30.06.2025 - Das einzig Positive am Eklat beim Damen-Bundesliga-Finale zwischen dem TTC Weinheim und dem ttc berlin eastside war vielleicht noch, dass man durch den von den Berlinern herbeigeführten hitzebedingten Abbruch großes mediales Interesse erregt hat. Das Bild, das durch diese Aktion aber der breiten Öffentlichkeit vermittelt wird, ist alles andere als positiv für den Tischtennissport, wie myTischtennis.de-Redakteurin Janina Schäbitz in ihrem Blog darlegt.
Sport in aufgeheizten Turnhallen zu treiben, ist kein Vergnügen. Das wissen Amateurspieler, denen häufig keine klimatisierte Spielstätte zur Verfügung steht, wahrscheinlich sogar besser als die Profis. Dass das Finale der Damen-Bundesliga in diesem Jahr damit endete, dass der ttc berlin eastside das Spiel wegen zu großer Hitze in der Weinheimer Halle frühzeitig abschenkte, ist trotzdem vor allem eins: alles andere als Werbung für den Tischtennissport. Und das, obwohl Damen-Tischtennis im Allgemeinen und die nicht in Sollstärke spielende Bundesliga im Besonderen sowieso schon einen schweren Stand haben.
Keine Angaben zur Maximaltemperatur in den Regeln
Ohne Frage hat der Gastgeber dafür zu sorgen, dass bei einem Spiel zumutbare Bedingungen herrschen. Wenn - wie von den Berlinern erwähnt - sogar die Gesundheit der Akteurinnen auf dem Spiel stand, darf die Partie selbstverständlich nicht begonnen werden. Nun wird in der Wettspielordnung allerdings keine maximal zulässige Raumtemperatur genannt, sondern unter § D 1.8.6. lediglich erwähnt, dass „die Temperatur im Spielraum (Box) mindestens +15 °C betragen muss“. Somit ist es der Job des Oberschiedsrichters, zu entscheiden, ob die Temperatur zumutbar ist. Das war am Sonntag offensichtlich der Fall, die Partie wurde begonnen und damit hätte die Sache eigentlich erledigt sein können. Dass Berlin sich dann nach zwei verlorenen Doppeln - und damit reduzierten Chancen, das Match noch zu gewinnen - zum Verzicht auf die Einzel entschloss und nun auf eine Neuansetzung hofft, bei der gegebenenfalls auch die fehlende Spitzenspielerin Yuka Kaneyoshi dabei sein kann, hat somit einen bitteren Nachgeschmack. Zwar wies Manager Andreas Hain solcherlei Gründe für die Aufgabe zurück. Bei der „Hitzeschlacht“ im Finale 2023 hatte man das Spiel in der heißen Weinheimer Halle jedoch durchgezogen und war deutscher Meister geworden.
Die Weinheimer sind so oder so gut beraten, dieses Problem in Angriff zu nehmen, da es ja offensichtlich häufiger zu Hitzeproblemen in der Halle kommt und es der Anspruch eines Topvereins sein muss, den Spielern und Zuschauern ein angenehmes Spielerlebnis zu ermöglichen. Am Sonntag litten die Gastgeberinnen allerdings sicherlich ähnlich wie die Gäste unter den hohen Temperaturen, so dass man nicht davon ausgehen kann, dass eine Mannschaft einen Vorteil dadurch hatte. Aus diesen Gründen kann ich mir gut vorstellen, dass der Berliner Protest am Ende keinen Erfolg haben wird und Weinheim deutscher Meister bleibt.
Sport ist der Verlierer
Und damit kommen wir zu den unschönen Folgen der ganzen Aktion. Der TTC Weinheim hat am Sonntag den größten Erfolg seiner Vereinsgeschichte errungen. Wie schade ist es für die Spielerinnen und Verantwortlichen, dies nur mit dem Wissen im Hinterkopf feiern zu können, dass es womöglich doch noch eine Wiederholung des Rückspiels geben wird? Die etwa 400 Zuschauer vor Ort wiederum hatten sich auf ein hochklassiges Match gefreut und sind nach nur zwei Doppeln nicht auf ihre Kosten gekommen. Aber vor allem gibt das Ganze wieder ein unprofessionelles Bild des Tischtennissports ab, das nun auch außerhalb unserer Nische verbreitet wird. Wenn es in der Halle zu warm zum Spielen war, hätte das vorab zum Beispiel durch eine Verlegung geregelt werden müssen. So ist nun Weinheim nach einem abgeschenkten Spiel und mit einem laufenden Protest zum Meister gekürt worden. Dass Berlin während der Siegerehrung schon nicht mehr in der Halle war und seine Silbermedaillen nicht in Empfang nahm, schärft zudem das Bild eines schlechten Verlierers. Wie auch immer der DTTB nun bezüglich des Protests entscheiden wird: Der Tischtennissport ist der Verlierer dieses Debakels.
(JS)
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