Jugend-WM

Jugend-WM: Verzerrte Weltrangliste, schwere Lose

Kay Stumper ist in der U19-Konkurrenz topgesetzt (©ETTU)

01.12.2021 - Der Umstand, der bei den Erwachsenen in Houston bereits für Kopfschütteln und das vorzeitige Aufeinandertreffen eigentlicher Turnierfavoriten gesorgt hatte, setzt sich bei den am Donnerstag in Portugal beginnenden Jugend-Weltmeisterschaften (2. bis 8. Dezember) fort: Die Weltrangliste als Grundlage für die Setzung ist wegen der von einigen Nationen in der Pandemie-Zeit kaum oder gar nicht bereisten Turniere nur bedingt aussagekräftig.

Beispiel gefällig? Unter den Top 20 des U19-Rankings der Jungen gibt es nur drei Spieler, die nicht aus Europa kommen: den Inder Payas Jain als Nummer vier, den Iraner Navid Shams (12) sowie Australiens Nicholas Lum (18). Ein schönes Bild gibt der „alte Kontinent“ da ab. Wie aussagekräftig es tatsächlich ist, wird sich jedoch bei diesen Welttitelkämpfen, dem Highlight im Jugend-Kalender, zeigen. 

„Die Europäer haben viele Turniere gespielt, die Asiaten nicht. So ist China zum Beispiel ohne Turnierteilnahme im U15-Bereich hier auch mit keiner Mannschaft am Start“, erklärt Zhu Xiaoyong, der Bundesstützpunkttrainer Düsseldorf. „Im U19-Bereich hatten sie zumindest ein paar etwas ältere Ergebnisse, die noch in die Wertung kamen. So sind sie für U19 qualifiziert. Das ist der Grund, warum die Weltrangliste nicht realistisch ist.“ Die Auswirkungen im Einzel wird der an Position eins gesetzte U19-Europameister Kay Stumper ganz unmittelbar erfahren: In Runde eins des 32er-Feldes trifft er auf seinen japanischen Doppelpartner Hiroto Shinozuka, im Achtelfinale sehr wahrscheinlich auf den Chinesen Xiang Peng. Der 18-Jährige stand schon 2018 im Halbfinale bei der JWM, hat aber Anfang 2020 seine letzten internationalen Turniere bestritten. „Im ersten Spiel gegen einen Japaner, im zweiten gegen einen Chinesen. So hat die Nummer eins keinen Vorteil“, sagt Zhu.

Topsetzung für Mädchen-Team 15 und Jungen 19
Doch zunächst zu den Team-Konkurrenzen, mit denen das Turnier beginnt. Mit zwölf Jungen und Mädchen ist Team Deutschland in den Klassen Jugend 19 und 15 am Dienstag angereist. Außer bei den Jungen 15 ist der Deutsche Tischtennis-Bund in allen Mannschaftswettbewerben vertreten. Der Teilnehmer an den 15er-Individual-Events, Schwarzenbeks Lleyton Ullmann, fliegt am Donnerstag hinterher.

Das U15-Team der Mädchen um die dreifache Nachwuchs-Europameisterin Annett Kaufmann und die U19-Jungen, angeführt von Kay Stumper, ist sogar an Position eins gesetzt. Die U19-Mädchen mit der Weltranglisten-15. Naomi Pranjkovic an der Spitze sind die Nummer sechs der Setzliste. Ähnlich wie das Einzel-Beispiel Stumpers sorgt die Topsetzung bei den Mädchen 15 nicht für ein entsprechendes Los im Auftaktmatch, dem Viertelfinale: Japan ist der Gegner mit Miwa Harimoto als Spitzenspielerin, der kleinen Schwester des World-Cup-Finalisten von 2019, Tomokazu. Und ähnlich wie ihrem Bruder eilt auch der 13-jährigen Miwa der Wunderkindstatus voraus. „Das Spiel gegen Japan ist eigentlich das vorgezogene Endspiel“, kommentiert Bundestrainerin Jie Schöpp. „Japan ist super stark. Für uns ist das eine schwere Aufgabe in der ersten Runde.“

