Am Samstagmorgen bestritt Sabine Winter noch ihr Halbfinalspiel gegen Shan Xiaona, wenig später wurde sie positiv auf Corona getestet (©ITTF)
18.01.2022 - In anderen Sportarten sorgte das Coronavirus zuletzt immer häufiger für Schlagzeilen. Der Tischtennissport hingegen war lange Zeit mehr oder weniger von größeren Ausbrüchen verschont geblieben. Doch ausgerechnet bei den zwei ersten WTT-Turnieren des Jahres in Düsseldorf spielt nun auch das Virus mit. Über den Umgang mit dieser undankbaren Situation denkt Redakteurin Janina Schäbitz in ihrem Blog nach.
Das Coronavirus spielt kein Tischtennis. Diesen Eindruck konnte man in den vergangenen Monaten fast bekommen, wenn man die wenigen Fälle betrachtet, die gerade bei Großevents wie den Olympischen Spielen in Tokio oder der Weltmeisterschaft in Houston publik wurden. Die Wahrheit ist natürlich, dass das Virus auch vor unserem Sport nicht Halt macht, wie zum Beispiel Timo Boll ausgerechnet über Weihnachten am eigenen Leib erfahren musste und womit sein Verein Borussia Düsseldorf aktuell alle Hände voll zu tun hat. Denn die zwei vom Rekordmeister ausgerichteten WTT-Feeder-Turniere, die das internationale Wettkampfjahr feierlich in Düsseldorf eröffnen sollten, werden gerade leider von einem Corona-Ausbruch überschattet. Allein im deutschen Team wurden bereits fünf Fälle publik gemacht. Und nachdem schon im ersten Feeder-Turnier Spiele wegen positiver Tests ausfallen mussten, prangte auch am ersten Tag des zweiten Turniers die Abkürzung „W.O.“ für kampflos abgegebene Spiele über elf von 41 Begegnungen (natürlich ohne nähere Angaben der Gründe). Ist es eine gute Idee, diesen zweiten Wettbewerb beginnen zu lassen, nachdem man aus dem ersten gerade mit einem blauen Auge davongekommen ist? Eine schwierige Entscheidung, für die ich die Organisatoren wirklich nicht beneide, aber die ich wohl anders getroffen hätte.
Virus umgeht Sicherheitsvorkehrungen
Von dieser Meinung kann mich auch ein Telefonat mit einem der Turnierleiter nicht abbringen. Die Abmeldungen seien in den vergangenen Tagen nahezu explodiert, mittlerweile hätten etwa 40 Spielerinnen und Spieler ihre Teilnahme abgesagt. Dafür sei nicht immer das Coronavirus die Ursache gewesen, vielen Spielwilligen habe allerdings schon der obligatorische PCR-Test 48 Stunden vor Ankunft einen Strich durch die Rechnung gemacht. Vielfach wurde ein Einschleppen des Virus ins Turnier also im Vorhinein erfolgreich verhindert, nichtsdestotrotz zeigen die Fälle von Sabine Winter, Franziska Schreiner, Fanbo Meng und Co., dass auch tägliche Schnelltests, Abstand und Masken das Coronavirus nicht mit hundertprozentiger Sicherheit draußen halten können. Zwar steht schon in der Ausschreibung, dass die Spieler sich nicht außerhalb der Halle und ihres Hotels bewegen sollen. Die in Düsseldorf Ansässigen dürfen die 'Bubble' aber zum Beispiel verlassen, um zu Hause zu schlafen. Auch wenn das für die Teilnehmenden mit Sicherheit am praktischsten ist, birgt es natürlich auch eine Gefahr - zusätzlich zu den Viren, die innerhalb der 'Bubble' offensichtlich schon im Umlauf sind.
Ein heikles Spiel
All das sind Argumente, die auch den Organisatoren bekannt sind und die in den vergangenen Tagen weise abgewogen wurden. Am Ende überzeugte sie das Sicherheitskonzept, das zumindest schon für die Aufdeckung einiger symptomfreier Fälle gesorgt hat, davon, dass auch das zweite Turnier planmäßig durchgeführt werden kann. Die Spieler würden nochmals dazu angehalten, sich den Regeln entsprechend zu verhalten; enge Kontakte wie Doppelpartner oder Zimmergenossen der positiv Getesteten würden sicherheitshalber isoliert. Ist das genug? Ich denke, die Organisatoren haben viel getan, um für sichere Verhältnisse in der Halle zu sorgen. Und ganz bestimmt hätte das auch bei früheren, weniger ansteckenden Virusvarianten ausgereicht. Omikron ist da aber offensichtlich ein anderes Kaliber, was auch die anderen, noch nicht öffentlichen Fälle im Umfeld des Feeder-Turniers zeigen, von denen ich gehört habe. Es ist ein heikles Spiel, bei dem man sich auch auf Tests als Hilfsmittel immer weniger verlassen kann und man nicht ausschließen kann, dass sich in den nächsten Tagen weitere Spieler anstecken werden. Unter diesen Umständen hätte ich es als vernünftiger angesehen, das Doppelturnier nach dem ersten Teil abzubrechen. Am Ende können aber natürlich alle Spieler frei entscheiden, ob sie dieses Risiko eingehen wollen oder nicht. Man kann nur hoffen, dass es in ein paar Tagen kein böses Erwachen gibt.
(JS)
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