Vor allem Annett Kaufmann konnte die ehemalige ungarische Nationalspielerin Krisztina Toth begeistern (©Heuing/privat)
07.08.2024 - Die deutschen Damen sind im Vorfeld und während der Olympischen Spiele 2024 in Paris mehrfach vom Unglück gebeutelt worden. Umso erstaunlicher erscheint der Halbfinaleinzug gegen Indien, der mithilfe von zwei Ersatzspielerinnen, Annett Kaufmann und Yuan Wan, erreicht wurde. Krisztina Toth lobt in ihrer Analyse die starke Mannschaftsleistung, hebt aber vor allem Kaufmann hervor, die das deutsche Team erneut gerettet hat. Der Generationswechsel ist vollzogen.
Die ehemalige ungarische Nationalspielerin sowie BTTV-Landestrainerin Krisztina Toth über den Halbfinaleinzug der deutschen Damen: „Ein Wahnsinnsspiel! Ein Großer - Timo Boll - ist gegangen und Annett Kaufmann ist angekommen. Sie ist erst 18 Jahre alt, aber zum Glück hat das deutsche Team Annett Kaufmann. Sie hat das Spiel wieder gerettet - und wie! Das kann man wirklich nur in den höchsten Tönen loben. Es ist unglaublich, Deutschland steht im Halbfinale - meinen Glückwunsch und Hut ab.
Im Doppel zwischen Xiaona Shan/Yuan Wan und Sreeja Akula/Archana Kamath gab es schon ein paar Schlüsselmomente. Indien hat im dritten Satz 9:5 geführt, aber Nana und Yuan haben das noch gedreht und das so wichtige Doppel gewonnen. Sonst wäre Deutschland wahrscheinlich ausgeschieden. Somit war es wirklich eine starke Mannschaftsleistung.
Beim Stand von 2:0 für Deutschland habe ich gedacht, dass Nana das Spiel gegen Kamath nach Hause bringt. Es hat mir für sie sehr leid getan, denn sie hat wirklich alles versucht. Im vierten Satz hat sie sogar mit 8:4 geführt und bei 9:9 eigenen Aufschlag gehabt. Aber da hat sie dann zwei leichte Eröffnungsfehler gemacht. Es ist momentan schwierig für sie, aber dafür war Annett Kaufmann diesmal wieder mehr als eine Bank und hat den Sieg eingetütet.
In diesem Spiele sind sehr viele verschiedene Materialien aufeinandergetroffen. Yuan spielt mit Noppen auf der Vorhand, Nana setzt als Penholderspielerin ebenfalls auf Noppen, Batra und Akula nutzen lange Noppen. Und gegen diese Materialspielerinnen hat Annett sehr stabil gespielt. Batra und Akula hatten keine Waffe, Annett dagegen war die Königin der parallelen Bälle, mit der sie sehr häufig gepunktet hat. Sie spielt taktisch so reif und technisch so sauber, ist so schnell. Ich kann aus meiner Erfahrung sagen, dass, wenn eine junge Spielerin schon diese Klasse hat, die älteren oft nicht mehr wissen, was sie gegen sie machen sollen. Sie hat sich ohne Probleme gegen eine Batra und Akula durchgesetzt, die beide schon Chinesinnen geschlagen haben. Wirklich eine unfassbare Leistung.
Wir wissen alle, wie schwierig es ist, einen Generationswechsel durchzuführen. Ich erinnere mich noch, als sich Csilla Batorfi aus der ungarischen Nationalmannschaft verabschiedet hat und man sich Sorgen um die Zukunft machte. Aber unsere Mannschaft ist sofort danach Europameister geworden. Ähnlich wie damals war auch Tamara Boros gezwungen, ihr Team umzustellen. Und es ist wirklich so: Eine Türe geht zu, ein Fenster geht auf. Es ist unfassbar schwierig, dafür den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Auch bei den Herren hört man ja nun nach der Niederlage gegen Schweden, dass die Spieler zu alt seien und man anders hätte nominieren müssen. Aber solch ein Wechsel ist eine große Herausforderung. Irgendwann muss man ihn durchführen, das sieht man auch an anderen Nationen. Aber bei den Damen hat es sich nun einfach so ergeben und sie haben sich ins Halbfinale gespielt. Das ist der beste Übergang, den man sich vorstellen kann.“
Das Spiel im Überblick
Viertelfinale
Deutschland - Indien 3:1
Wan/Shan - Akula/Kamath 3:1 (5,-8,10,6)
Annett Kaufmann - Manika Batra 3:1 (-8,5,7,5)
Xiaona Shan - Archana Kamath 1:3 (-17,1,-5,-9)
Annett Kaufmann - Sreeja Akula 3:0 (6,7,7)
(JS)
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