10.07.2025 - Ab Freitag kämpfen die besten deutschen Nachwuchsspielerinnen und -spieler bei den Jugend-Europameisterschaften in Ostrava bis zum 20. Juli um Medaillen und gute Platzierungen. Nach intensiven Vorbereitungslehrgängen in Düsseldorf und Frankfurt am Main traten die vier Nationalmannschaften der Altersklassen Jugend 19 und 15 (Mädchen und Jungen) am Mittwoch die Reise nach Tschechien an. So laufen die ersten Spiele aus DTTB-Sicht.
Nach fünf Medaillen im Vorjahr in Malmö, darunter Gold für die U15-Auswahl der Mädchen, wollen die DTTB-Talente auch von der 67. Auflage der kontinentalen Titelkämpfe wieder Edelmetall mit nach Hause nehmen. Ein Blick in die Setzlisten unterstreicht: Vor allem dem weiblichen Nachwuchs bestehen die besten Chancen auf Podestplätze in den Mannschafts- und den drei Individual-Konkurrenzen (zur Auslosung und zur Wochenvorschau).
An den ersten fünf Tagen werden in Ostrava zunächst die Teamwettbewerbe ausgetragen. Sie beginnen mit der Gruppenphase, bevor nach einer Zwischen- und Endrunde am 15. Juli die neuen Mannschafts-Europameister feststehen. Die neuen Titelträger im Einzel, Doppel und Mixed werden im zweiten EM-Abschnitt bis zum 20. Juli ermittelt.
U15, Mädchen: Dritter Titel in Folge für Schöpp-Quartett?
Zum dritten Mal in Folge führen Koharu Itagaki und Josephina Neumann das Aufgebot der U15-Auswahl an. Nach den Triumphen 2023 und 2024 trägt Deutschland uneingeschränkt die Bürde des Favoriten, denn die beiden Spitzenspielerinnen des Teams zählen in Europa im Einzel sowie im Doppel, wo sie 2023 den Titel errangen, zu den besten Akteurinnen. In der Gruppe A ist das Team, das erstmals von Amelie Guzi Jia und Anna Walter komplettiert wird, deutlich vor Ungarn, Kroatien und Moldawien favorisiert. Trainerin Jie Schöpp, selbst ehemalige Weltklassespielerin, strebt mit dem Team zwar Titel Nummer drei an, betont jedoch auch die Stärke der Konkurrenz:
„Wir wollen unser Bestes geben. Vielleicht gelingt es uns ja, noch einmal ganz oben auf dem Podest zu stehen. Aber ein Selbstläufer ist der dritte Titelgewinn nicht. Frankreich und Tschechien werden sicher versuchen, uns zu schlagen. Da müssen wir unsere beste Form abrufen.“ Der EM blickt Schöpp optimistisch entgegen: „Wir haben in allen Wettbewerben Medaillenchancen. Die größten Möglichkeiten auf Podestplätze sehe ich im Team, im Einzel für Koharu und Josi sowie für die beiden gemeinsam im Doppel.“
U19, Mädchen: Das Finale fest im Visier
Im U19-Aufgebot der Mädchen stehen mit Champions-League-Siegerin Mia Griesel, der deutschen Jugend-19-Meisterin Lorena Morsch und DTTB-Top-12-Champion Eireen Kalaitzidou drei Akteurinnen, die im Vorjahr den Gewinn der Bronzemedaille einspielten. Aufgerückt aus der U15-Auswahl sind Elisa Nguyen und Lisa Wang. In der Vorrunde bekommt es das Quintett in der Gruppe B mit Tschechien, Belgien und Österreich zu tun. Die Mannschaft von Bundestrainerin Lara Broich ist nicht nur in ihrer Gruppe der Favorit.
