Ruwen Filus hat in Houston bisher noch keinen Satz verloren (©ITTF)

Ruwen Filus hat in Houston bisher noch keinen Satz verloren (©ITTF)

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26.11.2021 - Die schlechte Nachricht? Shan Xiaona, Han Ying, Patrick Franziska und Benedikt Duda sind in der dritten Einzelrunde der WM in Houston ausgeschieden. Die gute? Timo Boll und Ruwen Filus sind noch im Rennen und spielen morgen um den Einzug ins Viertelfinale, wo sie direkt aufeinandertreffen könnten. Für den Abwehrstrategen geht es gegen Lokalmatador Kanak Jha, Boll wird sich überraschend mit Defensiv-Ass Wang Yang messen.

Die Geschichte liest sich fast märchenhaft: Eigentlich war Ruwen Filus gar nicht für die WM in Houston nominiert gewesen. Nur der Rückzug von Dimitrij Ovtcharov, der sich einer Knöchel-OP unterziehen musste, führte dazu, dass er ins Team nachrückte. Und nun steht der Abwehrspezialist ohne Satzverlust als einer von zwei Deutschen im Einzel-Achtelfinale. Dass er auch Jakub Dyjas, der zuvor Tomokazu Harimoto aus dem Turnier geworfen hatte, mit 4:0 besiegen würde, damit habe er nicht gerechnet, aber es gehofft. Bei ihrer letzten Begegnung hatte Dyjas gewonnen, allerdings das erste Mal. „Deshalb bin ich zwar mit einer Niederlage im Hinterkopf, aber trotzdem optimistisch ins Spiel gegangen“, erzählte Filus, der sich vornahm, mehr zu variieren und mehr auf Angriff zu gehen. „Dass ich so souverän gegen ihn gewonnen habe, freut mich natürlich sehr.“

Nach dem 4:0-Sieg steht im Achtelfinale nun Lokalmatador Kanak Jha auf dem Programm, gegen den er eine ausgeglichene Bilanz hat. „Er hat viel Kontrolle, auch gegen Abwehr“, ist Filus gewarnt, der sein bestes WM-Ergebnis, das Erreichen des Achtelfinals 2017, nun schon eingestellt hat. Gesellschaft leistet ihm in der Runde der besten 16 Timo Boll, der gegen seinen Gegner Pang Yew En Koen keinerlei Probleme hatte. Boll hatte über eineinhalb Stunden auf den Beginn seines Spiels warten müssen, dafür marschierte er im Eiltempo zum Sieg. Im Achtelfinale wird er auf Wang Yang treffen, der überraschend Simon Gauzy besiegte. "Er ist ein gefährlicher Abwehrer, weil er den Schnitt ganz gut variiert, da habe ich Respekt vor", erklärte Boll. "Normal spiele ich ja gut gegen Abwehr, aber ich muss hoffen, dass der Körper morgen funktioniert." Im Falle eines Sieges könnte er nun zwei Spiele in Folge gegen Abwehr bestreiten, denn Filus könnte sein Gegner im Viertelfinale sein.

Franziskas Aufholjagd wird nicht belohnt

Das deutsche Team musste am Donnerstag so manche Niederlage verkraften, aber die bitterste erlitt wohl Patrick Franziska. Gegen Truls Moregardh hatte er vor wenigen Wochen erst in der Champions League knapp verloren. Die Revanche sollte in Houston folgen. Nach erfolgreichem ersten Satz übernahm hingegen der Schwede das Ruder und spielte sich mit 3:1 in Front. Franziska gelang das Kunststück, sich mühsam in den siebten Satz zu kämpfen, wo er sich sogar zwei Matchbälle erarbeitete. Nach einem umstrittenen Kantenball und zwei Matchbällen für Moregardh war es dann aber der Schwede, der jubeln durfte. „Ich bin enttäuscht, verärgert, alles ein bisschen“, sagte ein niedergeschlagener Franziska nach dem Spiel. „Ich war in den Sätzen zwei bis vier nicht so da, wie ich wollte. Er spielt einen anderen Rhythmus und ich bin nicht so ins Laufen gekommen. Dass ich noch zurückgekommen bin und dafür nicht belohnt wurde, tut weh.“

Auch Benedikt Duda verkaufte sich gut gegen Liang Jingkun, den gestern sein Doppelpartner Dang Qiu am Rand einer Niederlage hatte. Und auch Duda hatte seine Chancen gegen den Chinesen, hielt die ersten beiden Sätze offen und verkürzte schließlich mit 11:3 auf 1:2 Sätze. Der Ausgleich wäre wichtig gewesen, stattdessen baute Liang seine Führung aus und besiegelte schließlich seinen 4:1-Sieg. „Da war viel mehr drin“, fand der Bergneustädter. „Besonders der zweite Satz war schmerzhaft für mich. Den hätte ich gewinnen können. Dann wäre es vielleicht ein anderes Spiel gewesen.“

