21.06.2021 - Viele Turniere mussten in den vergangenen mehr als 15 Monaten aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden, darunter auch die Individual-EM in Warschau, die eigentlich vom 15. bis 20. September 2020 hätte stattfinden sollen. Fast zwei Jahre musste man sich auf die Austragung einer TT-EM nun gedulden, morgen ist es endlich wieder soweit. Dass nach der langen Pause die Vorfreude umso größer ist, beschreibt Redakteur Daniel Koch, der in Warschau vor Ort ist, in seinem Blog.
Morgen fällt also der Startschuss für die Individual-Europameisterschaften in Warschau. Eigentlich sollte das Turnier schon im September 2020 über die Bühne gehen. Wie so viele andere Veranstaltungen in den vergangenen 15 Monaten fiel es der Corona-Pandemie zum Opfer. Fast drei Jahre ist es inzwischen nun her, dass Europameister in den Konkurrenzen Einzel, Doppel und Mixed gesucht und gefunden wurden – ein Umstand, der dem Turnier meiner Meinung nach aber keinen Abbruch tut, sondern es eher aufwertet.
Zwei-Jahres-Rhythmus würde Turnier aufwerten
Schon das eine oder andere Mal habe ich in der Vergangenheit durchklingen lassen, dass ich eher für einen Zwei-Jahres-Rhythmus bei der Austragung wäre, um dem Turnier alleine schon dadurch einen höheren Stellenwert zu verleihen, wenn nur alle vier Jahre Europameister im Mannschafts- bzw. den Individualkonkurrenzen gekürt würden. Oft nämlich wirkt das Turnier in den ohnehin schon vollen Veranstaltungskalender hineingepresst, auch wenn die ETTU natürlich ihre Gründe für eine jährliche Austragung hat. Ein Kompromiss könnte noch sein, beide Formate, also die Mannschafts- und die Individual-Europameisterschaften in einem Turnier alle zwei Jahre stattfinden zu lassen, so wie es zuletzt 2015 in Jekaterinburg der Fall war. Dann wäre zumindest jedes zweite Jahr eines ohne TT-EM, was meiner Meinung nach die Vorfreude steigern würde, so wie es jetzt das Turnier in Warschau durch die coronabedingte Verschiebung hinbekommt (ungeachtet dessen, dass schon in drei Monaten im rumänischen Cluj die Mannschafts-EM steigt…).
Zwar hätte auch dieser Termin noch günstiger liegen können, z. B. wenige Wochen früher, um eine Überschneidung mit der Fußball-EM zu verhindern. Aber die Tatsache, dass das Turnier als Generalprobe für die Olympischen Spiele sehr hochkarätig besetzt ist, dürfte diesen kleinen Makel wettmachen und hoffentlich für genug Aufmerksamkeit sorgen. Auch wenn die EM nur wenige Wochen vor dem prestigeträchtigen Multisport-Event stattfindet, so glaube ich schon, dass in Warschau kaum ein Spieler mit angezogener Handbremse an den Start gehen wird. Klar wird sein, dass keiner der Olympia-Fahrer bei kleineren Verletzungen über seine Schmerzgrenze hinaus gehen und den Start in Tokio dadurch gefährden wollen wird. Doch dass die Olympia-Fahrer hochkonzentriert und hochmotiviert in Warschau an die Sache herangehen werden, erwarte ich schon.
Wie werden die Bedingungen tatsächlich sein?
Gespannt bin ich nicht nur darauf, wie sich Deutschlands Asse bei der EM präsentieren und wie viele Medaillen herausspringen, sondern auch, wie das für mich erste größere Turnier in Coronazeiten sein wird als Journalist. Einen Vorgeschmack bekam man schon im Dezember beim Champions-League-Finale. Klar wurde, dass sich die typische Gesprächssituation in der Mixed-Zone nach dem Spiel durch den Mindestabstand etwas schwieriger gestaltet. Wenn nach den Spielen bei der EM wieder laute Musik durch die Boxen dröhnt (wovon ich ausgehe), dürfte es bei größerem Abstand also noch schwieriger sein, den Worten der Spieler zu folgen, als das ohnehin schon der Fall ist. Deutlich schwieriger dürfte es auch sein, an die Spieler heranzukommen. Sich für kurze Interviews neben sie auf die Tribüne zu setzen oder sie einfach mittendrin auf dem Weg z. B. zur Trainingshalle z. B. ‚abzufangen‘, dürfte äußerst schwer sein, weil die Corona-Regelungen laut Ausschreibung sehr streng sind und wohl nur ein Kontakt in der Mixed-Zone erlaubt ist.
Anders als sonst ist außerdem, dass nur ein einziger Fotograf an den Spielboxen zugelassen ist, der seine Fotos zwei bis drei Mal am Tag hochlädt. Fraglich ist also, ob man in dem Zeitpunkt, in dem man seinen Artikel veröffentlichen will, ein passendes Jubelfoto o. Ä. zur Hand hat. Das klappt normalerweise, wenn wir mit eigenem Fotografen vor Ort sind, ganz gut. Man darf also insgesamt gespannt sein, wie diese 'Corona-EM' wird und kann nur hoffen, dass vielleicht schon die nächste Individual-EM wieder eine ganz ‚normale‘ wird… ;)
(DK)
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