„Wir sind an Zwei gesetzt und haben ein sehr starkes Team. Alle verfügen über EM-Erfahrung, und alle sind gut vorbereitet. Nur für Mia, die bis zum Schluss in der Champions League und in der Bundesliga im Einsatz war, mussten wir das Programm etwas anpassen, aber das hat gut funktioniert.“ Broich sieht die Favoritenrolle beim topgesetzten Team Frankreichs, für unangreifbar hält sie die Équipe tricolore aber nicht: „Die Französinnen stellen für mich das beste Team. Wenn wir jedoch am Limit spielen oder darüber hinaus und Frankreich etwas darunter bleibt, haben wir eine Chance. Aber das Turnier ist lang: Wir werden auch gegen die anderen Nationen auf der Hut sein. Denn es gibt viele unangenehme Teams mit starken Spitzenspielerinnen.“
Letztes Turnier für Mia Griesel
Für Spitzenspielerin Mia Griesel schließt sich in Ostrava ein Kreis. Im Jahr 2019 bestritt sie in der Schülerinnen-Konkurrenz ihre erste Jugend-EM, an gleicher Stelle wird es nun sechs Jahre später ihre letzte sein. Auch Bundestrainerin Lara Broich zieht aus dem Austragungsort Ostrava positive Energie: „Platz drei mit den Schülerinnen war damals mein erster Team-Medaillengewinn als Bundestrainerin. Deshalb reise ich mit einem guten Gefühl nach Tschechien.“
Ihren Schützlingen traut Lara Broich durch die Bank auch in den drei Individual-Konkurrenzen Erfolge zu, allen voran Griesel: „Mia ist an Drei gesetzt im Einzel und im Doppel mit der Waliserin Anna Hursey ein echter Titelaspirant. Die beiden haben ja erst kürzlich die U21-EM gewonnen. Lorena war letztes Mal schon im Viertelfinale. Ich traue einfach allen aus unserem Team in den Individual-Wettbewerben sehr, sehr viel zu. Alle sind mental und physisch in der Lage, solch ein langes Turnier auszuhalten – und das ist oftmals der Schlüssel zum Erfolg.“
U19, Jungen: Prohaska mit doppeltem Bänderriss
Bei den Jungen gewann das deutsche Team im Vorjahr Silber. Verletzungspech und der personelle Umbruch nach dem Ausscheiden von Andre Bertelsmeier und Wim Verdonschot sorgen diesmal jedoch für eine komplett veränderte Ausgangsposition. Mit Manuel Prohaska zog sich einer der Leistungsträger im Vorbereitungslehrgang einen doppelten Bänderriss am rechten Fuß und eine Kapselverletzung zu.
„Manuel ist im Training umgeknickt. Wir wünschen ihm möglichst rasche Genesung. Dazu war bis kurz vor Abflug auch Noah Hersel eine Woche krank und konnte nicht trainieren. Wir hoffen, dass er schnell fit wird und wir ihn im Team-Wettbewerb einsetzen können. Das steht aber noch nicht fest. Da beide jedoch Stützen unseres Teams sind, haben wir natürlich an Qualität eingebüßt“, beschreibt Bundestrainer Dustin Gesinghaus die aktuelle Situation vor der EM.
Verletzungspech und Krankheit schmälern die Chancen
Nach Ostrava reisen die unangefochtene Nummer eins des DTTB-Teams, Lleyton Ullmann, Noah Hersel, Matej Haspel, Alexander Uhing und der für Prohaska nachnominierte Jamal Oudriss. Das Quintett trifft in der Vorrunde in der Gruppe A auf die favorisierten Teams Frankreichs und Polens sowie auf die Niederlande. Gesinghaus beschreibt vor dem Team-Wettbewerb die veränderte Zielsetzung: „Aufgabe des Teams wird es nun in erster Linie sein, im Pool A zu verbleiben und trotz unserer Beeinträchtigung das Maximum zu erreichen. Gegen die besseren Nationen sind wir in der Außenseiterrolle. Diese wollen wir aber genießen und versuchen, den einen oder anderen Favoriten zu ärgern, die eine oder andere Überraschung möglich zu machen und das Beste aus der Situation zu machen.“
Favoriten auf den Titel sind das ausgeglichen stark besetzte Team Frankreichs und Rumänien, das in Iulian Chirita über den besten Einzelspieler verfügt. Nicht zu unterschätzen ist auch die Slowakei, die mit der Mannschaft des Vorjahres antritt, die in Malmö Bronze holte. In den Individual-Wettbewerben müssen vier der fünf Deutschen in die Qualifikation. Somit ruhen die Hoffnungen vor allem auf den Schultern des Deutschen Meisters Lleyton Ullmann. „Lleyton hatte zuletzt international ein paar ganz gute Ergebnisse und kann mit Rückenwind und Selbstvertrauen in die EM gehen. Er ist in seinem letzten Jugendjahr vielleicht in der Lage, im Einzel die entscheidenden Runden zu erreichen, auch wenn vieles von der Auslosung abhängig ist. Aber er stand ja auch vor zwei Jahren im Viertelfinale. Auch im Doppel mit dem Engländer Connor Green kann er vielleicht an den Medaillenrängen schnuppern. Von den anderen Spielern erwarte ich, dass sie alles versuchen, um Deutschland bestmöglich im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu präsentieren.“
U15, Jungen: Viertelfinale angestrebt, Medaille im Blick
In Malmö gaben vor einem Jahr Jonas Rinderer und Lukas Wang ihr Debüt bei der U15-EM. Die Deutschen Einzelmeister der beiden letzten Jahre führen die DTTB-Auswahl im Jahr 2025 an, die durch das Duo Tien Nghia Phong und Samuel Kuhl komplettiert wird. Beide sammelten bereits bei U13-Titelkämpfen EM-Erfahrung. Das Quartett ist in der Vorrunde in der Gruppe C hinter Ungarn und vor den Mannschaften Frankreichs und Belgiens gesetzt. Aspiranten auf den Gewinn der Europameisterschaft sind vor allem Titelverteidiger Italien und die Türkei. In der Setzliste für das Turnier nimmt die DTTB-Auswahl Platz fünf ein.