Mädchen 19: China im Achtelfinale – eine Hausnummer!
Zhus Jungen 19 haben in Runde eins des 16er-Feldes ein Freilos und treffen dann auf den Sieger des Duells Polen gegen Portugal; ziemlich sicher auf die überragenden Polen, die Deutschland bei den Jugend-Euros im Viertelfinale mit 3:0 ausgeschaltet hatten und am Ende den Titel holten. „Das ist eine schwere Auslosung“, räumt Zhu ein, „aber wenn man eine Medaille gewinnen will, kommt es nicht so sehr auf die Auslosung an, denn dann muss man sowieso alle schlagen können.“

Die Mädchen 19 bekommen es in ihrem Auftaktmatch sofort mit dem Reich der Mitte zu tun. „China im Achtelfinale ist eine Hausnummer, eine echte Herausforderung“, so Lara Broich, die Bundestrainerin NK1 weiblich. „Wir sind in dem Spiel eher der Außenseiter, aber das ist eine WM und da bekommt man keine einfachen Gegner. Wir müssen über unserem Limit spielen und werden auf jeden Fall unser Bestes geben. Wir werden morgen noch mal das Training nutzen und dann alles, was wir haben, direkt in die Waagschale werfen.“

Apropos Training: Die Bedingungen im Pavilhão Desportivo Municipal de Gaia sind gut, wie die Deutschen am späten Nachmittag bereits testen konnten. Haupthalle, Einspielhalle und Trainingshalle sind nah beieinander. Das erste Training ist erfolgreich absolviert. Und noch viel wichtiger: Alle haben den Corona-Check bestanden. Auch der war bei den Erwachsenen in Houston so manchem zum Verhängnis geworden.

Die Auftaktspiele der Deutschen in den Mannschaftswettbewerben ab Donnerstag, 2. Dezember

Jungen 19, Achtelfinale
Deutschland, Freilos

Viertelfinale
Deutschland – Polen oder Portugal

Mädchen 19, Achtelfinale
Deutschland – China

Mädchen 15, Viertelfinale
Deutschland - Japan

Das Aufgebot des DTTB bei der Jugend-WM (2. bis 8. Dezember):

U19

Jungen-Mannschaft
Hannes Hörmann (TV Hilpoltstein), Daniel Rinderer (FC Bayern München), Tom Schweiger (FC Bayern München), Kay Stumper (TTC Neu-Ulm)

Mädchen-Mannschaft
Anastasia Bondareva (TTC Bingen/Münster-Sarmsheim), Sophia Klee (TTC Weinheim), Naomi Pranjkovic (SV DJK Kolbermoor), Sarah Rau (SC Niestetal)

Jungen-Einzel
Kay Stumper, Daniel Rinderer

Mädchen-Einzel
Sophia Klee, Naomi Pranjkovic

Jungen-Doppel
Kay Stumper/Hiroto Shinozuka JPN, Daniel Rinderer/Nicholas Lum AUS

Mädchen-Doppel
Sophia Klee/Naomi Pranjkovic

Mixed
Sophia Klee/Kay Stumper, Naomi Pranjkovic/Borgar Haug NOR, Hend Fathy EGY/Daniel Rinderer

U15

Mädchen-Mannschaft
Mia Griesel (MTV Tostedt), Annett Kaufmann (SV Böblingen), Josephina Neumann (TSV Langstadt), Jele Stortz (DJK Offenburg)

Jungen-Einzel
Lleyton Ullmann (SV Schwarzenbek)

Mädchen-Einzel
Mia Griesel, Annett Kaufmann

Jungen-Doppel
Lleyton Ullmann/Daniel Berzosa ESP

Mädchen-Doppel
Mia Griesel/Annett Kaufmann

Mixed
Annett Kaufmann/Lleyton Ullmann, Mia Griesel/Milosz Redzimski POL

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(DTTB)

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