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Blog: Meister im Verspielen von Führungen

Redakteur Daniel Koch zieht ein gemischtes Saisonfazit (©Biester)

24.04.2023 - Die reguläre Saison ist in den meisten Verbänden beendet und konnte diesmal glücklicherweise normal über die Bühne gehen. Mit seinem Verein, dem TV Arnoldsweiler, landete Redakteur Daniel Koch in der 1. Kreisklasse auf dem zweiten Platz. In seinem Blog kommt der 34-Jährige zur Erkenntnis, dass das Verspielen von vielen Führungen in seinen Einzeln das Saisonfazit etwas trübt, und er überlegt, wie sich das in Zukunft noch besser vermeiden lässt.

Eigentlich ist dieser Text schon früher entstanden – zumindest in meinem Kopf. Ende März nämlich auf der Rückfahrt vom letzten Spiel habe ich die Saison und die Rückrunde ein wenig Revue passieren lassen, insbesondere meine eigenen Leistungen. 9:1 lautete meine Bilanz in der Hinrunde. Nach sechswöchiger Pause im Winter aufgrund von gezerrten Bändern in der Schlaghand – bis jetzt nicht verheilt – sprang in der Rückrunde nur eine 6:6-Bilanz heraus. Die Verletzung als Grund dafür zu nennen, wäre aber natürlich zu einfach, zumal sie mir schon seit etwa zwei Jahren Probleme bereitet.

Zum einem war es das nötige Quäntchen Glück, das ich in der Hinrunde in vielen wichtigen Situationen hatte und das mir in der Rückrunde in genau diesen Momenten fehlte. Zum anderen ist mir vor allem in der Rückrunde wieder aufgefallen, dass ich in den Partien häufig zu kleinen Serien neige, also fünf oder sechs Punkte in Folge verliere oder gewinne. Auf fünf gute Bälle folgen manchmal fünf wirklich schlechte – oder umgekehrt. Besonders gut war ich in der Rückrunde leider im Verspielen von Führungen.

Hohe Führungen und Matchbälle verspielt
Bestes Beispiel dafür war unser "Topspiel". Als in der Tabelle zweitplatzierte Mannschaft, die sich aufgrund von Personalmangel aus der Kreisliga (Sechser-Mannschaften) in die 1. Kreisklasse (Vierer-Mannschaften) zurückgezogen hatte, traten wir beim Tabellenführer an, der sich übrigens wegen der gleichen Probleme aus der Bezirksklasse zurückgezogen hatte. Meinen Gegner im zweiten Einzel, einen äußerst erfahrenen Abwehrspieler im fortgeschrittenen Alter, hatte ich eigentlich drei Sätze lang im Griff und führte mit 8:4 im dritten Satz, hatte kurze Zeit später eine ganze Reihe von Matchbällen, u. a. vier am Stück beim Stand von 10:6. Letztendlich verlor ich den Satz mit 15:17 und das Spiel im Entscheidungssatz. 3:3 hatte es vor diesem Einzel gestanden, am Ende mussten wir uns mit 4:6 geschlagen geben, Platz eins war damit nicht mehr zu erreichen. Diese Situation war nicht die einzige. In einigen anderen Rückrundenspielen, zuletzt auch bei einem andro WTTV Cup, verspielte ich unnötigerweise hohe Führungen.

Doch wie kommt so etwas und wie lässt es sich ändern? In meinem Fall hängt viel mit der Tatsache zusammen, dass ich bei eigenen Führungen passiver werde und vermehrt sichere Bälle spiele – statt das zuvor meist erfolgreiche Angriffsspiel einfach weiter durchzuziehen. Ändern lässt sich das und der grundsätzliche Hang zum Spielen von kleinen Serien meiner Meinung nach gut durch Verschnaufpausen im Spiel. Diese kann man sich durch Handtuchpausen verschaffen. Auch die Auszeit ist – wenig überraschend – eine gute Möglichkeit, sich zu sammeln. Sowohl zu Handtuchpausen als auch zu Auszeiten neigen Spieler unterer Ligen meiner Erfahrung nach eher weniger. Die Handtuchpause nutze ich zumindest inzwischen fast regelmäßig, bei den Auszeiten ist auch bei mir noch Luft nach oben. Mir hilft es darüber hinaus, mich bei hohen Führungen bei jedem oder fast jedem Ballwechsel selbst zu pushen, auch wenn ich das eigentlich nicht so mag und es von außen betrachtet auch sicherlich oft grenzwertig aussieht. Ich weiß, im Tischtennis ist das gar nicht so unüblich, aber nicht nur Harimoto übertreibt es manchmal... 

Beispiel an Hartmut Freund nehmen
Wie schön wäre es, Tischtennis völlig unbeeindruckt vom Spielstand  – manchmal bekomme ich das hin – spielen zu können? Das habe ich auch in der vergangenen Woche bei unserem Testlauf zur 1-Punkt-WM gedacht, bei der das Match schon nach einem Ballwechsel beendet sein wird. Gerne erinnere ich mich an die Partie im Rahmen der Reihe Zero vs. Hero gegen Hartmut Freund zurück. Hartmut nämlich weiß aufgrund seiner schweren geistigen Behinderung nicht, wie es steht, und spielt immer völlig unbeeindruckt vom Spielstand – eine wertvolle Sache beim Tischtennis, die die Profis meiner Meinung nach häufig besser hinbekommen als wir Amateure. Ein bisschen Hartmut könnte uns also nicht schaden – auch mir nicht, wenn ich bei Führungen wieder anders spiele als zuvor. Zeit also, das zu ändern!

Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Berichten Sie davon!

(DK)

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