Keine deutsche Dame im Achtelfinale

Für die deutschen Damen ist der Einzelwettbewerb der WM in Houston beendet. Die beiden Debütantinnen Han Ying und Shan Xiaona waren die einzigen beiden Spielerinnen, die es bis in die dritte Runde geschafft hatten. Dank einer ungünstigen Auslosung warteten hier allerdings bereits Gegnerinnen aus China, die ein Weiterkommen trotz guter Leistungen der Deutschen nicht zuließen. Shan hatte gegen Chen Xingtong zumindest schon einmal gewonnen - auch wenn dieser Sieg bei den China Open schon fünf Jahre her ist. In Houston schaffte sie es allerdings leider nicht einmal, einen Satz zu gewinnen. Im dritten Durchgang vergab sie ihre beste Chance, als sie mit 9:6 führte, dann aber fünf Punkte in Folge kassierte. Wenig später hatte Chen das Spiel zu ihren Gunsten beendet. „Meine Gegnerin war wirklich stark, wie eine Mauer, sie hat alle Bälle zurückgebracht - und das mit Qualität“, analysierte Shan. „Es ist schade, dass ich den dritten Satz nicht gewonnen habe, da war ich zu hektisch. Mit meiner ersten WM bin ich zufrieden bisher, ich hätte mir nur eine andere Gegnerin gewünscht.“

Davon konnte Han Ying ein Liedlein singen. Gegen Sun hatte sie schon bei den Olympischen Spielen in Tokio ihre Medaillenhoffnungen im Viertelfinale begraben müssen und auch diesmal ließ die Chinesin nicht viel zu. Im zweiten Durchgang wäre ein Satzgewinn möglich gewesen, aber auch diesen holte sich Sun noch in der Verlängerung. Am Ende ging Han mit einem 0:4 vom Tisch. „Mein Ziel war es, wenigstens einen Satz zu gewinnen. Das habe ich leider nicht geschafft“, sagte Han. „Ich bin aber zufrieden mit mir. Sie ist eine absolute Topspielerin und wenn ich sie ein bisschen unter Stress setzen konnte, kann ich stolz auf mich sein.“ Für Han ist die WM nun beendet, Shan sehen wir morgen im Doppel an der Seite von Petrissa Solja wieder.

Die Spiele der Deutschen in der Übersicht (Angaben in deutscher Zeit): 

Herren-Einzel

3. Runde (32er)
Timo Boll - Pang Yew En Koen SGP 4:0 (4,7,5,5)
Benedikt Duda - Liang Jingkun CHN 1:4 (-8,-9,3,-9,-6)
Patrick Franziska - Truls Moregardh SWE 3:4 (3,-7,-8,-6,9,10,-11)
Ruwen Filus - Jakub Dyjas POL 4:0 (3,7,4,9)

Achtelfinale
Timo Boll - Wang Yang SVK, Freitag 23:50 Uhr
Ruwen Filus - Kanak Jha USA, Samstag 3:10 Uhr

Damen-Einzel

3. Runde (32er)
Shan Xiaona - Chen Xingtong CHN 0:4 (-5,-8,-9,-6)
Han Ying - Sun Yingsha CHN 0:4 (-6,-10,-4,-8)

Herren-Doppel

2. Runde
Dang Qiu/Benedikt Duda - Mihai Bobocica/Niagol Stoyanov ITA 3:1 (11,-11,5,6)
Patrick Franziska/Timo Boll - Wang Chuqin/Fan Zhendong CHN 0:3 (-6,-11,-3)

Achtelfinale
Dang Qiu/Benedikt Duda - Florent Lambiet/Martin Allegro BEL, Freitag 18 Uhr

Damen-Doppel

2. Runde
Petrissa Solja/Shan Xiaona - Debora Vivarelli/Giorgia Piccolin ITA 3:0 (10,7,4)
Nina Mittelham/Sabine Winter - Goi Rui Xuan/Wong Xin Ru SIN 3:0 (6,9,0)

Achtelfinale
Petrissa Solja/Shan Xiaona - Wang Manyu/Sun Yingsha CHN, Freitag 19:20 Uhr
Nina Mittelham/Sabine Winter - Mima Ito/Hina Hayata JPN, Freitag 18:40 Uhr

Mixed-Doppel

2. Runde
Patrick Franziska/Petrissa Solja - Juan Lamadrid/Paulina Vega CHI 3:0 (5,8,6)
Dang Qiu/Nina Mittelham - Lin Gaoyuan CHN/Lily Zhang USA 1:3 (12,-8,-3,-10)

Achtelfinale
Patrick Franziska/Petrissa Solja - Ho Kwan Kit/Lee Ho Ching HKG, Freitag 21 Uhr

Alle Spiele finden Sie auf der WTT-Webseite!

(JS)