit nichts mehr zu tun. Zum wiederholten Male erhielt Duda auf Instagram eine Welle von Hasskommentaren unter der Gürtellinie, jenseits aller Moral. Menschen, die offenbar auf das Match gewettet hatten, wünschten ihm - einem Leistungssportler, der gerade alles gegeben hatte - persönliches Leid. Und das nur, weil ihr Wettschein nicht aufgegangen ist. Das ist nicht nur geschmacklos. Das ist abscheulich.

Duda fand im DTTB-Gespräch klare Worte: „Wenn mir Menschen, die meinen, Wetten tätigen zu müssen und dann falsch gelegen haben, aufgrund eines unerwünschten Ergebnisses eine Krebserkrankung und ähnlich Schlimmes herbeiwünschen, dann ist die Grenze ganz weit überschritten. Leider passiert das immer wieder – und mittlerweile hängt mir das zum Hals heraus.“ Man kann diese Worte nicht lesen, ohne selbst betroffen zu sein. Und ohne wütend zu werden. Ich ziehe den Hut davor, dass Duda sich öffentlich äußert, Rückgrat zeigt und auf das mit der Entstehung der sozialen Medien alltägliche Drama aufmerksam macht!

Wichtiger Appell: Profisportler sind keine Wettsymbole, sondern Menschen

Was läuft hier schief? Das Internet hat aus Fans Zuschauer gemacht, aus Zuschauern Kommentatoren, und aus Kommentatoren allzu oft Richter und Henker. Anonymität wird zur Maske für Menschenverachtung, der Sport schnell zur Bühne für Frustabbau. Und Ergebnisse, egal wie stark oder schwach sie waren, werden nur noch daran gemessen, ob sie einem Tippschein geholfen haben oder nicht. Doch es sollte klar sein: Sportler sind keine Spielfiguren. Sie sind keine Wettsymbole. Sie sind Menschen. Menschen wie Benedikt Duda, der trotz Enttäuschung Haltung bewahrt. Der kämpft. Der sich reinhängt. Der Interviews gibt, analysiert, weitermacht. Und der am Ende immer noch den Anstand hat, nicht zurückzuschlagen.

An die Plattformen: Nehmt diese Dinge endlich ernst. Meldemechanismen reichen nicht. Moderation muss besser werden. Strafen müssen spürbar sein. An uns alle: Sprecht solche Kommentare an. Zeigt Haltung. Hass darf nicht normal werden. Nicht im Netz. Nicht im Sport. Nirgendwo. Und an die Hater da draußen: Verschwindet endlich mit euren Hasskommentaren. Niemand braucht euch. Niemand vermisst euch. Und ganz sicher: Niemand wird euch je für eure feigen Äußerungen feiern. Benedikt Duda hat in den USA zwar das Viertelfinale verpasst. Aber er hat etwas viel Größeres gezeigt: Charakter. Und den kann man eben nicht verwetten.

Grauzonen, die keiner mehr sehen will: Wunsch nach Kritik mit Anstand

Es ist traurig genug und wird mittlerweile leider fast schon als normal hingenommen: Profisportler in Deutschland, beispielsweise im Fußball noch mal ganz anders als im Tischtennis, verdienen sehr viel Geld, stehen permanent unter Beobachtung, müssen mit einem enormen Erwartungsdruck umgehen und zunehmend auch mit Hass. Während manche diesen professionell ausblenden können, trifft es andere härter. Sie lassen die Anfeindungen zu nah an sich heran, fressen das Unwohlsein (nicht nur mit sportlichen Auswirkungen) in sich hinein und das kann auf Dauer niemand gesund wegstecken. Gerade im Internet gibt es scheinbar nur noch Extreme: Schwarz oder Weiß. Held oder Versager. Differenzierte Meinungen? Sie gehen oft unter oder werden gleich mit attackiert. Viele, die sich vernünftig äußern könnten, halten lieber den Mund. Vielleicht, weil sie wissen, wie schnell der nächste Shitstorm kommen kann.

Ich selbst habe in meiner journalistischen Laufbahn auch schon negative Kommentare in meine Richtung einstecken müssen. Dinge, die verletzen sollten. Was ich mir anfangs noch zu Herzen nahm, läuft heute meist nur noch links rein, rechts raus. Aber ehrlich: Ganz gleichgültig wird es einem nie. Was ich mir wünsche – und was auch Profisportler wie Benedikt Duda verdient hätten –, ist ehrliche, konstruktive Kritik, wenn mal etwas nicht optimal läuft. Kein Weichspül-Kommentar, keine falsche Rücksicht – sondern Kritik, wie sie im echten Leben zwischen Erwachsenen sein sollte: fair, sachlich und respektvoll. Denn am Ende steht da immer noch ein Mensch.

Auch meine Kollegin Janina Schäbitz hat sich dem Thema 2023 schon in ihrem Blog gewidmet

Haben auch Sie schon mal Hass im Netz erlebt? Wie sind Ihre Erfahrungen? Berichten Sie darüber gerne in der Kommentarzeile.

(FKT)

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