Gegenüber dem Vorjahr, als Erfahrung sammeln für die Debütanten im Vordergrund stand, visiert die Mannschaft nun den Einzug in das Viertelfinale an – nicht ohne jedoch auch ein wenig mit einer noch anspruchsvolleren Platzierung zu liebäugeln. „Das Viertelfinale wäre die Erfüllung unserer Setzung, aber wer will schon im Viertelfinale ausscheiden“, fragt Frank Schönemeier. Der Bundestrainer weiß um die Qualitäten seines Teams: „Deshalb werden wir versuchen, um eine Medaille mitzuspielen.“ Im Einzel, Doppel und Mixed hingegen schraubt Schönemeier die Erwartungen zunächst herunter: „In den Individual-Wettbewerben sind wir nur einmal unter die besten Acht gesetzt. Wir schauen von Runde zu Runde und versuchen, überall so weit wie möglich zu kommen. Die größte Medaillenchance haben wir aber sicherlich mit der Mannschaft.“
Die Spiele der deutschen Teams im Überblick:
Mädchen (U15)
Gruppe A
Deutschland - Kroatien 3:1
Anna Walter – Lana Benko 1:3 (-5,12,-5,-3)
Koharu Itagaki – Karla Ivcic 3:0 (5,0,3)
Koharu Itagaki/Josephina Neumann – Lana Benko/Karla Ivcic 3:0 (10,7,8)
Koharu Itagaki – Lana Benko 3:1 (-10,7,8,9)
Deutschland - Ungarn, Samstag 9 Uhr (Tisch 9)
Deutschland - Moldawien, Samstag 15.30 Uhr (Tisch 10)
Jungen (U15)
Gruppe C
Deutschland - Belgien 3:1
Jonas Rinderer – Noan Piette 3:2 (-6,-11,8,5,8)
Lukas Wang – Matt Closset 1:3 (7,-10,-6,-9)
Tien Nghia Phong/Lukas Wang – Matt Closset/Noan Piette 4:0 (6,8,9,11)
Jonas Rinderer – Matt Closset 3:1 (10,-7,10,12)
Deutschland - Ungarn, Freitag 17.30 Uhr (Tisch 13)
Deutschland - Frankreich, Samstag 11.10 Uhr (Tisch 4)
Mädchen (U19)
Gruppe B
Deutschland - Belgien 3:0
Mia Griesel – Lilou Massart 3:0 (8,8,10)
Lisa Wang – Jessia Lewyckyj 3:1 (7,-6,6,6)
Eireen Kalaitzidou – Lilly Laffineur 3:0 (5,7,6)
Deutschland - Tschechien, Samstag 9 Uhr (Tisch 1)
Deutschland - Österreich, Samstag 15.30 Uhr (Tisch 12)
Jungen (U19)
Gruppe A
Deutschland - Frankreich 1:3
Lleyton Ullmann – Nathan Pilard 1:3 (9,-8,-10,-10)
Matej Haspel – Nathan Lam 0:3 (-6,-11,-9)
Alexander Uhing – Antoine Noirault 3:1 (8,-8,6,8)
Lleyton Ullmann – Nathan Lam 0:3 (-8,-5,-11)
Deutschland - Niederlande, Freitag 17.30 Uhr (Tisch 9)
Deutschland - Polen, Samstag 11.10 Uhr (Tisch 6)
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(FKT)
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