Freude auf der einen, Enttäuschung auf der anderen Seite: Nina Mittelham und Yuan Wan trafen im Viertelfinale aufeinander. (©Qiu)
19.10.2024 - Drei deutsche Damen haben am vorletzten Tag der Individual-EM in Linz zunächst den Einzug ins Viertelfinale geschafft. Für Sabine Winter war im Medaillenmatch gegen die Titelverteidigerin und Lokalmatadorin Sofia Polcanova Schluss. Vize-Europameisterin Nina Mittelham setzte sich in der Runde der letzten Acht gegen ihre Teamkollegin Yuan Wan durch, die zuvor den größten Erfolg ihrer Karriere feierte. So liefen die deutschen Viertel- und Halbfinalspiele.
Von drei Viertelfinalistinnen aus Deutschland blieb am Ende mit Nina Mittelham eine Halbfinalistin bei der EM in Linz übrig.
Yuan Wan konnte am Samstagmittag immer noch nicht wirklich realisieren, was sie im EM-Einzel-Achtelfinale gegen die Portugiesin Jieni Shao geleistet hatte. Als Außenseiterin und Nummer 110 der Welt zwang die Bundesligaspielerin aus Weinheim die 54. der Weltrangliste mit 4:1 in die Knie. Der formstarken Olympia-Fahrerin gelang somit der größte Wurf ihrer Laufbahn. „Normal ist sie viel besser als ich. Aber ich hatte nichts zu verlieren und konnte frei aufspielen“, atmete die 27-Jährige erleichtert durch und konnte ihre Setzung in Österreich noch einmal übertreffen. „Ich habe fest an mich geglaubt. Das war der Schlüssel. Ich spiele im Moment mein bestes Tischtennis“, ergänzte Wan, die es wie schon in München 2022 unter den letzten 32 erneut mit Nina Mittelham zu tun bekam.
Wans größter Erfolg, Knieverletzung schränkte sie ein
Die Berlinerin hatte ebenfalls gegen eine Portugiesin die Nase vorn. Mit 4:2 setzte sich die amtierende Vize-Europameisterin, die sich tags zuvor gegen Gaia Monfardini noch so schwergetan hatte, gegen ihre Lieblingsgegnerin Fu Yu durch. „Ich habe gemerkt, dass ich nicht in Topform bin, aber deutlich besser gespielt als gestern. Ein, zwei Abläufe sind schon automatisierter. Aber es geht mir körperlich gut. Ich bin es noch nicht gewohnt, so viel zu spielen. Aber das gehört dazu. Yuan und ich kennen uns sehr gut. Sie spielt hier sehr gut. Es wird ein offenes Spiel.“
Das wurde es aber nicht. Eine deutsche Halbfinalistin stand also schon im Vorfeld fest. Mittelham drückte der Partie prompt ihren Stempel auf, gewann die ersten beiden Sätze klar. Wan verkürzte noch mal, sah noch die Gelbe Karte wegen Zeitverzögerung, fand am Ende aber nicht mehr die Mittel, um das Ruder noch herumzureißen. Mit verbundenem Knie verließ die unterlegene Viertelfinalistin die Halle, konnte aber dabei schon wieder lachen. Schon beim Einspielen war Wan nicht richtig aufgekommen. „Da dachte ich noch, das geht weg. Aber ab dem zweiten Satz stimmte etwas nicht. Ich habe es ausgeblendet, konnte mein linkes Bein aber nicht so gut bewegen. Beim Kurz-Lang-Spiel war ich schon langsamer“, erklärte Wan.
