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Daniels Blog: TT-Fieber bei Öffnung neu entfachen

Wann Turniere dieser Größenordnung wieder möglich sind, ist kaum abzusehen (©TTC Hattorf)

08.02.2021 - Seit gut elf Monaten beschäftigt uns die Corona-Pandemie hierzulande intensiv und so lange ist es auch her, dass Redakteur Daniel Koch ein Punktspiel im Ligabetrieb bestritten hat. Wann das nächste folgen wird, ist ungewiss. Koch teilt die Befürchtung, so mancher könne in der spielfreien Zeit zu dem Schluss kommen, dass ihm Tischtennis womöglich gar nicht fehle. Um möglichst viele Spieler zum Wiedereinstieg zu bewegen und das Tischtennisfieber neu zu entfachen, sieht er vor allem die Vereine und Verbände in der Pflicht.

Seit mehr als drei Monaten sind die Hallen inzwischen geschlossen und ein vorzeitiges Ende scheint aktuell noch nicht so richtig in Sicht. Über solch einen langen Zeitraum keinen Schläger in der Hand gehalten zu haben – in den Monaten, in denen Tischtennis eigentlich seine Hochphase hat –, wird für manche Spieler die längste ‚Durststrecke’ ihrer Tischtennis-Laufbahn bedeuten. Ich persönlich kann mich daran erinnern, dass ich schon vor neun Jahren während der eigentlichen Saison einmal eine mehrmonatige Pause eingelegt habe, als ich für ein Praktikum vier Monate lang in Australien war. Dort konnte ich nur in einem chinesischen Gemeindezentrum ein wenig ‚klickern’, wenn man es überhaupt so nennen kann. Das Tischtennis-Geschehen in der Heimat habe ich natürlich trotzdem verfolgt. Dennoch kam bei mir damals – so ehrlich muss ich es sagen – der Gedanke auf, dass ich Tischtennis eigentlich doch gar nicht so sehr vermisste, wie ich es immer vermutet hatte. Das hing zum einen natürlich mit dem australischen Sommer zusammen, der einen nicht an Hallensport denken lässt. Zum anderen aber auch damit, dass ich mich damals bei Punktspielen oft über Niederlagen deutlich mehr geärgert habe, als ich mich über Siege freuen konnte und ich mich teilweise gefragt habe, warum ich mir diesen Sport dann überhaupt ‚antue’. Zum Schläger habe ich nach meiner Rückkehr nach Deutschland dennoch gleich wieder gegriffen und bin seitdem bis heute ohne größere Pausen mit Freude am Ball geblieben. 

Den Spielern auch als Verein etwas bieten
So wie es mir damals ging, könnte es einigen nun in der ‚Corona-Zwangspause’ gehen. Sie könnten merken, dass ihnen der Sport nicht fehlt und man den Abend oder Nachmittag in der Woche, der eigentlich immer fest für das Punktspiel reserviert war, auch anders nutzen kann. Zumindest habe ich nun schon Ähnliches aus meinem Tischtennis-Umfeld gehört – auch von Spielern, die eigentlich immer ziemlich heiß auf Tischtennis waren. Keine neue Erkenntnis ist: Beim schrittweisen (erneuten) Wiedereinstieg werden alle am Sport Beteiligten – vor allem aber Vereine und Verbände – stark gefordert sein, möglichst viele Spieler möglichst schnell wieder in die Halle zu bekommen. Wie das gelingen kann, ist sicherlich nicht einfach zu beantworten. 

Ich denke, dass viele Vereine aktuell schon auf dem richtigen Weg sind, wenn sie ihre Mitglieder mit Mitmachaktionen während des Lockdowns bei Laune halten. Auch diese Aktionen sind natürlich zahlenmäßig begrenzt. Doch jedes Zeichen der Vereine an ihre Mitglieder – nach dem Motto: „Wir sind da für euch" – ist ein Schritt in die richtige Richtung. Sollte es irgendwann im Sommer wieder möglich sein, sich mit ein, zwei oder noch mehr Dutzend Menschen im Freien zu treffen, so bin ich mir sicher, dass Vereinsfeste einen wertvollen Beitrag zur Mitgliederbindung leisten können – unabhängig davon, ob vorher schon wieder Tischtennis gespielt werden darf oder nicht. Dass hierbei dann das eine oder andere Tischtennismatch gespielt wird, ist meiner Meinung nach eine nette Ergänzung, aber nicht von entscheidender Bedeutung. Wenn es die Vereinskasse zulässt, wäre es sicherlich auch eine faire Geste, ein paar Monate Vereinsbeitrag zu erlassen. Nur wenn das die Finanzen des Vereins zulassen...

