International

Sensationell! Franziska greift nach Smash-Gold

Bundestrainer Jörg Roßkopf war Patrick Franziskas erster Gratulant zum Finaleinzug (©ITTF)

10.05.2024 - Patrick Franziska sorgt beim Saudi Smash in Jeddah weiterhin für Schlagzeilen. Nicht nur, dass er zum zweiten Mal Weltmeister Fan Zhendong besiegte und gegen Dang Qiu seinen ersten Halbfinal-Einzug bei einem Grand Smash besiegelte. Gegen den Südkoreaner Jang Woojin ging Franziska sogar noch den nächsten Schritt und zog ins Endspiel ein, wo er am Samstag gegen die Nummer eins der Welt, Wang Chuqin, um den Titel spielen wird.

Sekundenlang stand Patrick Franziska vornübergebeugt mit beiden Händen vor dem Gesicht in der Box und musste offenbar erst einmal begreifen, was ihm gerade gelungen war. Er steht erstmals in einem Grand-Smash-Finale, könnte am Samstag gegen Wang Chuqin den großen Überraschungscoup landen und wird am Dienstag, wenn die nächste Weltranglistenberechnung auf dem Programm steht, einen Sprung nach vorne bis in die Top 10 machen. Nach dem Sieg gegen Jang Woojin im Halbfinale des Saudi Smashs sind dem 31-Jährigen bereits 33.050 US-Dollar und 1400 Weltranglistenpunkte sicher. Ein sensationeller Erfolg für Franziska, der vor wenigen Wochen mit der Nominierung zum Ergänzungsspieler für die Olympischen Spiele in Paris noch eine große Enttäuschung zu verkraften hatte. 

Thriller auf Augenhöhe

Schon die Vorzeichen versprachen ein Halbfinale auf Augenhöhe: Die Bilanz zwischen den beiden Spielern lag bei 2:2, in der Weltrangliste rangiert der beste Südkoreaner nur vier Plätze hinter dem Deutschen und beide hatten im Rahmen des Saudi Smashs einen Top-Chinesen besiegt - Franziska wies Fan Zhendong in die Schranken, Jang schickte Ma Long mit 0:3 aus der Box. Und tatsächlich schenkten sich die beiden Kontrahenten keine Punkte. Jang gelang der bessere Start, er war es, der den ersten Satz auf seine Seite holte. Doch Franziska beherrschte die Durchgänge zwei und drei, nachdem er vollends ins Spiel gefunden hatte. Auch in Satz vier hatte der Deutsche bereits mit 6:3 geführt, gab die Vorentscheidung aber aus der Hand, so dass Jang der 2:2-Ausgleich gelang. Als ihm in Satz fünf erneut eine hohe 8:3-Führung noch zu entgleiten drohte, durchbrach Franziska durch eine schlau platzierte Auszeit den Lauf des Südkoreaners und holte sich die 3:2-Satzführung. Doch Jang ließ sich noch nicht abschreiben. Diesmal war er es, der den nächsten Durchgang beherrschte und klar mit 11:5 gewann. Die Partie landete somit im siebten Satz, der deutlich knapper verlief. Franziska wechselte die Seiten mit einer 5:4-Führung, darauf folgte wiederum ein Zwischensprint von Jang auf 8:5. Doch das kann auch Patrick Franziska: Mit einem Sechs-Punkte-Durchmarsch sicherte er sich auf überragende Weise den Sieg und damit den Einzug ins Finale.