Mittelham liebäugelte mit einer Medaille
Die erste Schnelldiagnose: ein stechender Schmerz, zusätzlich zur Enttäuschung. „Gegen Nina muss man einfach 110 Prozent geben, um sie bei dem Niveau bei einem großen Turnier zu schlagen. Das muss ich natürlich erst mal verdauen. Trotzdem bin ich sehr stolz. Ich glaube, der Schwung von Olympia hat mir geholfen, dass ich so eine Großveranstaltung noch cooler angehen konnte. Ich werde mit einer positiven Einstellung rausgehen und hoffe, irgendwann mal eine EM-Einzel-Medaille in den Händen zu halten.“
Nina Mittelham mag deutsch-deutsche Duell nicht so gerne. „Trotzdem ist es ein Spiel wie jedes andere auch. Du kannst dich mit niemanden austauschen. Ich habe gut ins Spiel gefunden. Das hat mir Sicherheit gegeben. Weil ich Yuan kenne, habe ich deutlich besser gespielt. Das hat mir geholfen, in den Rhythmus zu finden“, erklärte die Halbfinalistin, die trotz ihrer langen Zwangspause schon mit einer Medaille geliebäugelt hatte. „Ich wusste trotzdem nicht, wo ich stehe. Es war kein einfacher Weg. Aber meine Familie und Freunde haben mich enorm unterstützt. Mit jedem Satz wurde es besser.“
Winter verpasst Revanche gegen Freundin Polcanova
Auch Sabine Winter qualifizierte sich dank des 4:3-Erfolgs über die routinierte Rumänin Elizabeta Samara erneut für das Viertelfinale. Die Bayerin bog einen 2:3-Rückstand noch um und agierte auch mit ihrer Rückhand stabil. „Ich hätte mich geärgert, wenn ich das nicht nach Hause gebracht hätte, weil ich einige Sätze nach Führung noch verloren habe“, so die Bronzemedaillengewinnerin von 2022. In München war es das Halbfinale, das die 32-Jährige gegen ihre gute Freundin Sofia Polcanova - kurz vor dem Turnier war sie noch auf Polcanovas 30. Geburtstag eingeladen - in der Verlängerung des siebten Satzes noch verlor.
Damals wurde Winters Heimspiel zerstört, diesmal sollte das der Lokalmatadorin vermiest werden. Doch es kam anders. Winter startete gut, hielt nach der Führung bis zum 8:8 im zweiten Satz gut mit. Polcanova war in den entscheidenden Momenten danach zur Stelle, erhöhte auf 3:1. Winter verpasste es, den Satzball zum 11:9 und 2:3 zu nutzen. Stattdessen punktete die Österreicherin dreimal in Folge und hat ihre dritte Medaille sicher. „Im Endeffekt war Sofia einfach besser und hat schlauer gespielt. Ich bin dann gegen eine Wand wie sie nicht durchgekommen. Natürlich ist es schade, aber die Leistung im Einzel war okay. Dem Doppel trauere ich noch etwas hinterher. Da hätten wir mehr erreichen können“, so Winter.
In den weiteren Viertelfinals unterlag die erfahrene Französin Jia Nan Yuan (Nummer drei der Setzliste) der neuen Mixed-Europameisterin Maria Xiao aus Spanien (Nummer 18) mit 3:4. Bernadette Szöcs hatte gegen Überraschungsviertelfinalistin Charlotte Lutz ordentlich zu kämpfen (4:2).
Die Damen-K.-o.-Spiele im Überblick:
Achtelfinale
Yuan Wan - Jieni Shao POR 4:1 (13,-11,9,7,9)
Nina Mittelham - Fu Yu POR 4:2 (-9,5,9,-9,8,6)
Sabine Winter - Elizabeta Samara ROU 4:3 (10,-6,5,-10,-13,10,6)
Viertelfinale
Maria Xiao ESP - Jia Nan Yuan FRA 4:3 (-13,8,-11,11,-3,7,3)
Yuan Wan - Nina Mittelham 1:4 (-6,-5,9,-7,-8)
Sabine Winter - Sofia Polcanova AUT 1:4 (7,-8,-3,-8,-10)
Bernadette Szöcs ROU - Charlotte Lutz FRA 4:2 (6,-7,5,-8,10,9)
Halbfinale, Sonntag ab 10.30 Uhr
Maria Xiao ESP - Bernadette Szöcs ROU
Nina Mittelham - Sofia Polcanova AUT
Finale, Sonntag 17 Uhr
Zum Liveticker des fünften Turniertags.
Weitere Informationen sowie alle Ansetzungen und Ergebnisse finden Sie auf der ETTU-Turnierseite sowie unter https://2024ettc.oettv.org/ (Turnierhomepage).
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(FKT)
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