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Blog: Durchbruch auf dem Mega-Markt?

Wie bei Ultimate Table Tennis werden auch die MLTT-Teams aus Männern und Frauen bestehen (©ITTF)

11.07.2023 - Baseball, Football, Basketball oder Eishockey - Sport spielt in den Vereinigten Staaten von Amerika eine riesige Rolle, auf wirtschaftlicher, aber auch auf gesellschaftlicher Ebene. Doch obwohl es den amerikanischen Tischtennisverband schon seit 1933 gibt, hat der Sport mit dem Zelluloid- bzw. Plastikball nie den großen Durchbruch in den USA geschafft. Ob das mit der Gründung der ersten eigenen Profi-Liga gelingen wird, überlegt myTischtennis.de-Redakteurin Janina Schäbitz.

Sport ist in den USA ein ganz großes Ding. Nicht nur, dass man in den städtischen Basketball- und Eishockeyhallen gerne seine Freizeit verbringt. Ob man Yankees- oder Red-Sox-Fan ist, wird zudem gut sichtbar auf der Basecap demonstriert. Schwer vorstellbar zu diesem Zeitpunkt, dass künftig Shirts der Profi-Tischtennis-Teams der Seattle Spinners oder von Carolina Gold Rush der große Hit in Sportartikel-Geschäften sein werden. Aber: Auch wenn es Tischtennis mit der Gründung der ersten Profi-Liga der USA auf diesem riesigen Sportmarkt sehr schwer haben wird, sich zu etablieren, ist eines in erster Linie wichtig. Dass es versucht wird! Der ehemalige Sportdirektor des Amerikanischen Tischtennisverbands Jörg Bitzigeio hat schon vor Jahren im myTischtennis.de-Interview erwähnt, wie hoch das Potenzial für Tischtennis in den USA ist. Dass 17 Millionen US-Amerikaner Ping Pong spielen, aber kaum einer Tischtennis kennt. Und dass bei der WM 2021 in Houston zwar die besten Tischtennisspieler der Welt anwesend waren, die sich im Mixed-Doppel sogar mit amerikanischen Spielern und Spielerinnen zusammengetan haben. Dass die Welttitelkämpfe es aber trotzdem nicht ins US-Fernsehen geschafft haben. 

Enthusiast mit dem nötigen Kleingeld

Mit dem Unternehmer Flint Lane gibt es nun einen Tischtennis-Enthusiasten mit dem nötigen Kleingeld, um die erste Profi-Liga in den Vereinigten Staaten zu ermöglichen. Bis das dazu führt, dass amerikanische Kinder ihren Vorbildern in der Major League Table Tennis nacheifern und selbst zum Schläger greifen wollen, ist noch ein langer Weg zu gehen. Aber es ist gut, dass man nun die ersten Schritte macht und es zumindest versucht.

Dass das Spielsystem für diesen Zweck etwas angepasst wird, halte ich dabei für legitim. Denn auch wenn Tischtennis prinzipiell so gut ist, wie es ist, erscheint es durchaus zielführend, die Matches so zu gestalten, dass auch Zuschauer, die womöglich noch nie mit professionellem Tischtennis in Kontakt gekommen sind, möglichst lange am Ball bleiben wollen. Die MLTT setzt dabei auf schnelle Wechsel - und damit auf möglichst viel Abwechslung. In den vier Einzeln und einem Doppel werden jeweils nur drei Sätze gespielt, die alle für das Endergebnis zählen. Das heißt, es ist auch nach 0:2-Rückstand noch nötig, alles zu geben, um zumindest einen Punkt für das Team zu sichern. Auf die Spitze getrieben wird dies im sechsten Spiel, dem „Golden Game“, wo wie früher bis 21 Punkte gespielt wird, die Spieler aber alle vier Punkte ausgewechselt werden. Wer diesen Showdown gewinnt, kann seinem Team noch einmal sechs Punkte sichern und damit das Ruder möglicherweise herumreißen. Auch wenn es in unseren Augen etwas befremdlich wirkt, kann man sich durchaus dramatische Spielverläufe vorstellen, die durch dieses Spielsystem begünstigt und damit zum Spektakel werden.

Parallelen zu Indien

Dass so was funktionieren kann und es manchmal nötig ist, das Spiel ein wenig an das Zielpublikum anzupassen, zeigt nicht zuletzt die innovative indische Liga Ultimate Table Tennis, die sich seit ihrer Einführung im Jahr 2017 zum Hit in Indien gemausert und den indischen Spitzensport vorangebracht hat. Auch wenn UTT, welches in dieser Woche in seine vierte Saison startet, vielleicht auf den einen oder anderen etwas überdreht wirken mag, scheint es doch für das indische Publikum genau richtig zu sein. Hier macht Ultimate Table Tennis vor, wie Vermarktung - auf die zu bedienende Zielgruppe angepasst - funktioniert, ein paar Innovationen im Spielsystem inklusive. Auch in den USA werden das Spektakel und die Vermarktung ein wichtiger Faktor sein. Mit dem im amerikanischen Sport etablierten - und übrigens auch bei UTT angewandten - Draft-System, in dem die Spieler kurz vor der Saison von den Teamchefs ausgesucht werden, wird schon das erste interessante Kapitel der Liga geschrieben. Ich blicke mit Spannung gen Westen, ob MLTT für einen Durchbruch des Tischtennissports in den USA sorgen kann. Ziemlich sicher noch nicht in der ersten Saison, aber vielleicht in nicht all zu ferner Zukunft. Der Versuch ist es allemal wert.

(JS)

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