Kreative Ideen gefragt, Punktspiele zu bestreiten
Auch die Verbände stehen natürlich nach der Corona-Zwangspause vor der schwierigen Aufgabe der Mitgliederbindung und Mitgliedergewinnung. Wie Heike Ahlert, Vizepräsidentin Leistungssport im DTTB, in der Februar-Ausgabe unseres Magazins „tischtennis“ erläutert, beschäftigt man sich beim DTTB und den Landesverbänden nicht nur mit Szenarien für eine mögliche Wiederaufnahme des Spielbetriebs in den kommenden Monaten, sondern richtet den Blick schon über den Monat Mai hinaus. So zieht man zusätzliche TTR-relevante Wettkampfformen wie Race-Turniere oder Sommercups in Erwägung, was ich für eine richtige und erforderliche Maßnahme halte. 

Es wird wichtig sein – und auch das ist keine umwerfende Erkenntnis meinerseits –, den Spielern möglichst viele Punktspiele anzubieten, wenn es wieder losgeht. Egal, in welchem Monat das sein wird. Als wichtig empfinde ich auch, dass die Verbände in der aktuellen Phase des Stillstands engen Kontakt zu den Vereinen halten, wie z. B. der WTTV es neuerdings mit einer festen ‚Sprechstunde’ in der Woche macht. Beim Punkt Mitgliedergewinnung könnte ich mir vorstellen, die ‚Freizeitspieler im Park’ noch stärker in den Fokus zu nehmen, als es ohnehin schon der Fall ist. Was spricht dagegen, mal ein Turnier oder gar eine kleine Turnierserie für diejenigen zu veranstalten, die noch keine Spielberechtigung in einem Verein besitzen?! 

Vierer-Mannschaften der Schritt in die richtige Richtung? – Klares "Ja" zu bunten Belägen
Beim Thema Mitgliederbindung und Mitgliedergewinnung kommt man recht schnell auch zur grundsätzlichen Frage nach dem bestmöglichen Spielsystem. Der Thüringische Tischtennis-Verband verkündete in der vergangenen Woche, ab der Saison 2021/22 ganz auf Vierer-Mannschaften zu setzen. Ich selbst kann mich nicht klar entscheiden, ob ich ein Spielsystem mit Vierer- oder Sechser-Mannschaften besser finde bzw. finden würde. Beide Mannschaftsstärken haben Vor- und Nachteile. Ich glaube, dass bei Vierer-Mannschaften der Mannschaftsgedanke bzw. das Mannschaftsgefühl noch mehr verloren gehen könnte, als es – für mich im Vergleich zu Erinnerungen, die ich als Fußballspieler habe – ohnehin der Fall ist. Andererseits empfinde auch ich es als äußerst wichtig, die Spielzeit für den einzelnen Spieler in einem Punktspiel zu erhöhen. Keinen ‚Steinplatten-Spieler’ wird man mit der Aussicht in die Halle locken, dass er bei einem teilweise dreieinhalbstündigen Meisterschaftsspiel vielleicht nur 30 bis 45 Minuten selbst am Tisch steht.  

Ein großer Teil der Tischtennisspieler steht Änderungen am eigenen Sport leider grundsätzlich skeptisch gegenüber (auch wenn sich natürlich meistens diejenigen melden, die nicht zufrieden sind). Das hängt sicherlich damit zusammen, dass einige Änderungen nicht die gewünschten Effekte, wie z. B. stärkere TV-Präsenz, gebracht haben, auch wenn man aktuell wieder auf einem guten Weg in dieser Hinsicht ist. Dass sich allerdings die Stimmen mehren, die die Einführung der bunten Beläge im Oktober 2021 kritisieren, kann ich nicht nachvollziehen. Für mich ist das eine Neuerung, die keinem wirklich wehtut, wenn die Preise für das Equipment einigermaßen stabil bleiben. Ganz im Gegenteil bietet sie die Möglichkeit, zumindest ein wenig frischen Wind in eine Sportart zu bringen, die – wenn man mit sportbegeisterten Leuten spricht, die über Tischtennis nicht viel wissen – manchen leider als ein wenig 'nerdig' und angestaubt herüberkommt... (das ist die traurige Wahrheit!)

Abschließend lässt sich also festhalten: Auf Verbände wie Vereine wird einiges an Arbeit zukommen, das Tischtennis-Fieber neu zu entfachen. Ich weiß, dass schon die ein oder andere kreative Idee vorhanden ist und umgesetzt wird, wenn es wieder losgehen kann. Das stimmt mich zumindest etwas optimistisch, dass die Sportart nicht zu stark gebeutelt sein wird durch die Corona-Pandemie...

(DK)

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