Petra Sörling ließ sich nach der Wahl schnell von Botschaftsmitarbeitern aus dem Saal begleiten (Quelle: Screenshot/ITTF)
28.05.2025 - Wer die Bilder der aggressiven Diskussion während der jährlichen ITTF-Vollversammlung am Dienstagnachmittag im Livestream gesehen hat, kann wohl nachvollziehen, dass Petra Sörling, deren erneute Wahl zur Verbandspräsidentin Auslöser des Tumults war, die Sitzung schnell verlassen hat. Gegenüber der schwedischen Zeitung Dagens Nyheter äußerte sich Sörling zu der umstrittenen Wahl, während ihr Konkurrent Khalil Al-Mohannadi seine Kritik auf Instagram bekräftigte.
104 zu 102 lautete das knappe Ergebnis, mit dem Petra Sörling im Rahmen der Jahreshauptversammlung der ITTF in Doha am Dienstagnachmittag erneut zur Verbandspräsidentin gewählt wurde. Die anschließende, teils lautstarke Diskussion, die wegen Unregelmäßigkeiten bei der Anzahl der online teilnehmenden Stimmberechtigten ausgelöst wurde (myTischtennis.de berichtete), führten dazu, dass sich Sörling von Mitarbeitern der schwedischen Botschaft in Doha hinausbegleiten ließ. „Es herrschte eine sehr aggressive Atmosphäre im Saal und ich fühlte mich nicht sicher“, erklärte sie der schwedischen Zeitung Dagens Nyheter. Auf die Frage, ob sie glaube, dass das Wahlergebnis rechtens sei, bekräftigte die Präsidentin: „Auf jeden Fall. Und wenn man dagegen Einspruch einlegen möchte, kann man sich an den internationalen Sportgerichtshof CAS oder ein Zivilgericht wenden.“ Die Schwedin sehe nichts, was den ITTF-Statuten widerspreche. „Und die anwesenden Rechtsexperten bestätigen das auch.“
„Extrem enttäuscht und schockiert“
Dass das Ergebnis am Ende so knapp ausfiel, erklärte Sörling gegenüber Dagens Hyheter mit dem Veranstaltungsort der Versammlung, Al-Mohannadis Heimat Katar. Man habe als Kandidat viele Vorteile, wenn man auf heimischem Boden ist, und sie sei sich sicher, dass das Ergebnis deutlicher ausgefallen wäre, wenn die Wahl woanders stattgefunden hätte. Außerdem sprach sie sich im Rahmen des Interviews dafür aus, die Statuten des Verbandes dahingehend zu ändern, dass die Stimmen aktiver Mitglieder stärker gewichtet werden sollten als die inaktiver Mitglieder. Über die angeblichen Untersuchungen, die die Integritätseinheit der ITTF gegen Al-Mohannadi und seine Unterstützer laut New York Times vorab geführt haben soll, habe Sörling wegen der Unabhängigkeit dieser Abteilung nichts gewusst. „Was ich sagen kann, ist, dass auf den Fluren viel darüber geflüstert wurde“, schildert sie. „Die Zeit wird zeigen, ob da etwas dran ist.“
Auch ihr Konkurrent Khalil Al-Mohannadi meldete sich nach der Sitzung noch einmal zu Wort. In einer vom katarischen Tischtennisverband geteilten Instagram-Story des ITTF-Vizepräsidenten erklärt er: „Ich bin extrem enttäuscht und schockiert, was während der Wahl geschehen ist. Tischtennis liegt mir sehr am Herzen und darum möchte ich die Spaltung, die dadurch verursacht wurde, nicht sehen.“ Er bekräftigt ferner seine bereits in der Versammlung geäußerte Kritik, dass bei der Wahl die Prinzipien der Transparenz und Professionalität, die ein zentrales Anliegen der ITTF seien, nicht eingehalten worden seien. „Es besteht die Gefahr, dass dadurch der Ruf unseres Sports beschädigt und das Vertrauen in unsere Organisation untergraben wird“, sorgt sich Al-Mohannadi, der nun auf die ihm angekündigte Untersuchung setzt. „Diese muss unparteiisch erfolgen und das Ergebnis muss klar kommuniziert werden. Ich hoffe, dass der gesunde Menschenverstand und die Gerechtigkeit triumphieren werden.“
ITTF-Chef will Lösung finden
Die ITTF hielt sich nach den Vorfällen auf ihrer Webseite eher bedeckt, sprach lediglich von „Außenstehenden“, die die Sitzung unterbrochen hätten. ITTF-Geschäftsführer Steve Dainton entschuldigte sich jedoch gegenüber chinesischen Medien für die Situation und kündigte an: „Wir werden versuchen, uns mit beiden Parteien an einen Tisch zu setzen und Lösungen zu finden.“ DTTB-Chef Dr. Wolfgang Dörner, der in Doha vor Ort war, äußerte sich auf der DTTB-Seite ebenfalls zu den Vorfällen. „Das knappe Wahlergebnis war zu erwarten. Die anschließende Aggressivität in der Diskussion über das Abstimmungsverfahren hat mich überrascht“, wird der Vorstandsvorsitzende zitiert. „Wir erwarten, dass die ITTF die offenen Fragen durch die zuständigen Gremien sorgfältig prüfen und nachvollziehbar klären lässt. Die Glaubwürdigkeit eines Sportverbands steht und fällt mit der Integrität seiner Verfahren.“
(JS)
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