„Gegen Jang Woojin hat man nie die volle Kontrolle über das Spiel, er ist, denke ich, gerade vielleicht der schnellste Spieler - und das mit so viel Qualität“, lobte Franziska nach dem Spiel. „Nach der 2:1-Führung dachte ich, ich könnte den nächsten Schritt zum 3:1 machen. Als das nicht gelang, habe ich einfach weitergemacht. Ich habe keine Ahnung.“ Sein Finalgegner wird der aktuelle Weltranglistenerste Wang Chuqin sein, der im Halbfinale gegen seinen Teamkameraden Lin Shidong ebenfalls alle Hände voll zu tun hatte. In den ersten beiden Sätzen wurde Wang, der anfangs noch zu passiv agierte, von seinem 19-jährigen Gegner überrascht und geriet mit 0:2 in Rückstand. Ihm gelang es zwar, den Spieß umzudrehen und seinerseits mit 3:2 in Führung zu gehen, doch am Ende landete das Match im siebten Satz, den Wang mit 11:6 für sich entschied. Im Finale wird er erstmals Patrick Franziska gegenüberstehen. Der deutsche 'Chinesen-Schreck' hätte sicher nichts dagegen, seine Sammlung um die aktuelle Nummer eins der Welt erweitern zu dürfen.

Im Damen-Finale werden sich Weltmeisterin Sun Yingsha, und Olympiasiegerin Chen Meng gegenüberstehen. Während Chen die Japanerin Hina Hayata im Halbfinale in vier Sätzen besiegte, setzte sich Sun gegen ihre Teamkameradin Wang Yidi durch, die ihr zumindest einen Satz in der Verlängerung abnahm. Dies war der erste Durchgang, den Sun im Einzelturnier aus der Hand gab. Doch auch Gegnerin Chen kam mit relativ weißer Weste bis ins Finale. Bis auf das Viertelfinale gegen Miwa Harimoto, das sie mit 4:1 gewann, ging Chen ausnahmslos ohne Satzverlust aus der Box. Das Endspiel findet am Samstag um 13 Uhr statt.

Volle Ausbeute für China noch möglich

Dies wird dann bereits der vierte Titel sein, den China in Saudi-Arabien feiern darf. Denn auch wenn vor allem im Herren-Einzel einige Top-Chinesen früh aus dem Wettbewerb ausgeschieden waren, war die Tischtennisnation in den Doppelwettbewerben des Saudi Smashs das Maß aller Dinge. Nachdem Sun Yingsha und Wang Chuqin die Mixed-Konkurrenz am Donnerstag bereits mit einem schnellen 3:0-Sieg im Finale gegen Doo Hoi Kem und Wong Chun Ting gewonnen hatten, ging es in den Endspielen des Damen- und Herren-Doppels ähnlich flott. Chen Meng und Wang Manyu machten kurzen Prozess mit den Südkoreanerinnen Jeon Jihee und Shin Yubin, während Ma Long und Wang Chuqin ebenso deutlich gegen das japanische Duo Hiroto Shinozuka/Shunsuke Togami siegten. Drei von fünf Titeln des Saudi Smashs gingen also bereits an China, der vierte wird im Damen-Einzel folgen - die volle Ausbeute kann nur noch Patrick Franziska verhindern.
 

Die Spiele des Tages im Überblick

Herren-Einzel

Halbfinale
Patrick Franziska - Jang Woojin KOR 4:3 (-8,6,5,-7,9,-5,8)
Wang Chuqin CHN - Lin Shidong CHN 4:3 (-8,-8,8,9,4,-7,6)

Finale
Patrick Franziska - Wang Chuqin CHN, Samstag 14 Uhr


Damen-Einzel

Halbfinale
Sun Yingsha CHN - Wang Yidi CHN 4:1 (4,7,-13,9,9)
Chen Meng CHN - Hina Hayata JPN 4:0 (9,5,10,7)

Finale
Sun Yingsha CHN - Chen Meng CHN, Samstag, 13 Uhr


Herren-Doppel

Finale
Ma Long/Wang Chuqin CHN - Hiroto Shinozuka/Shunsuke Togami JPN 3:0 (6,5,9)


Damen-Doppel

Finale
Chen Meng/Wang Manyu CHN - Jeon Jihee/Shin Yubin KOR 3:0 (6,6,10)

Alle Spiele und Ergebnisse finden Sie auf der WTT-Turnierseite.

(JS)

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